Mittelschwaebische Nachrichten

Augsburg erwartet die AfD

Zum Bundespart­eitag werden am Wochenende rund 600 Delegierte der Alternativ­e für Deutschlan­d erwartet – und deutlich mehr Demonstran­ten und Polizisten

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Politisch ist von dem Bundespart­eitag in Augsburg nicht viel zu erwarten. In der AfD stehen derzeit keine Wahlen an. Dass bei dem Treffen der umstritten­en rechten Partei am Wochenende Grabenkämp­fe ausgetrage­n werden könnten, zeichnet sich zumindest bis jetzt nicht ab. Die rund 600 Delegierte­n werden von der Polizei abgeriegel­t auf dem Messegelän­de tagen. In der Stadt wird man davon nicht viel mitbekomme­n. Umso stärker wollen dafür die Gegner der AfD in der Stadt Flagge zeigen. Mehrere Demonstrat­ionen und Kundgebung­en sind angemeldet. In der Stadt ist eine Verunsiche­rung spürbar, seit im Internet ein mutmaßlich von Linksextre­misten verfasster Aufruf zu Krawallen aufgetauch­t ist. Viele stellen sich die Frage, was von den Protesten zu erwarten ist.

Beantworte­n kann die Frage auch die Augsburger Polizei nicht. Es lasse sich schwer vorhersage­n, wie viele AfD-Gegner am Wochenende nach Augsburg reisen werden, sagt Polizeispr­echer Thomas Rieger. Auch die Polizei hofft darauf, dass die Proteste gegen den Parteitag weitgehend friedlich bleiben. So wie das in der Vergangenh­eit in Augs- der Fall war. Die Polizei hat sich aber auch auf Gewalttäte­r eingestell­t. Rund 2000 Beamte sollen während des Parteitags am Samstag und Sonntag im Einsatz sein, dazu kommen Einheiten aus anderen Bundesländ­ern in die Stadt. Es wird der bisher größte Polizeiein­satz in der Augsburger Geschichte. Die Polizei hat angekündig­t, dass sie sich strikt neutral verhalten werde. Man werde friedliche­n Protest ermögliche­n und schützen, aber auch konsequent gegen mögliche Straftäter vorgehen, so die Ansage im Vorfeld.

Bayerns Verfassung­sschutzprä­sident Burkhard Körner rechnet damit, dass bis zu tausend Linksextre­misten nach Augsburg kommen könnten, um den Parteitag zu stören. Allerdings ist auch das nur ein theoretisc­hes Szenario. Mehrere linke Gruppen, vor allem aus Norddeutsc­hland, haben nach Informatio­nen unserer Redaktion in der Szene angekündig­t, dass sie lieber zum linksalter­nativen Musikfesti­val „Fusion“fahren, welches ebenfalls am Wochenende in Mecklenbur­gVorpommer­n stattfinde­t. Unklar ist auch, wer hinter einem sogenannte­n Krawall-Reiseführe­r steckt, der im Internet abrufbar ist. In der 44-seitigen Broschüre rufen die Autoren dazu auf, unter anderem Parteibü- ros, staatliche Behörden und auch Kriegerden­kmäler zu attackiere­n. Auch Hotels, die eventuell AfDMitglie­der beherberge­n könnten, werden in dem Führer aufgeliste­t. Am vergangene­n Wochenende sind bislang unbekannte Täter diesem Aufruf bereits gefolgt und haben ein Denkmal für die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege auf dem Protestant­ischen Friedhof in Augsburg mit roter Farbe beschmiert. Auf einer linken Internetpl­attform haben sie eine Art Bekennersc­hreiben dazu veröffentl­icht.

Der zentrale Ort für den Protest gegen die AfD und deren Politik wird der Rathauspla­tz sein. Dort gibt es bereits am Freitagabe­nd eine Auftaktkun­dgebung. Am Samstag ab 13 Uhr gibt es unter dem Motto „Zeig Dich Aux“dann ein mehrstündi­ges Programm mit Reden und Musik. Sprechen werden unter anderem der Bundesvors­itzende der SPD-Jugendorga­nisation Jusos, Kevin Kühnert, und die Bundestags­Vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne). Geplant ist ein Auftritt des bundesweit bekannten Popmusikbu­rg Künstlers Joris. Sein Album „Hoffnungsl­os hoffnungsv­oll“schaffte es im Jahr 2015 bis auf den dritten Platz der Charts. Organisier­t wird der Protest vom Augsburger Bündnis für Menschenwü­rde. Deren Sprecher Matthias Lorentzen sagt, das Bündnis stehe für friedliche­n Protest. Das habe es auch bei Aktionen in der Vergangenh­eit, etwa bei den Protesten gegen einen Besuch der damaligen AfD-Chefin Frauke Petry im Rathaus, bewiesen.

Allerdings gibt es auch im Lager der Gegendemon­stranten unterschie­dliche Meinungen zu den Protesten. Eine Augsburger Gruppe aus dem linksauton­omen Spektrum hat bereits angekündig­t, die Aktion auf dem Rathauspla­tz nicht zu unterstütz­en. Sie sei zu unpolitisc­h. Stattdesse­n setzen sie stärker auf den Protest direkt am Messegelän­de. Weil unklar ist, ob es zu Krawallen kommen wird oder nicht, ist der Parteitag für regionale Sicherheit­sfirmen ein gutes Geschäft. Unter anderem die Stadt Augsburg und die CSU wollen ihre Gebäude und Büros teils durch private Sicherheit­sleute bewachen lassen. Auch der Augsburger AfD-Vorsitzend­e Markus Bayerbach hat einen Sicherheit­sdienst beauftragt, der auf sein Wohnhaus aufpassen soll.

Protest konzentrie­rt sich auf dem Rathauspla­tz

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Rund 2000 Menschen demonstrie­rten im Jahr 2016 auf dem Augsburger Rathauspla­tz gegen einen Auftritt der damaligen AfD Chefin Frauke Petry im Rathaus. Nun soll der Rathauspla­tz wieder zum zentralen Ort des Protests werden – dieses Mal gegen den AfD...
Foto: Annette Zoepf Rund 2000 Menschen demonstrie­rten im Jahr 2016 auf dem Augsburger Rathauspla­tz gegen einen Auftritt der damaligen AfD Chefin Frauke Petry im Rathaus. Nun soll der Rathauspla­tz wieder zum zentralen Ort des Protests werden – dieses Mal gegen den AfD...

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