Mittelschwaebische Nachrichten
Zimmer Service
Manche brauchen etwas länger, wie ich zum Beispiel. Ich war noch nie in Bamberg gewesen. Da hatte ich echt was verpasst. Wir waren im Arkadenhotel in den Gemächern eines Karmelitenklosters untergebracht, wo einst die Mitglieder des Ordens der Brüder der allerheiligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel seit dem 16. Jahrhundert ein verzichtreiches Leben führten. Seit 2010 ist ein Teil des Klosters, genau 64 Zimmer, als Hotel eingezogen. Alles picobello. Astreine Betten und Stille rundum, obwohl die oft von Besuchern überlaufene Innenstadt nur fünf Minuten bergab brummt. Die Gastgeber unserer Herberge sind reizend, ganz besonders die Damen, die das Frühstück servieren und immer noch Ruhe bewahren, wenn um halb neun alle Gäste ausgeschlafen sind und stante pede Kaffee wollen. Schon derentwegen würde ich wiederkommen und wegen dem Extra-Espresso, den sie mir servierten. Tagsüber und abends hab ich mich als Protestantin so richtig vom überall gegenwärtigen Barock Bambergs begeistern lassen, von den Kirchen, herrlichen Häusern, Marienstatuen, und habe endlich den Bamberger Reiter gesehen. Was für ein zierliches, zauberhaftes Reiterbild. Man möchte eine Leiter anstellen und mal drüberstreichen dürfen. Außerdem finden sich in Bamberg die verlockendsten Antiquitätenläden, die ich bisher gesehen habe. Nach den Stadtmärschen hügelauf und hügelab ließ es sich im Hotel hinter den dicken Mauern gut schlummern. Inge Ahrens
* In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.