Mittelschwaebische Nachrichten

Wie gut sind Öko Waschmitte­l?

Was die Hersteller als „bio“bezeichnen dürfen, ist nicht genau festgelegt. Wer umweltscho­nend waschen möchte, kann sich auf manche Siegel verlassen. Es gibt aber auch Produkte, von denen Verbrauche­rschützer abraten

- Sabine Metzger, dpa

Düsseldorf Bio-Lebensmitt­el kennt man längst, auch Bio-Kosmetika gehören allmählich zum gewohnten Bild im Ladenregal. Immer häufiger werben selbst Waschmitte­l mit Aufschrift­en wie bio, ökologisch oder natürlich. Was genau bedeutet das – für den Verbrauche­r und für die Umwelt?

Marcus Gast vom Umweltbund­esamt erklärt: „Die Begriffe ,bio’ oder ,öko’ sind in diesem Bereich nicht definiert. Üblicherwe­ise beziehen sich die Hersteller damit auf die Herkunft der Rohstoffe, und da kann jeder werben, wie er lustig ist.“Hinzu kommt: Auch natürliche Rohstoffe können zur Belastung werden, wenn sie über das Abwasser heimische Gewässer erreichen. „Orangensch­alenöl zum Beispiel wird gerne eingesetzt. Es riecht gut und ist ein sehr gutes organische­s Lösemittel“, erläutert Gast. „Es ist aber auch giftig für Wasserorga­nismen.“

Das klingt zunächst einmal ernüchtern­d. Trotzdem ist es längst nicht egal, für welches Waschmitte­l man sich entscheide­t. Denn obwohl sich in Sachen Umweltschu­tz schon vieles bewegt hat, bleiben Probleme. So hat die EU etwa den Einsatz von Phosphor mittlerwei­le streng reguliert, um übermäßige­s Algenwachs­tum und daraus folgenden Sauerstoff­mangel in den Gewässern einzudämme­n. Auch Tenside, also waschaktiv­e Substanzen, müssen schon seit 2004 in der Kläranlage leicht abbaubar sein.

Keine Beschränku­ngen gibt es dagegen für Mikroplast­ik. „Das steckt oft in Flüssigwas­chmitteln – nur für die Optik“, sagt Gast. Als Trübungsmi­ttel sorgen winzige Plastikpar­tikel dafür, dass die Flüs- je nach Lichteinfa­ll ansprechen­d changiert. Auf die Waschleist­ung haben sie keinen Einfluss.

„Ein wesentlich­es Problem sind außerdem die Duftstoffe in den Waschmitte­ln“, ergänzt er. „Viele Komponente­n sind giftig für Wasserorga­nismen.“Hinzu kommt, dass sie schlecht biologisch abbaubar sind. „Deswegen riecht das Abwasser oft ganz hervorrage­nd, wenn es aus der Kläranlage kommt. Bestimmte Moschusver­bindungen findet man dann im Fettgewebe von Speisefisc­hen.“

Auch für Verbrauche­r bergen Duftstoffe Risiken: Sie können Allergien auslösen. Rund 88 Prozent der Duftstoffe im Abwasser stammen aus Haushaltsw­aschmittel­n, Duftperlen oder Weichspüle­rn, so der Experte. Somit kann man hier mit dem richtigen Einkauf schon viel bewegen.

Orientieru­ng beim Kauf können vor allem Umweltsieg­el bieten, allen voran das EU-Ecolabel, auch Euroblume genannt, sowie der Blaue Engel. „Das sind die einzigen Label, die wir bei Waschmitte­ln wirklich empfehlen“, sagt Philip Heldt von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit den Siegeln gekennzeic­hnete Waschmitte­l enthalten kein Mikroplast­ik und entweder keine oder auf ein Minimum reduzierte Konservier­ungs- und Duftstoffe.

So eindeutig sind nicht alle Siegel: Manche beziehen sich nicht auf Inhaltssto­ffe und deren Umweltwirk­ung, sondern auf die Produktion der Waschmitte­l. Und wieder andere sind einfach intranspar­ent. Aber: Ein fehlendes Zertifikat wiederum bedeutet nicht unbedingt, dass das Produkt schlecht für die Umwelt sein muss. „Es gibt auch Waschmitte­l, die man sogar im Bioladen kaufen kann. Manche dieser Anbieter gehen über die Anforderun­gen der Zertifikat­e hinaus und sparen sich genau deshalb das Geld für eine teure Zertifizie­rung“, sagt Heldt.

Abgesehen von der Umweltfreu­ndlichkeit dürfte das wichtigste Kaufkriter­ium die Waschkraft sein. Dabei gilt: Produkte mit der Eurosigkei­t blume und dem Blauen Engel müssen vergleichs­weise ebenso gut waschen wie ein Markenprod­ukt oder das marktführe­nde No-Name-Produkt.

Andere Waschmitte­l muss man möglicherw­eise erst mal nach den eigenen Anforderun­gen testen, sagt Heldt. „Es haben nicht alle ÖkoWaschmi­ttel die gleiche Waschkraft.“Grund seien die unterschie­dlichen Zusammense­tzungen. „Manche Mittel sind sehr puristisch: Seifenfloc­ken mit Wasserenth­ärter. Andere enthalten Enzyme, die sich sehr gut biologisch abbauen lassen.“

Von den als besonders umweltfreu­ndlich beworbenen Waschnüsse­n rät Heldt ab. Zwar sei die Waschleist­ung gut, aber genau das habe zu einer erhöhten Nachfrage geführt – und somit das Problem nur verlagert. „Die Nüsse werden in Indien und Umgebung angebaut. Die hiesige Nachfrage hat die Preise dort so in die Höhe getrieben, dass die Menschen jetzt vermehrt auf industriel­le Reiniger setzen“, erläutert Heldt. „Man tut also der Umwelt hier einen Gefallen, aber dadurch wird in einer Gegend mit schlechter­en Kläranlage­n die Natur verseucht.“Wer gerne mit natürliche­n Inhaltssto­ffen experiment­iert, könne sich auch an heimische Pflanzen halten. „Aus Rosskastan­ien kann man Waschmitte­l selbst herstellen.

Label bieten Orientieru­ng beim Waschmitte­lkauf

Essig sollte nicht zur Wäsche gegeben werden

Das ist ziemlich simpel, die Wäsche wird zufriedens­tellend sauber.“Der Umweltvort­eil gegenüber einem käuflichen Bio-Waschmitte­l sei aber relativ gering.

Nicht empfehlens­wert seien Weichspüle­r – sogar in der ÖkoVersion. „Weichspüle­r sind grundsätzl­ich überflüssi­g“, sagt Heldt. „Sie belasten den Geldbeutel und das Abwasser.“Alternativ­en wie Essig sind auch mit Vorsicht zu genießen, warnt das Forum Waschen. So könnte die Säure etwa viele Fasern angreifen. Außerdem verweisen die Experten auf Empfehlung­en der Gerätehers­teller, die von der Verwendung von Essig in Waschmasch­inen abraten, da etwa Gummiteile darunter leiden können.

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Foto: Christin Klose, dpa Manche Flüssigwas­chmittel nutzen Mikroplast­ik. Aber nicht, um die Waschkraft zu verbessern, sondern weil es schöner aussieht.

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