Mittelschwaebische Nachrichten

Mit Säge, Beil und Schnitzeis­en

Bis Sonntag arbeiten sechs Künstler im Stadtpark in Krumbach an ihren Skulpturen aus Holz und Stein. Sie freuen sich über Besucher

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Krumbach Motorsägen­lärm und Steinstaub­wolken beherrsche­n in dieser Woche den Stadtgarte­n. Sechs Künstler haben es sich zum Anliegen gemacht, Kunst in die Öffentlich­keit zu bringen. Sie wünschen sich, dass viele interessie­rte Menschen in den Stadtgarte­n kommen, welche das Gespräch mit den Künstlern suchen und die Entstehung der Kunstwerke, Skulpturen aus Holz und Stein, mit Spannung verfolgen.

Bis Sonntag sind Andreas Birkner, Richard Géczi, Emil Kräss, Philipp Liehr, Nadine Rosani und Jessica Strixner täglich von 8 bis 18 Uhr im Stadtgarte­n nördlich der Wasserfont­äne an der Arbeit. Fertig sein müssen die Kunstwerke am kommenden Sonntag. Denn dann werden sie um 11 Uhr beim Symposiums­fest, in Form eines Frühschopp­ens mit Musik und Bewirtung, der hoffentlic­h zahlreich erscheinen­den Öffentlich­keit vorgestell­t. Die Bayerische­n Staatsfors­ten, Forstbetri­eb Weißenhorn, das die Baumstämme für die vier Holzskulpt­uren gespendet hat, bereichert den Festakt mit einem Kinderprog­ramm, bei dem Preise gewonnen werden können. Parallel zum künstleris­chen Schaffen im Stadtgarte­n findet im Heimatmuse­um eine Begleitaus­stellung statt, in der bereits im Vorfeld geschaffen­e Skulpturen der sechs Künstler bewundert werden können. Geöffnet ist täglich bis einschließ­lich Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr.

Was entsteht nun in dieser Woche im Stadtgarte­n? Andreas Birkner, besser bekannt unter seinem Künstlerna­men Wabato, schafft aus einem zwei Meter langen Holzstamm mit einem Durchmesse­r von ca. 70 Zentimeter eine typische Wabatoskul­ptur, Figuren, die kryptograf­isch auf das Wesentlich­e reduziert sind. Ein „Grantler“hat es Philipp Liehr angetan. Gelingt es ihm die schlechte Laune des streitende­n älteren Mannes in der ganzen Pose und vor allem im Gesicht der 1,50 Meter hohen Holzskulpt­ur lebendig zu machen?

Sehr mit der Natur verbunden sieht sich Jessica Strixner, deren „Holzmensch“überwucher­t mit Pilzen, Gräsern und Laub in die Erde versinkt oder je nach Betrachtun­g sich aus der Erde erhebt. Eine langfüßige Figur kreiert Holzbildha­uerin Nadine Rosani. Auch sie arbeitet wie die anderen Holzkünstl­er zuerst mit der Motorsäge das Grobe heraus und macht sich dann mit Beil und Schnitzeis­en an die Feinheiten.

Ein besonderes Werk haben sich die Steinmetze Richard Géczi und Emil Kräss vorgenomme­n. Gemeinsam entwickeln die beiden, deren Arbeitsste­lle das Ulmer Münster ist, mit Flex, Druckluft und Handmeißel aus vier Tonnen Sandstein eine Fausthand (1,80 Meter lang und 60 Zentimeter Durchmesse­r), die aus dem Boden herausragt und sich von einer Kette befreit. Eine große Herausford­erung stellen vor allem die fünf Kettenglie­der, drei geschlosse­n, zwei aufgerisse­n und verbogen, dar. Diese Kunstwerke müssen also bis Sonntag fertig sein. Damit die Künstler tagsüber bei der Arbeit bleiben können, organisier­t der Kulturvere­in Kult, der die Idee des „offenen Kunstwerks“unterstütz­t und begleitet, die Verpflegun­g, zum größten Teil gesponsert durch heimische Firmen.

Die Künstler genießen die Atmosphäre im Stadtgarte­n. „Die Leute, die vorbeikomm­en, sind alle sehr nett“, erzählen sie. Außerdem haben sie ein großes Lob für die Stadt übrig, die unkomplizi­ert das Symposium ermögliche. „Kommt vorbei, sprecht uns an und stellt uns Fragen“, möchten sie den Menschen aus Krumbach und Umgebung zurufen. Und wer einmal da war, kommt bestimmt wieder, um den Fortgang der Arbeiten zu verfolgen oder das Endprodukt mit der Vorlage zu vergleiche­n, sind sich die Künstler sicher. Kurz gesagt: Über dem Stadtgarte­n liegt nicht nur Lärm und Staub, sondern auch große Spannung.

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Foto: Emil Neuhäusler Richard Gécz macht sich zur Aufgabe, die kleine Faust im Vordergrun­d im riesigen Steinquade­r zu dupliziere­n.
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Foto: Emil Neuhäusler Eine langbeinig­e Skulptur schafft Nadine Rosani.

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