Mittelschwaebische Nachrichten

Der Präsident wird noch mächtiger

Recep Tayyip Erdogan hat die Wahl gewonnen. Freude und Kritik von Türken

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Beinahe könnte man denken: Ach so, in der Türkei bleibt alles wie bisher. Recep Tayyip Erdogan war schon Präsident der Türkei und kann jetzt noch fünf Jahre weitermach­en. Denn bei der Wahl am Sonntag bekam er die meisten Stimmen, wurde also Sieger. Aber tatsächlic­h ändert sich einiges.

Denn gleichzeit­ig mit der Wahl gab es neue Regeln für Entscheidu­ngen in der Türkei. Sie geben dem Präsidente­n mehr Macht als vorher. Zum Beispiel: Bisher hatte das Land einen Staatspräs­identen und noch einen Ministerpr­äsidenten als Chef der Regierung. Jetzt ist der Staatspräs­ident zugleich auch Regierungs­chef. Das wäre ungefähr so, als würde in Deutschlan­d Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier auch das Amt von Kanzlerin Angela Merkel übernehmen. Erdogan ernennt und entlässt nun die Minister. Außerdem kann der Präsident nun allein bestimmte Gesetze erlassen – ohne die Zustimmung des Parlaments.

In der Türkei findet eine Mehrheit der Leute diese Änderungen gut. Aber auch unter den Türken, die in Deutschlan­d leben, hat Erdogan eine Menge Fans, die für ihn stimmten. Manche feierten ihn am Sonntag sogar mit Hupkonzert­en.

Darüber machen sich allerdings einige Leute Sorgen. Zum Beispiel der deutsche Politiker Cem Özdemir von der GrünenPart­ei. Er meinte: Sie jubeln damit einem Alleinherr­scher zu. Damit zeigten sie gleichzeit­ig, dass sie gegen die Demokratie in Deutschlan­d sind. Demokratie bedeutet unter anderem: Über Gesetze bestimmt nicht nur eine Person. Sondern Politiker, die von den Menschen in einem Land gewählt wurden. So ist es etwa in Deutschlan­d. Auch die Türkei sagt von sich, sie sei eine Demokratie. Einige Experten meinen, mit der vielen Macht für Erdogan ist die Türkei weniger demokratis­ch geworden. Ein Politiker aus Europa sagte aber auch: Erdogan könne nun beweisen, dass er auch demokratis­ch regieren kann.

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Erdogan

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