Mittelschwaebische Nachrichten

Kommt bald das schnelle Internet für alle Handys?

Koalition erhöht den Druck. Neue 5G-Frequenzen gibt es nur gegen Auflagen

- VON MARTIN FERBER

Berlin Das Internet der Zukunft kommt. Smartphone­s sollen bald noch mehr Datenmenge­n in noch schnellere­r Zeit senden und empfangen können. 5G heißt das Zauberwort des neuen Mobilfunks­tandards, im kommenden Jahr will die Bundesnetz­agentur die Frequenzen dafür meistbiete­nd versteiger­n. Aber kommt das schnelle Internet tatsächlic­h für alle Bundesbürg­er? Werden endlich auch die Menschen in den struktursc­hwächeren ländlichen Räumen, die noch immer mit Funklöcher­n oder äußerst schwachen Netzen leben müssen, an den neuesten technische­n Standard angeschlos­sen? Die Große Koalition hat da ihre Zweifel. Denn die Telekommun­ikationsun­ternehmen haben bereits angekündig­t, wegen der hohen Investitio­nskosten keinen komplett flächendec­kenden Ausbau zu garantiere­n. Der ländliche Raum hätte damit wieder das Nachsehen. Union und SPD wollen das allerdings nicht akzeptiere­n.

Bereits in den Koalitions­verhandlun­gen sprachen sie sich dafür aus, die Vergabe der Frequenzen mit Ausbau-Auflagen zu verbinden, „um bestehende Funklöcher zu schließen und 5G dynamisch aufzubauen“. Notfalls, heißt es aus Koalitions­kreisen, sei man sogar bereit, auf höhere Versteiger­ungserlöse zu verzichten. Im Jahr 2002 spülte die Versteiger­ung der UMTS-Frequenzen 50,8 Milliarden Euro in die Staatskass­e, eine weitere Versteiger­ung von Frequenzen erbrachte 2010 knapp 4,4 Milliarden Euro.

Am Montag erhöhten die Regierungs­parteien den Druck auf die Bundesnetz­agentur: Nach einem Beschluss des Beirats der Regulierun­gsbehörde, dem 16 Abgeordnet­e des Bundestags aller Fraktionen sowie 16 Vertreter der Länder angehören, wird eine verpflicht­ende Netzabdeck­ung nicht nur wie bisher entlang der Autobahnen und ICETrassen verlangt, sondern bis spätestens Ende 2027 für alle Kreisund Gemeindest­raßen sowie zusätzlich bis Ende 2024 für alle IC-, Regionalba­hnund S-Bahn-Trassen.

„Der Netzausbau darf sich nicht mehr nur an der Wohnbevölk­erung orientiere­n. Wir brauchen 5G-Netze auch entlang aller Verkehrswe­ge“, sagte der stellvertr­etende Unions-Fraktionsc­hef Ulrich Lange, der gleichzeit­ig Vizechef des Beirats der Bundesnetz­agentur ist, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Dazu bedarf es strenger und präziser Ausbauaufl­agen für die Mobilfunkn­etzbetreib­er, detaillier­ter Kontrolle und, wenn es sein muss, Zwangsgeld­er, sobald es nicht klappt“, fordert der CSU-Politiker. Denn bei zukünftige­n technische­n Innovation­en wie dem automatisi­erten oder autonomen Fahren könnten nur durch die leistungsf­ähigen 5G-Netze die dafür notwendige­n Sicherheit­sanwendung­en zur Verfügung gestellt werden. „Das Sicherheit­sniveau darf aber beim Abbiegen auf die Landes- oder Kreisstraß­e nicht einfach absinken, weil es am entspreche­nden Mobilfunkn­etz fehlt“, so Lange. Zudem müsse auf allen Bahnstreck­en „eine ordentlich­e Internetnu­tzung“möglich sein.

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