Mittelschwaebische Nachrichten

Mayerhoffe­r darf sich freuen

In der zweiten Liga wurde der Augsburger „Trainer des Jahres“, jetzt wartet eine neue Herausford­erung auf ihn

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Hier kommt Hartmut Mayerhoffe­r zur Ruhe, in seinem Eigenheim in Leitershof­en. Entspannt lehnt sich der 48-Jährige in die Sitzecke auf der Terrasse und erzählt von jener Spielzeit, die für ihn nicht besser hätte laufen können. Mit der SG BBM Bietigheim schaffte Mayerhoffe­r kürzlich ein zweites Mal den Aufstieg in die Bundesliga, obwohl ihm und seinem Team dies kaum einer zugetraut hätte.

Einmal mehr hat Mayerhoffe­r bewiesen, aus vorhandene­n Mitteln das Optimum heraushole­n zu können. Wie zuvor in Aichach oder Friedberg – auch wenn in der Bayernliga und der dritten Liga alles eine Nummer kleiner war als in Bietigheim. An seinen Prinzipien hat Mayerhoffe­r stets festgehalt­en. Zuverlässi­gkeit und Profession­alität zeichnen ihn aus. Wie viel Energie in ihm steckt, davon zeugt sein Engagement während der Spiele. Wenn er an der Seitenlini­e entlangtig­ert, wenn er Spieler anweist, wenn er lenkt und mitunter leidet. Von seinen Mannen fordert er vor allem Tempo und Leidenscha­ft. Mit einem Lächeln sagt er: „Ich liebe es, wenn es kracht.“

Dass der Augsburger nach fünf Jahren den Klub aus der Kreisstadt nahe Stuttgart verlässt und eine Veränderun­g anstrebt, ist nicht weniger als logische Konsequenz seines bisherigen Werdegangs. „Ich verspüre einen ungemeinen Drang nach Weiterentw­icklung in mir“, sagt Mayerhoffe­r und nippt an seiner Espressota­sse. „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit für etwas Neues wird. Ich will den nächsten Schritt machen.“

Selbst spielte er in der zweiten Liga für den VfL Günzburg, später wechselte er zum TSV Aichach, wo er als Spielertra­iner und später aus- schließlic­h als Trainer agierte. Nach zwei Bayernliga-Aufstiegen schloss er sich dem TSV Friedberg an und gewann die Meistersch­aft. Der Klub im Osten Augsburgs verzichtet­e aber auf den Aufstieg, weil für die Zweitklass­igkeit das Geld fehlte.

Mayerhoffe­r schloss sich im Sommer 2013 daher Bietigheim an. Auch dort stieß er jetzt an Grenzen, ihm fehlte die Perspektiv­e. Weil die Rahmenbedi­ngungen sich wohl nicht spürbar verbessern werden, befürchtet­e Mayerhoffe­r, wie nach dem Aufstieg 2014 geschehen, prompt wieder abzusteige­n.

Bereits im Oktober teilte er daher den Verantwort­lichen mit, den Klub am Saisonende zu verlassen. Den krönenden Abschluss bildete der Aufstieg. Zudem zeichneten Trainerkol­legen und Manager in der Liga Mayerhoffe­r als „Trainer des Jahres“aus. Für den Augsburger eine Bestätigun­g der Arbeit seiner Mannschaft, aber auch seiner eige- nen. Im Mannschaft­ssport Handball verfolgt Mayerhoffe­r derzeit persönlich­e Ziele. Junge Spieler weiterentw­ickeln, Talente fördern, aus wenig viel machen, das bereitete Mayerhoffe­r Spaß. Nun will er aber in den elitären Kreis der Erstliga- trainer aufsteigen und sich in diesem „Haifischbe­cken“, so nennt er das, beweisen. „Ich suche eine neue Herausford­erung“, betont er. Erzählt der Handball-Experte von der ersten Liga, gerät er ins Schwärmen. In der Leistungsd­ichte und Breite gebe es keine bessere Liga auf der Welt, so der 48-Jährige. In Spanien oder Frankreich würden drei Mannschaft­en um den Titel ringen. „Aber in der Bundesliga müssen sich auch Top-Mannschaft­en anstrengen“, fügt Mayerhoffe­r hinzu.

Der A-Lizenz-Inhaber sieht sich für diese Aufgabe gerüstet. Seit vier Jahren konzentrie­rt er sich ausschließ­lich auf Handball, nachdem er zuvor im Vertrieb eines italienisc­hen Fahrradher­stellers gearbeitet hat. Jetzt lebt er seinen Traum. „Ich betrachte das nicht als Job. Ich konnte mein Hobby, meine Leidenscha­ft zu meinem Beruf machen.“

Ende der Woche soll feststehen, welches Team Mayerhoffe­r künftig trainiert. Einen einwöchige­n Urlaub in der Türkei hat er genutzt, um sich abschließe­nde Gedanken zu machen. Eingebunde­n in Mayerhoffe­rs Entscheidu­ng ist seine Familie. Frau Alexandra und die beiden Töchter Leonie, 17, und Jannie, 11, sind gewohnt, etliche Tage unter der Woche auf den Mann im Haus zu verzichten.

Zuletzt trennte Mayerhoffe­r eine zweistündi­ge Autofahrt von seinen Liebsten, künftig wird die Distanz wohl größer. Handball-Erstligist­en sind im Süden Deutschlan­ds rar gesät. Lebensmitt­elpunkt soll dennoch Augsburg bleiben, betont Mayerhoffe­r.

Mayerhoffe­r war Trainer in Aichach und Friedberg

 ?? Foto: imago ?? Mit der SG BBM Bietigheim ist Hartmut Mayerhoffe­r in die Bundesliga aufgestieg­en, dennoch verlässt er den Verein. Zu welchem Klub der 48 jährige Augsburger wechselt, will er demnächst bekannt geben.
Foto: imago Mit der SG BBM Bietigheim ist Hartmut Mayerhoffe­r in die Bundesliga aufgestieg­en, dennoch verlässt er den Verein. Zu welchem Klub der 48 jährige Augsburger wechselt, will er demnächst bekannt geben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany