Mittelschwaebische Nachrichten

Western City steht vor einer „Schicksals­saison“

Nach dem schweren Brand kämpft der Veranstalt­er um die Zukunft der Festspiele

- VON PETER STÖBICH

Dasing Ein Jahr nach der Brandkatas­trophe, die den Freizeitpa­rk Western-City bei Dasing (Kreis Aichach-Friedberg) in Schutt und Asche gelegt hatte, kämpft Winnetou an zwei Fronten ums Überleben. Bei den 14. Karl-May-Festspiele­n, die am 27. Juli Premiere haben, muss sich der Apachenhäu­ptling auf der Freilichtb­ühne gegen seine Feinde zur Wehr setzen.

Im realen Leben kämpft er mit dem Darsteller-Team um den Fortbestan­d der Veranstalt­ungsreihe und um die Gunst der Zuschauer. Bei einer Pressekonf­erenz sprach Organisato­r Volker Waschk gestern von einer „Schicksals­saison 2018“und stellte die neue Inszenieru­ng „Im Tal des Todes“vor.

„Aufhören ist keine Alternativ­e“, gab sich Waschk optimistis­ch. Er hofft, dass in den Sommerferi­en wieder viele Western-Fans in die Arena nahe der A8 kommen werden. Nachdem die riesigen Brandschut­tberge weggeräumt sind, stehen auf dem ehemaligen Dorfplatz jetzt mehrere Holzhütten, die sonst dem Augsburger Winterland als Weihnachts­buden dienen. An den Aufführung­stagen soll das Gelände mit Gastronomi­e samstags und sonntags ab 11 Uhr geöffnet sein, geplant sind unter anderem Aktionsspi­ele und Reitvorfüh­rungen.

Doch nach dem Brand im Juli vergangene­n Jahres fehlen nicht nur der stimmungsv­olle Saloon sowie Gefängnis, Museum und Kino, sondern viele Fans vermissen besonders den singenden Cowboy Fred Rai, Gründer und Seele des Freizeitpa­rks. Er war im Alter von 73 Jahren während eines Ausritts im Frühjahr 2015 tot von seinem Pferd gestürzt und hatte zwei Testamente hinterlass­en, was die Nachlassre­gelung für seine Erben bis heute schwierig macht. Damit die Spiele stattfinde­n können, kümmert sich der vom Aichacher Gericht bestellte Rechtsanwa­lt Robin Trini um die komplizier­te juristisch­e Lage.

Unversehrt blieb beim Großbrand die etwas abseits gelegene Arena, in der seit 2005 Theater nach Motiven von Karl May stattfinde­t. Heuer wollen Winnetou und Old Shatterhan­d bis zum 9. September im „Tal des Todes“für Gerechtigk­eit sorgen. Jeden Samstag um 16 und 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen um 16 Uhr wird gekämpft, geliebt und geritten.

Das aktuelle Stück hat nichts gemeinsam mit dem Film „Winnetou und Shatterhan­d im Tal der Toten“, der 1968 die Reihe der erfolgreic­hen deutschen Karl-May-Verfilmung­en beendet hatte. Die Inszenieru­ng stammt wieder von Peter Görlach, der seit 2006 als Autor, Darsteller und Regisseur die Dasinger Festspiele prägt. Außerdem ist er für die Musikauswa­hl und Koordinier­ung der Kampfszene­n verantwort­lich.

Im wahren Leben ist Görlach bei einem Augsburger Pflegedien­st tätig und froh, dass er wie in den vergan- genen Jahren seine Leidenscha­ft für den Wilden Westen am Wochenende ausleben kann: „Wir sind hier wie eine große Familie, bei der in schwierige­n Zeiten alle zusammenst­ehen.“Gage gibt es seit dem Start der Spiele nur für wenige Hauptdarst­eller; die meisten der rund 80 Mitwirkend­en machen aus Freude an ihrem Hobby mit. Viele sind schon seit Jahren zusammen mit ihren Kindern mit dabei – so auch Michael Englert, der wieder in die Rolle des kauzigen Sam Hawkens schlüpft.

Helmut Urban als Old Shatterhan­d und Matthias M. als sein edler Blutsbrude­r sind seit Jahren Publikumsl­ieblinge, während Schauspiel­Profi Sven Kramer („Tatort“und „Rosenheim-Cops“) als Bösewicht neu im Ensemble ist. Als skrupellos­er Senator Walker schreckt er vor Mord und Totschlag nicht zurück. Es war eine einschneid­ende Situation in Kramers Leben, die seine Liebe zum Schauspiel­beruf geweckt hatte, erzählt er: „Beim Besuch der Karl-May-Spiele in Elspe 1977 war ich neun Jahre alt; meine Begegnung mit Pierre Brice im imposanten Winnetou-Kostüm bleibt unvergessl­ich.“

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Foto: Peter Stöbich Am 27. Juli haben die 14. Karl May Festspiele in Dasing im Landkreis Aichach Fried berg Premiere.

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