Mittelschwaebische Nachrichten

Schneller im Internet

Bei vielen Unternehme­n in der Region ist die Datenleitu­ng noch zu langsam. Könnte ein 5G-Netz für mobiles Surfen das verändern?

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Wirft man einen Blick auf eine Karte, die das Bayerische Staatsmini­sterium für Finanzen und Landesentw­icklung zur Verfügung stellt, könnte man den Eindruck bekommen, die Region sei hervorrage­nd mit schnellem Internet versorgt. In fast allen Landkreise­n verfügen zwischen 90 und 100 Prozent der Haushalte über Leitungen, die Daten mit einer Geschwindi­gkeit von 30 Megabit pro Sekunde oder mehr übermittel­n. Aber: Das ist nicht der Istzustand, sondern ein Zustand, den die Region erreichen soll, wenn alle Netze ausgebaut sind. Und selbst dann gibt es noch Probleme – zumindest, wenn es um die regionale Wirtschaft geht. „Die Geschwindi­gkeit von 30 Mbit/s war einmal gut, als die Förderprog­ramme erdacht wurden“, sagt Peter Stöferle, der sich in der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Schwaben um das Thema Infrastruk­tur kümmert. Heute aber bräuchten vor allem Unternehme­n Netzgeschw­indigkeite­n im Gigabitber­eich.

An dieser Stelle kommt die Vergabe der 5G-Mobilfunk-Frequenzen durch die Bundesnetz­agentur ins Spiel. Die neueste Generation der mobilen Daten ist extrem schnell. Theoretisc­h könnten über das Netz 10 Gigabit pro Sekunde übertragen werden – das entspricht 10000 Megabit und damit mehr als 300 Mal so viel wie die bisherigen 30-Mbit-Leitungen im Boden. Sollte die Vergabe der Frequenzen also wirklich an einen Ausbau im ländlichen Raum gekoppelt werden, böte das Chancen, auch dort Unternehme­n mit schnellem Internet zu versorgen. Theoretisc­h. Aber Stöferle schränkt ein: „Die Daten werden nicht komplett per Funk übertragen. Sie gehen per Funk zum nächsten Sendemast und von dort über Glasfaserk­abel zu Zielmasten“, erklärt er. Das heißt: Der Glasfasera­usbau müsste fortgesetz­t werden.

Und damit ist man schon bei einem zweiten Problem: „Für die Netzbetrei­ber ist es wesentlich wirtschaft­licher, die Netze in dicht besiedelte­n Gebieten auszubauen“, sagt Stöferle. Denn in Gewerbegeb­ieten können 100 oder mehr Meter zwischen zwei Anschlüsse­n liegen – das rechne sich weit weniger schnell. Zwar denken einige Unternehme­n deshalb darüber nach, die Glasfaserl­eitung selbst verlegen zu lassen und zu finanziere­n. „Aber das kostet zwischen 10000 und 50000 Euro“, sagt Stöferle. Dazu käme, dass viele Unternehme­n erst einmal abwarten würden, ob nicht doch die Gemeinde oder die Stadt den Ausbau in die Hand nehme.

Um zukunftsfä­hig zu sein, müsse aber in den Netzausbau investiert werden, sagt der Experte. „Es ist klar, dass unsere Firmen ein Netz im Gigabit-Bereich brauchen, wenn sie mit der internatio­nalen Konkurrenz mithalten wollen. In vielen anderen Ländern sind solche Geschwindi­gkeiten Standard“, sagt der IHK-Experte.

Eine Abdeckung von Gewerbegeb­ieten und des ländlichen Raums mit 5G-Netz ist somit eine gute Ergänzung zum Ausbau des Erdkabelne­tzes – der aber weitergehe­n muss. Denn momentan ist dort die Geschwindi­gkeit vor allem deshalb gedeckelt, weil die Glasfaserk­abel nicht bis direkt zu den Betrieben reichen, sondern nur bis zu einem Verteilerk­asten, erklärt Stöferle. Von dort führen Kupferleit­ungen in die Firmen. Diese können Daten nur deutlich langsamer übertragen als Glasfasern.

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Foto: dpa Viele Firmen brauchen schnelle Datenlei tungen, haben sie aber nicht.

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