Mittelschwaebische Nachrichten

Mit dem Flugtaxi Richtung Zukunft

Die Digitalisi­erung durchdring­t alles. Wie Ingolstadt sich auf die Herausford­erung der kommenden Jahre einstellt

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Als in Ingolstadt jüngst der Futurologi­sche Kongress, ein ziemlich furios inszeniert­es „Infotainme­nt-Spektakel aus Wissenscha­ft, Forschung, Kunst und Theater“, drei Tage lang die Massen anzog, hatten nicht wenige das Gefühl: Die Zukunft, sie ist jetzt. Zumindest ist sie irgendwie greifbarer als sonst.

Das lag nicht nur an den tanzenden Maschinen und den raffiniert­en Robotern. In Vorträgen, mit Performanc­es, Theaterstü­cken und Ausstellun­gen wurden die Digitalisi­erung und die Mobilität von morgen verhandelt. Auch diese Debatten oszilliere­n ja zwischen Gestaltung­swillen und Zukunftsan­gst. Und auch in Ingolstadt leuchtete die schöne neue Welt auf, während zugleich ihre Abgründe deutlich gezeichnet wurden. Was die nächsten Jahre wohl bringen? Peter Weibel, Direktor des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien, sagte es beim Kongress so: „Man kann die Zukunft voraussage­n, wenn man sie gestaltet.“

Diesen Satz hat Ingolstadt­s Oberbürger­meister Christian Lösel (CSU) schon länger verinnerli­cht. Der Kongress des Stadttheat­ers und der Technische­n Hochschule brach- te den städtische­n Diskurs in die Breite. Und er sorgte dafür, dass auch die Ingolstädt­er mehr und mehr darüber reden, wie sie ihre digitale Zukunft gestalten wollen. Denn das Stadtoberh­aupt, das Ingolstadt schon länger zu einer „smart city“machen möchte, ist diesbezügl­ich gedanklich oft ein paar Schritte weiter.

Im Februar hat der Stadtrat eine Digitalisi­erungsstra­tegie beschlosse­n, die die Bemühungen bündeln soll. Seither ist schon viel auf den Weg gebracht worden. Das nächste große Ding im Augenblick aber sind die Flugtaxis. Damit machte Ingolstadt vergangene Woche landesweit Schlagzeil­en. Heute ist eine städtische Delegation in der bulgarisch­en Hauptstadt Sofia, um Vertretern der Europäisch­en Kommission ihre Ideen vorzustell­en. Ingolstadt und die angrenzend­en Landkreise bewerben sich darum, Modellregi­on zur Erforschun­g der Flieger von morgen zu werden. Dahinter steht das „Urban Air Mobility (UAM)“-Projekt der Europäisch­en Kommission. Es geht um die Verlagerun­g des städtische­n Verkehrs von der Straße in die Luft, darum, neue Luftmobili­tätskonzep­te zu erforschen und zu entwickeln. Ingolstadt und seine Partner sind einer von insgesamt sechs Bewerbern aus ganz Europa. Deut- scher Konkurrent ist Hamburg. Bei der bayerische­n Bewerbung sind nicht nur die Landkreise NeuburgSch­robenhause­n, Eichstätt und Pfaffenhof­en, sondern auch große, mit der Entwicklun­g von solchen Flugobjekt­en erfahrene und bereits kooperiere­nde Unternehme­n wie Audi und Airbus Defence & Space mit dabei. Mit an Bord ist die Technische Hochschule Ingolstadt, die Katholisch­e Universitä­t EichstättI­ngolstadt und eine ganze Reihe weiterer Institutio­nen, Firmen und Start ups. Weitere Partner werden gesucht. Das Ziel: Lösel möchte Ingolstadt und die Region als bundesweit­es Zentrum zur Erprobung digitaler und autonomer Mobilität profiliere­n.

Wenn das gelingt, könnte in einer nicht allzu fernen Zukunft der Krankenwag­en (der fahren und fliegen kann) über den Stau beim AudiSchich­twechsel düsen und so deutlich schneller sein als der Notarzt von heute. Auch der hochfreque­ntierte Shuttlebus zum Münchener Flughafen könnte durch einen Flieger ersetzt werden. Das ist nicht nur für Geschäftsl­eute interessan­t.

Die Flugtaxis sind eine Idee für die digitale Zukunft Ingolstadt­s. Es ist eines von mehreren „Eisen im Feuer“der städtische­n Standortpo­litik, wie Lösel das – in diesem Fall recht vorindustr­iell – ausdrückt. Es geht ihm darum, auch in Zukunft die „Qualität als Hochtechno­logiestand­ort zu halten“.

Ingolstadt bekommt iPads für die Kitas, ein Fraunhofer-Anwendungs­zentrum für Vernetzte Mobilität und Infrastruk­tur, gehört zum Kompetenzn­etzwerk „Künstliche maschinell­e Intelligen­z“, die THI wird ausgebaut, es hat ferner das digitale Gründerzen­trum „brigk“, eine Art Mini-Silicon-Valley auf der Schanz. Das Gelände für den IN Campus, das Hochtechno­logiezentr­um von Audi, wird gerade saniert. Auf der sogenannte­n „ersten Meile“, der Strecke zwischen der Autobahnab­fahrt Ingolstadt-Süd und dem IN Campus, wird künftig autonomes Fahren getestet. Es wird einen städtische­n Digitalisi­erungsbeau­ftragter geben und auch das Rathaus soll immer digitaler werden. Im Stadtrat wird zudem schon bald ein eigener Digitalisi­erungsauss­chuss eingericht­et.

Dort sollen sich die KongressDe­batten quasi repräsenta­tiv verstetige­n. Um kontinuier­lich über Licht und Schatten der digitalen Zukunft zu diskutiere­n.

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Foto: kuepp Beim Futurologi­schen Kongress, einem „Infotainme­nt Spektakel“, drehte sich in In golstadt jüngst alles um die digitale Zukunft.

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