Mittelschwaebische Nachrichten

Wie die Ausbildung in der Pflege künftig laufen soll

Ein neues Gesetz macht vieles komplizier­ter. Wie der Landkreis damit umgehen will

-

Landkreis Wie können mehr junge Menschen für die verschiede­nen Pflegeberu­fe begeistert werden? Schließlic­h sind Pflegerinn­en und Pfleger in Altenheime­n, Behinderte­neinrichtu­ngen, Kliniken und bei ambulanten Diensten Mangelware. Fortschrit­te soll ein neues Pflegeberu­fereformge­setz bringen, das zum 1. Januar 2020 in Kraft treten wird. Bislang hat es „spezialisi­erte“Ausbildung­en gegeben – in der Altenpfleg­e, der Krankenpfl­ege und der Kinderkran­kenpflege. Künftig wird es eine „generalist­ische“Ausbildung geben.

Vereinfach­t gesagt: Alle lernen alles. Verbunden mit der Möglichkei­t einer späteren Spezialisi­erung oder einer Hochschula­usbildung, die mit dem Bachelor abschließt. Einzelheit­en wurden im Ausschuss für Soziales, Familie und Senioren des Kreistags erläutert.

Der Landkreis Günzburg ist für seine Größe mit überdurchs­chnittlich vielen Pflegeeinr­ichtungen gesegnet. Die Kehrseite der Medaille: Der Bedarf an Pflegekräf­ten ist entspreche­nd hoch. Sechs Kliniken, das Heilbad Bad Krumbach, 14 Pflegeeinr­ichtungen, 15 ambulante Pflegedien­ste, sechs ambulant betreute Wohngemein­schaften, 30 Einrichtun­gen für Erwachsene mit Behinderun­gen und zwei Hospizvere­ine müssen zusehen, wie sie auch in Zukunft über das nötige Pflegepers­onal verfügen. Diese Zahlen nannte im Ausschuss Renate Schmid von der Seniorenfa­chstelle des Landkreise­s.

Thomas Döbler ist Mitarbeite­r im Beratungst­eam Pflegeausb­ildung Bayern, eine Stelle, die dem Bundesamt für Familie und zivilgesel­lschaftlic­he Aufgaben zugeordnet ist. Er erläuterte den Mitglieder­n des Ausschusse­s die wichtigste­n Neuerungen. Ziel des Gesetzes sei es, überkommen­e Klischees über die Pflegeberu­fe aufzubrech­en, das Image des „sicheren Zukunftsjo­bs Pflege“zu heben und den Auszubilde­nden einen umfassende­ren, breiteren Praxisante­il zukommen zu lassen, damit sie im Laufe ihres Arbeitsleb­ens noch vielfältig­er und abwechslun­gsreicher tätig sein können.

Wie so oft bei neuen Gesetzen: Einfacher wird es nicht. Die „generalisi­erte“Ausbildung erfordere von den Trägern der Heime, der Klini- ken und der ambulanten Dienste zusätzlich­e Anstrengun­gen – bei der Organisati­on, der Bereitstel­lung von Ausbildung­splätzen oder der Kooperatio­n, um im Ringen um Nachwuchs bestehen zu können. Trotz des Mehraufwan­des sei das neue Gesetz „ein guter Weg“, erklärte in der Diskussion Erich Renner, der Leiter der Berufsfach­schule für Krankenpfl­ege am Bezirkskra­nkenhaus Günzburg.

Die „generalisi­erte“Ausbildung zur Pflegefach­frau beziehungs­weise zum Pflegefach­mann, wie die künftige Berufsbeze­ichnung einheitlic­h lautet, dauert wie bislang drei Jahre, in Teilzeit fünf Jahre. Erfolgreic­he Absolvente­n haben mit der einheitlic­hen Ausbildung die Möglichkei­t, im Laufe ihres Berufslebe­ns leichter den Arbeitgebe­r zu wechseln und damit ihre Tätigkeit vielfältig­er zu gestalten. Nach zwei Jahren „Grundausbi­ldung“besteht die Möglichkei­t, sich auf einen der Pflegebere­iche zu spezialisi­eren. Ein Hochschula­bschluss soll den Beschäftig­ten zudem die Chance eröffnen, auf der Karrierele­iter nach oben zu klettern.

Landrat Hubert Hafner bot abschließe­nd an, alle Beteiligte­n – also vor allem die Träger der Pflegeeinr­ichtungen und die Pflegeschu­len – an einen Tisch zu bringen, um ihr weiteres Vorgehen im Landkreis zu koordinier­en. Denn, so Berater Thomas Döbler, die Konkurrenz schläft im Kampf um Nachwuchs nicht. „Der Druck wird vielmehr zunehmen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany