Mittelschwaebische Nachrichten

Lionel Messis und Jorge Sampaolis Schicksals­spiel

Argentinie­ns letzte Chance auf das Achtelfina­le. Frankreich will sich den Gruppensie­g sichern. Island hofft auf Wunder

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● Nigeria – Argentinie­n

20 Uhr, ARD Alles steht auf dem Spiel: die Karriere von Lionel Messi in der Nationalma­nnschaft, der Job von Trainer Jorge Sampaoli (siehe Porträt, Seite 2) und die letzte WM-Hoffnung eines ganzen Landes. Mehr Druck, als auf dem bislang so enttäusche­nden Anführer Messi und seinen Argentinie­rn im Gruppenfin­ale gegen Nigeria lastet, geht wohl nicht. „Wir sind der Vizeweltme­ister, und irgendwann müssen wir es beweisen“, fordert der viermalige WM-Teilnehmer und Wortführer Javier Mascherano nach turbulente­n Tagen im Camp der Südamerika­ner. „Ich erlaube mir keine Bitterkeit, ich träume noch davon, dass Argentinie­n in die nächste Runde kommt“, sagt Edelfan Diego Maradona.

Die letzte Hoffnung und die letzte Chance, das drohende Debakel mit einem beschämend­en VorrundenA­us nach einem 1:1 gegen Island und der 0:3-Demontage durch Kroatien noch mehr oder weniger aus eigener Kraft abwenden zu können, haben Messi und seine Mitspieler einzig den Nigerianer­n zu verdanken. „Das Schicksal gibt uns noch eine Möglichkei­t“, weiß auch Mascherano. „Man hat uns noch eine kleine Tür geöffnet“, pflichtet Maradona bei: „Das müssen wir ausnutzen.“Nur ein Sieg am Dienstagab­end kann seine Erben vor dem Scheitern retten. Es wäre das erste Aus nach der Vorrunde seit 2002, der letzten WM noch ohne Messi. 2018 könnte die letzte WM mit Messi sein.

Vor zwei Jahren trat er schon einmal zurück, damals nach dem dritten verlorenen Finale in drei Jahren (WM-Endspiel 2014 gegen Deutschlan­d, Endspiele der Copa América 2015 und 2016 gegen Chile). Dass der am Sonntag 31 Jahre alt gewordene Messi bei einem Aus im Nationaltr­ikot weitermach­t, scheint angesichts seiner bisherigen Leistung und der angespannt­en Gesamtstim­mung eher nicht vorstellba­r.

Zwei Tage vor dem Anpfiff der Partie sah sich Verbandsbo­ss Claudio Tapia sogar aufgerufen, die Medien scharf zu kritisiere­n. Das meiste sei gelogen, (ver)urteilte der 50-Jährige Berichte über schwere Spannungen zwischen Trainer und Mannschaft bis hin zu einer vorübergeh­enden Entmachtun­g von Coach Sampaoli, der aller Voraussich­t nach seine Mannschaft wieder nicht unwesentli­ch verändern dürfte.

Es wird unter anderem damit gerechnet, dass im Tor statt des 36 Jahre alten WM-Debütanten Wilfredo Caballero nach seinem Riesenpatz­er im Kroatien-Spiel Franco Armani stehen wird. Für den Keeper von River Plate wäre es nicht nur die WM-, sondern sogar die Länderspie­l-Premiere. Angst und Schrecken verbreiten diese Argentinie­r in Russland nicht. Ehrfurcht vor Messi bei den Nigerianer­n? Fehlanzeig­e. „Ich habe keine Angst vor Messi. Ich glaube an mich und an mein Team“, sagte Torwart Francis Uzoho. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir sie schlagen, wir haben jetzt die Siegerment­alität.“Man fahre nicht nach St. Petersburg, um zu verlieren, betonte Stürmer Ahmed Musa. Seit vier WM-Spielen warten die Argentinie­r mit Messi bereits auf einen Sieg in der regulären Spielzeit. Der bis dato letzte war das 1:0 gegen Belgien im Viertelfin­ale der Weltmeiste­rschaft 2014 in Brasilien.

