Mittelschwaebische Nachrichten
Die Wilhelmsburg Kaserne wächst
Vier neue Gebäude entstehen am künftigen Sitz eines neuen Nato-Kommandos. Was alles für stolze 62 Millionen Euro auf dem Michelsberg errichtet wird
Ulm Es war kein alltägliches Baustellenfest diese Woche in der Ulmer Wilhelmsburg-Kaserne. Stolze 62 Millionen Euro kosten die vier Baustellen, an denen parallel gearbeitet wurde. Auf dem Bundeswehr-Gelände entstehen eine riesige Halle zur Unterbringung von Einsatzmaterial, ein Bauwerk für IT-Systeme, ein Funktionsgebäude und ein Konferenzund Begegnungszentrum. Die Gebäude stehen dem Ulmer Multinationalen Kommando zur Verfügung, könnten in Zukunft aber auch dem dort neu stationierten Nato-Kommando nutzen.
Baufeier statt Grundstein und Richtkranz
Feiern haben auf Baustellen Tradition. Doch weil in der Kaserne weder ein Grundstein gelegt, noch ein Richtkranz hinaufgezogen wurde, dachte sich das Staatliche Hochbau- amt den neuen Begriff einer „Baufeier“aus – mit einem einführenden Musikstück aus „Figaros Hochzeit“und abschließender Nationalhymne.
Dazwischen war wenig Zeit für vier Ansprachen. Schon nach der zweiten zog der Duft des Festmahls durch die hohen, weiten Neubauhallen. Baudirektor Tilman Ruhdel vom Staatlichen Hochbauamt listete die vier Baumaßnahmen auf: die Halle für Einsatzmaterial des Multinationalen Kommandos Operative Führung, das IT-Zentrum, das Funktionsgebäude und das Konferenzzentrum. „Noch haben wir das Sagen auf den Baustellen hier“, bemerkte Ruhdel. Ab 2020 liege das Hausrecht beim Militär. Mehr als drei Viertel aller Bauaufträge seien an Unternehmen in der Region vergeben worden, betonte Ruhdel – was angesichts der Auslastung vieler Betriebe nicht einfach gewesen sei.
Die Bauarbeiten sind damit nicht abgeschlossen. Weitere Millionen in den kommenden Jahren in neue Unterkünfte und ein Sanitätsversorgungszentrum gesteckt werden.
Ministerialrätin Barbara Wießalla vom Verteidigungsministerium strich einen Großteil ihres Redemanuskripts, weil dazu ihr Vorredner alles gesagt habe. So blieben ihr gerade zwölf Minuten für den Hinweis, das weltweit einsetzbare Ulmer Kommando mit Aufträgen von UN, EU und Nato benötige für seine Aufgaben ausreichend Personal, dazu die perfekte Infrastruktur für seinen Gefechtsstand. Zum Stand der Technik müsse es Vergleiche mit anderen Nationen keineswegs scheuen. Ulm komme mit dem Kommando ein hoher Stellenwert innerhalb der deutschen Streitkräfte zu. Die Bundeswehr, betonte die Sprecherin, werde zunehmend zu einem attraktiven Arbeitgeber.
Das 600 Soldaten starke in der Wilhelmsburg-Kaserne stationierte Unterstützungsbataillon 200 werde alle Neubauten übernehmen und verwalten, sagte Generalleutnant Jürgen Knappe, der Befehlshaber des Ulmer Kommandos. Weitere Truppenunterkünfte würden folgen. Knappe wies auf das neue Kommando hin, das derzeit von der Nato eingerichtet und ihm unterstellt werde.
Kein neues Logistikkommando
Da werde kein neues Logistikkommando aufgestellt, wie gelegentlich behauptet. Vielmehr solle das Kommando, das im Frieden rund Hundert Mann zählt und im Krisenfall auf 500 Mann anwachsen könne, die Operationsfreiheit im rückwärtigen Raum sicherstellen. Beide Ulmer Kommandos seien für Europäische Union und Nato von hoher Bedeutung. Dem Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch dankte Knappe für die bereitwillige Aufnahme seiwerden nes erweiterten Kommandos und das gute Verhältnis der Stadt zum Bundeswehrkrankenhaus, den Feldjägern und dem Dienstleistungszentrum. Czisch wertete es als „gute Botschaft für uns“, dass die Infrastruktur auf der Wilhelmsburg verbessert und das Kommando unter Knappes Führung erweitert werde. Mit Blick auf das in Sichtweite gelegene Reduit der Bundesfestung bekannte Czisch, es sei nicht leicht, den Komplex mit Leben zu füllen.
Sicher könne da die noch angestrebte Landesgartenschau helfen. „Die Stadt legt ein klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit ihren Soldaten ab“. Das Musikkorps, das in kleiner Besetzung die Baufeier begleitete, bezeichnete er als Werbeträger für die Soldaten. Und wenn da nun weitere Armeeangehörige in die Stadt kämen, „dann kriegen wir das mit dem Wohnen auch noch hin“.