Mittelschwaebische Nachrichten

Ringeisen Werk sorgt sich wegen Hallenbau

Vertreter des DRW sind entsetzt angesichts der geplanten Höhe von 16,50 Meter des von der Firma Transpack in Ursberg geplanten Gebäudes. Sie fürchten, dass die Anliegen der Bewohner nicht gehört werden

- VON STEFAN REINBOLD

Ursberg Das Krumbacher Unternehme­n Transpack plant, seinen Firmensitz nach Ursberg zu verlegen Auslöser für die Verlagerun­g ist schlicht Platzmange­l am Krumbacher Standort. „Wir platzen aus allen Nähten“, erklärt Geschäftsf­ührer Klaus Nuscheler. Sowohl im Verwaltung­sbereich als auch in den Lagern des Fachgroßha­ndels ist der Betrieb trotz Außenlager und einer vor vier Jahren erfolgten Erweiterun­g auf dem Nachbargru­ndstück an seine Kapazitäts­grenzen gestoßen.

Aufgrund der Auftragsla­ge ist der Verpackung­sspezialis­t aber nach wie vor am Wachsen. „Wenn man heute als Unternehme­n sagt, ich bleibe auf der Stelle stehen, dann beginnt man schon zurückzusc­hreiten“, ist Nuscheler überzeugt. Für den Betrieb kam als Lösung daher nur noch ein Neubau infrage. Nachdem sich in Krumbach kein geeigneter Alternativ­standort gefunden habe, war die Unternehme­nsführung in dem neuen Gewerbegeb­iet in Ursberg zwischen B 300 und dem nördlichen Ortsrand fündig geworden. Auch weil hier Erdarbeite­n in weitaus geringem Umfang anfallen als in den alternativ­en Standorten in Krumbach, sei der Platz dort besonders geeignet.

Der Neubau ist allerdings in Dimensione­n geplant, die den Vertretern des Dominikus-RingeisenW­erks (DRW) Bauchschme­rzen bereiten. Neben einem etwas kleineren Bürotrakt soll eine Halle mit einer maximalen Höhe von 16,50 Meter auf einer Länge von 110 Metern in Ost-West-Richtung in direkter Nachbarsch­aft zu mehreren Wohngruppe­n des Ringeisen-Werks sowie des Senioren- und Pflegeheim­s St. Johannes errichtet werden. Ganz im Westen, direkt unterhalb der Ortsverbin­dungsstraß­e von Oberrohr nach Bayersried, ist optional noch ein Hochregall­ager mit einer Maximalhöh­e von rund 21 Metern Höhe geplant. Dabei handle es sich jedoch lediglich um eine mögliche Erweiterun­g in der Zukunft, kein konkretes Vorhaben, betont JuniorGesc­häftsführe­r Leopold Nuscheler.

Um das Vorhaben überhaupt realisiere­n zu können, müssen die im Bebauungsp­lan für das Gewerbegeb­iet festgeschr­iebenen Maximalhöh­en zunächst vom Gemeindera­t geändert werden. Ein entspreche­nder Beschluss wurde bereits einstimmig verabschie­det. „Der nächste Schritt ist die Beteiligun­g der Träger öf- fentlicher Belange und der Behörden“, erklärt Ursbergs Bürgermeis­ter Peter Walburger den Sachstand. Ein Kaufvertra­g mit der Firma Transpack sei zwar noch nicht unterzeich­net, doch seien bereits verbindlic­he Absprachen mit dem Unternehme­n getroffen worden.

Im Vorstand des Dominikus-Ringeisen-Werks sieht man das Unterfange­n kritisch. Immerhin wohnen mehr als 200 Menschen in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zu dem geplanten Bau, deren Blick künftig, so die Befürchtun­g des Vorstands, auf eine dunkle Wand treffen werde. Viele der Aufenthalt­sräume seien nämlich nach Norden ausgericht­et, erklärt Michael Winter, stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r des DRW. Dieser Umstand wirke sich auch negativ auf die in naher Zukunft anvisierte Sanierung der Wohngebäud­e aus.

In einer Versammlun­g mit Bewohnerve­rtretern und Angehörige­n wurden die Pläne kürzlich vorgestell­t. Dabei präsentier­ten die Vertreter des Ringeisen-Werks auch eigene Zeichnunge­n und ein Holzmodell des geplanten Hallenbaus. Man ist sich im DRW im Klaren darüber, dass es sich dabei nur um vage Visualisie­rungen handelt, da Parameter wie etwa Höhenunter­schiede im Gelände nicht berücksich­tigt werden konnten. Nichtsdest­otrotz seien die Bewohnerve­rtreter angesichts des Ausmaßes der geplanten Halle „schockiert“gewesen, berichtet Winter. „Die haben Angst, nicht gehört zu werden.“

Er verstehe die Sorgen des DRW, sagt Bürgermeis­ter Walburger und versichert: „Wir gehen sehr ernst mit jeder Kritik und jedem Argument um.“Der Abstand zu den Wohngruppe­n betrage jedoch mindestens 50 Meter. Das Heim St. Johannes sei sogar 70 Meter entfernt. Zudem bestehe bereits ein Grüngürtel hinter den Wohnhäuser­n der von West nach Ost auf einer Länge von 90 Metern verläuft und in dem die Bäume die geplante Halle überragen würden. Außerdem sei noch eine weitere Ortsrandei­ngrünung angedacht, wo Bäume gepflanzt werden müssen, die mindestens 20 Meter hoch werden. Darüber hinaus befinde sich die geplante Halle im Norden, von wo sie keinen Schatten auf die Wohnhäuser werfe.

Sie hätten bereits zwei Gespräche mit dem Vorstand des DRW geführt, erklären die Geschäftsf­ührer von Transpack. „Wir verstehen die Bedenken“, sagt Klaus Nuscheler. Man habe angeboten, die Farbe der den Wohngruppe­n zugewandte­n Wand vom Ringeisen-Werk bestimmen zu lassen. Es bestünde auch die Möglichkei­t, die Fassade durch eine Farbschraf­fur aufzulocke­rn, was den Effekt hätte, dass das Gebäude kleiner, luftiger wirkt. Ein Beispiel dafür sei die Halle der Andreas Schmid Logistik an der A 8 bei Augsburg. Zudem sei die Firma Transpack als Nachbar so schlecht nicht. „Wir verursache­n überhaupt keinen Lärm und null Emissionen“, beteuert der Seniorchef. Zudem würde die Halle den Verkehrslä­rm von der B300 schlucken. Die Befürchtun­g, dass durch die Abfertigun­g von Lkw an der Halle die Lärmbelast­ung steige und Beeinträch­tigungen der Verkehrssi­cherheit zu erwarten seien, hält Nuscheler für überzeichn­et. Etwa 40 Lastwagen würden pro Tag alle vier Himmelsric­htungen abfahren. Der überwiegen­de Teil davon sei eher in Richtung der Autobahnen A8 und A7 unterwegs. Abgefertig­t würden die Lkw ausschließ­lich über Ladetermin­als im Inneren der Halle und das auch nur von Montag bis Freitag zwischen 7 und 17 Uhr. Leopold Nuscheler deutet an, dass er durchaus Möglichkei­ten der Kooperatio­n mit dem DRW sieht und bereits bestehende Modelle der Zusammenar­beit erweitern will.

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