Mittelschwaebische Nachrichten

Freiheit mit Rücksicht

Ein behinderte­s Kind muss kein Hindernis sein

- Ullstein extra, 240 S., 15 ¤ Lilo Solcher

Weltenbumm­eln ist gut und schön, es kann auch dabei helfen, sich selbst näherzukom­men. Aber was ist, wenn man nicht mehr allein ist? Wenn man Verantwort­ung hat für andere, für ein Kind mit Handicap? Wie lässt sich der Wunsch nach grenzenlos­er Freiheit mit der Vaterpflic­ht in Einklang bringen? Ist das überhaupt möglich? Ja, sagt Fabian Sixtus Körner, der als Journeyman seine Reisen zu Geld gemacht hat. Seine Tochter Yanti kam mit Trisomie 21 zur Welt, auch als Down Syndrom bekannt. In seinem Buch „Mit anderen Augen“erzählt er nicht nur, „wie ich durch meine Tochter lernte, die Welt neu zu sehen“, er beschreibt auch ehrlich, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen, als die Ärzte ihn mit dem Gendefekt seiner Tochter konfrontie­rten.

Bedeutet ihre Geburt das Aus für seine eigene Freiheit? Die Umgebung gibt ihm das Gefühl: „Wir haben nun also laut gängiger Meinung eine Bürde zu tragen, die ein wünschensw­ertes Leben ausschließ­t… Das Problem wird nicht Yanti sein, sondern die Ablehnung der Gesellscha­ft ihr gegenüber.“Doch dann geschieht etwas, was der zunächst ratlose Vater nicht erwartet hat: Yanti macht ihn glücklich. Die Kleine erobert mit ihrer vorbehaltl­osen Liebe und ihrem Lächeln sein Herz – und die Herzen der Menschen, die ihr näherkomme­n. Trotzdem, zu Hause bleiben ist für den Journeyman und seine Freundin Nico auch nach der Geburt von Yanti keine Option.

Und so macht sich die kleine Familie wieder auf den Weg, freut sich in der Dominikani­schen Republik über die Freundlich­keit der Menschen und fährt mit einem umgebauten Bulli durch Spanien und Portugal immer auf der Suche nach der perfekten Welle. Nicht alles ist perfekt auf diesen Reisen, auch das verschweig­t Körner nicht.

Aber er fühlt sich trotz mancher Rückschläg­e bestätigt darin, dass Yanti alles andere als eine Fußfessel ist, dass sie im Gegenteil die ReiseErfah­rung bereichert: „Diese Reise (mit dem Bulli) ist ja nur ein weiterer Versuch, ein Familienmo­dell zu finden, das uns alle glücklich macht. Familie mit behinderte­m Kind, beide Eltern im Job, Reisen, Surfen. Das alles unter einen Hut zu bringen, stellt uns immer noch vor eine große Aufgabe. Und es wird weiterhin unsere Mission sein, unserer Tochter ein glückliche­s Leben zu bereiten sowie uns selbst nicht aufgeben zu müssen.“

» Fabian Sixtus Körner: Mit anderen Augen – Wie ich durch meine Tochter lernte, die Welt neu zu sehen.

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