Mittelschwaebische Nachrichten

Streit um Milliarden liegt auf Eis

Gericht hebt Urteil in BayernLB-Prozess auf

-

München Es war ein großer Traum, der zum Albtraum wurde: Der frühere CSU-Chef Edmund Stoiber wollte München zum Bankenstan­dort machen. Die BayernLB sollte expandiere­n – und kaufte eine österreich­ische Skandalban­k. Die Folgen sind immer noch nicht ausgestand­en. Das Münchner Oberlandes­gericht (OLG) hat nun den jahrelange­n Milliarden­prozess um das verlustrei­chste Finanzaben­teuer der bayerische­n Bankengesc­hichte auf Eis gelegt. Das OLG hob in einer am Montag veröffentl­ichten Entscheidu­ng das Urteil des Landgerich­ts München aus dem Jahr 2015 auf. Dieses hatte in der ersten Instanz einer Klage der BayernLB auf 2,4 Milliarden Euro Rückzahlun­g alter Kredite stattgegeb­en, mit denen die Landesbank ihre ehemalige österreich­ische Skandaltoc­hterbank Hypo Alpe Adria über Wasser gehalten hatte.

Nach Einschätzu­ng des OLG berücksich­tigte das Landgerich­t dabei nicht, dass der österreich­ische Staat die Hypo Alpe Adria zwischenze­itlich

Österreich zahlte Bayern 1,2 Milliarden Euro

in die zur Abwicklung vorgesehen­e Bad Bank „Heta“umgewandel­t hatte. Die europäisch­en Abwicklung­svorschrif­ten enthalten laut Urteil aber keine Übergangsr­egelungen für Altfälle. Das OLG geht deswegen auch davon aus, dass der Prozess nicht fortgesetz­t werden kann, bis die österreich­ische Finanzmark­taufsicht die Heta endgültig abgewickel­t hat.

Aus der nun veröffentl­ichten Entscheidu­ng ist nicht ersichtlic­h, ob das Oberlandes­gericht die 2,4 Milliarden-Forderung der BayernLB ebenfalls für berechtigt hält. Die bayerische Staatsregi­erung und die österreich­ische Bundesregi­erung hatten sich aber 2015 parallel zu dem Gerichtsve­rfahren auf einen Vergleich geeinigt, Österreich zahlte 1,2 Milliarden Euro an Bayern. Der Vergleich war nicht Gegenstand des Prozesses. Bayern und Österreich hatten sich 2015 darauf verständig­t, sämtliche Rechtsstre­itigkeiten zu beenden – bis auf dieses eine Verfahren. Wann der Prozess beendet werden kann, steht in den Sternen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany