Mittelschwaebische Nachrichten
Werkstatt und Wohnen schaffen Perspektive
Psychosoziale Hilfsgemeinschaft übernimmt das ehemalige Haus 57 in Reisensburg. Bald ist Eröffnung
Günzburg Die „Arbe“, kurz für Psychosoziale Hilfsgemeinschaft – Arbeit und Beschäftigung für psychisch Belastete, hat in den 15 Jahren ihres Bestehens viel erreicht. Als sogenanntes Zuverdienst-Projekt hat der Verein nicht nur niederschwellige Arbeitsangebote auf dem freien Markt an derzeit 70 stundenweise beschäftigte psychisch belastete Menschen vermittelt. Demnächst eröffnet der Hilfsverein auch sein neues Gebäude.
In wenigen Wochen schon soll in Reisensburg das ehemalige „Haus 57“wieder belebt werden. In dem Gebäude, das 1946 für eine Arzneimittelfirma errichtet wurde, das in den 1960er-Jahren dann zu einer Station für Langzeitpatientinnen des Bezirkskrankenhauses Günzburg umgewandelt wurde und das zuletzt seit 2005 leer stand, wird Arbe im Erdgeschoss einen neu sanierten Werkstattbereich mit Arbeits- und Aufenthaltsräumen in Betrieb nehmen. Die Sanierung des ersten Stocks in dem Haus mit etwa 800 Quadratmetern Grundfläche, das durch den langen Leerstand in einem desolaten Zustand war, soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden. „Hier wird eine Gruppe für ambulant betreutes Wohnen der Caritas einziehen“, sagen die Vorstände Gerhard Fischer und Joseph Joas.
Wenn auch etliche der Arbe-Mitarbeiter selbst mit anpacken, ist die Sanierung doch ein ehrgeiziges Projekt, auch finanziell. „Der Begriff Freizeit wird bei uns derzeit recht klein geschrieben“, sagen Gerhard Fischer und Joseph Joas. Ihnen ist der Einsatz für psychisch kranke Menschen einfach eine Herzensangelegenheit: „Durch die Arbeitsmöglichkeiten, die der Verein vermittelt, und die Wohnangebote bieten wir diesen Menschen neue Perspektiven und einen Sinn.“
Bislang hatte der Verein seinen Standort direkt auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses, das die Räumlichkeiten jedoch selbst benötigt. Auf der Herbergssuche kam der Bezirk Schwaben dem Verein mit einem großzügigen Angebot entgegen: Für einen geringfügigen, symbolischen Erbpachtpreis ist Arbe nun der Mieter des idyllisch gelegenen Hauses. „Der Bezirkstag wollte das Grundstück einem sozialen Zweck zur Verfügung stellen“, sagt Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. „Arbe bietet psychisch kranken Menschen die Möglichkeit, am Arbeits- und Gesellschaftsleben teilzuhaben. Das ist vorbildlich praktizierte Inklusion.“
Zudem fördert der Bezirk Schwaben den Verein jährlich im Rahmen seiner Richtlinien für Zuverdienstarbeitsplätze. Die Sanierung, die mit Investitionen von circa einer Million Euro einhergeht, könnte der Verein ohne Spenden aus eigener Kraft nicht leisten.
„Der größte Anteil kommt von der Aktion Mensch“, sagen die Vorstände. Auch weiterhin sei man auf Unterstützung angewiesen – sei es, dass Aufträge an Arbe vergeben, Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden oder gespendet wird, sei es durch eine Mitgliedschaft oder sei es auch durch aktive Mitarbeit am Bau.
Informationen über das Projekt unter der Telefonnummer 08221/96 26 08 oder mit einer E Mail an kontakt@arbe ev.de.