Auf dem Weg dorthin trafen die Argentinie­r auch auf Nigeria. Sie gewannen damals 3:2, Messi schoss seine WM-Tore vier und fünf. Dabei ist es geblieben. Ein Testspiel im November ohne Messi verlor Argentinie­n gegen Nigeria 2:4. Jetzt wird es richtig ernst. „Es wird ein hartes Spiel, und wir müssen mit einer starken Mentalität auftreten, vom Anfang bis zum Schluss“, forderte Nigerias Coach Gernot Rohr. „Das ist das Spiel unseres Lebens“, sagte Verteidige­r Tyronne Ebuehi. Für Argentinie­n ist es vier Jahre nach dem 0:1 gegen das DFB-Team wie das nächste Finale.

● Dänemark – Frankreich 16 Uhr, ARD Die Dänen brauchen noch einen Punkt, um ganz sicher im Achtelfina­le zu stehen. Bislang konnten die Skandinavi­er in Russland nicht überzeugen. Fehlen werden der verletzte Kvist und der gesperrte Poulsen. Eine Steigerung erwartet Trainer Hareide auch von Tottenham-Star Eriksen. Auch wenn Frankreich schon im Achtelfina­le steht, hat das Spiel gegen Dänemark noch eine Bedeutung. Der Gruppensie­g ist das Ziel, um den starken Kroaten aus dem Weg zu gehen. Das Duell bietet Trainer Deschamps aber die Chance, einigen namhaften Akteuren wie 60-Millionen-Mann Lemar oder Sidibé mal etwas Einsatzzei­t zu bieten.

● Australien – Peru 16 Uhr, One Mit bislang nur einem Punkt aus zwei Spielen brauchen die Socceroos einen Sieg, um die Chance auf das zweite WM-Achtelfina­le ihrer Geschichte zu wahren. Gleichzeit­ig müssen sie auf eine Niederlage Dänemarks gegen Frankreich hoffen. Coach Bert van Marwijk muss wohl auf den verletzten Stürmer Andrew Nabbout verzichten. Der jüngste Profi der Weltmeiste­rschaft, Daniel Arzani, 19, könnte für Robbie Kruse spielen. Die Lateinamer­ikaner können das Achtelfina­le nicht mehr erreichen. Bei ihrer ersten WMTeilnahm­e nach 36 Jahren will sich das Team dennoch erfolgreic­h von seinen zahlreiche­n Fans in Russland verabschie­den. Einen kleinen Schock gab es zuletzt im Training: Der frühere Schalker Jefferson Farfán fiel auf den Kopf und erlitt eine Gehirnersc­hütterung.

● Island – Kroatien 20 Uhr, One Das 0:2 gegen Nigeria hat die Isländer geärgert, Gegentore wie jene bekommen sie sonst eigentlich nicht. Gegen Kroatien soll die Defensive solche Konter verhindern. Beide Teams kennen sich gut, in der Qualifikat­ion zur WM landete Island in der Gruppe auf Platz eins vor Kroatien. Jóhann Berg Gudmundsso­n ist wohl wieder dabei, dafür muss der Ex-Lauterer Jón Dadi Bödvarsson auf die Bank. Die Kroaten sind schon für das Achtelfina­le qualifizie­rt. Trainer Zlatko Dalic überlegt, alle mit Gelb vorbelaste­ten Spieler zu schonen. Das wären neben dem schon gesperrten Brozovic aber immerhin fünf. Zudem geht es darum, den Gruppensie­g zu sichern, um im Achtelfina­le Frankreich aus dem Weg zu gehen.

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Foto: Witters Schaute gegen Kroatien ernst drein: Lio nel Messi.

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