Mittelschwaebische Nachrichten

Robatherm: 75 Millionen für Scheppache­r Werk

Ein Gespräch mit Inhaber Albert Baumeister über die Entwicklun­g in der Marktgemei­nde, die Zukunft des Betriebs in Burgau, Investitio­nen im Ausland und die Suche nach guten Mitarbeite­rn

- Sie haben auch ein Werk in Thailand. Interview: Christian Kirstges

Herr Baumeister, wer regelmäßig auf der A 8 an Ihrem neuen Gebäude in Jettingen-Scheppach vorbeifähr­t, kann den Baufortsch­ritt gut verfolgen. Jetzt werden die Fenster montiert – aber eigentlich hätte die neue Verwaltung ja um diese Zeit bereits fertig sein sollen. Woran liegt die Verzögerun­g? Albert Baumeister: Die Bauunterne­hmen stellen nicht so viele Leute bereit, wie man bräuchte. Es ist gerade schwierig in dem Bereich. Beim Rohbau gab es deshalb eine Verzögerun­g. Aber wir haben da keinen Druck, Qualität hat für uns Priorität. Im Frühjahr 2019 soll das neue Gebäude aber fertig sein.

Welche Abteilunge­n werden einziehen? Baumeister: Die gesamte Verwaltung aus Burgau wird hierher ziehen, wir verlagern auch unseren Sitz nach Jettingen-Scheppach. Also der Einkauf, der Vertrieb, die Entwicklun­gsabteilun­g, die IT, das Marketing, das Rechnungsw­esen werden künftig hier sein. Und ein Betriebsre­staurant mit einer Kapazität von 300 Essen. Vor zwei Jahren haben wir dafür bereits das Konzept entwickelt. Es wird keine Kantine, sondern wirklich ein Restaurant mit der entspreche­nden Einrichtun­g und dem Ambiente. Vor den Augen der Mitarbeite­r wird alles frisch gekocht, Front Cooking, wie man heute dazu sagt. Wir legen Wert auf ein gutes, gesundes Mittagesse­n. Das ist der größte Mehrwert, den man Mitarbeite­rn heute bieten kann. Es wird ein Zuschussbe­trieb, aber das ist es uns wert. Das ist auch ein wichtiger Punkt bei der Fachkräfte­sicherung.

Sie legen großen Wert auf Qualität und ein ansprechen­des Ambiente. Ist das ein Grund, weshalb Sie hier ein neues, modernes Gebäude statt eines Zweckbaus errichten? Baumeister: Wir sind ein Produzent qualitativ hochwertig­er Produkte, da kann man das eine vom anderen nicht trennen. Qualität kann nur in einem entspreche­nden Umfeld entstehen. Das zeigt sich auch bei den Gebäuden. Man muss eben authentisc­h sein.

Und wie sieht es mit der Nachhaltig­keit bei dem Neubau aus? Baumeister: Darauf legen wir großen Wert. Wir bauen auf verschiede­nste Energiesys­teme: Erdsondenf­eld, Betonkerna­ktivierung, Fotovoltai­kanlage, Wärmepumpe­n, Blockheizk­raftwerk bis hin zu einem Eisspeiche­r. In Verbindung mit einer Wärmepumpe kann mit diesem Eisspeiche­r Energie saisonüber­greifend gespeicher­t und nutzbar gemacht werden. Das gesamte Werk, also sowohl die Produktion­sgebäude als auch das neue Verwaltung­sgebäude, wird mit höchster Energieeff­izienz betrieben. Wir sind in der Gebäudetec­hnik-Branche tätig. Daher wollen wir auch hier mit unserem Werk Maßstäbe setzen.

Wie viel investiere­n Sie in den Standort Jettingen-Scheppach? Baumeister: Wir investiere­n 22 Millionen Euro in das neue Gebäude. Wenn die Arbeiten beendet sind, werden wir für den Standort Jettingen-Scheppach rund 75 Millionen Euro ausgegeben haben. Haben Sie hier noch mehr Erweiterun­gsmöglichk­eiten? Baumeister: Die gibt es noch, das Grundstück geht im Süden nicht nur bis zum Zaun, sondern bis zur Straße. Ich habe einen Masterplan im Kopf für das Gelände, aber konkrete Pläne gibt es noch nicht. Der Bereich der Hallen ist jetzt jedenfalls abgeschlos­sen.

Wie sieht es denn mit Ihrem bisherigen Stammsitz Burgau aus? Baumeister: Burgau steht für uns nicht zur Dispositio­n, wir brauchen auch die dortigen Produktion­sflächen. Dort wird beispielsw­eise Kältetechn­ik produziert. Im vergangene­n und in diesem Jahr investiere­n wir rund 5,5 Millionen Euro in Maschinen am Standort Burgau.

Wie viele Mitarbeite­r werden bleiben? Baumeister: Es werden 60 bis 70 in Burgau sein, in Jettingen-Scheppach künftig um die 450.

Wie teilt sich die Zahl auf? Baumeister: Wir werden in Jettingen-Scheppach 300 Mitarbeite­r in der Produktion und 150 in der Verwaltung haben. Baumeister: Wir entwickeln die Auslandspr­oduktion ebenfalls weiter und sind dabei, dort ein neues Grundstück zu kaufen. Gerade das Geschäft im Nahen Osten entwickelt sich sehr gut, wir haben dort einige Großprojek­te gewonnen. Wir decken von Thailand aus Südostasie­n, China und teilweise den Nahen Osten ab. Produkte aus Deutschlan­d sind dort sehr gefragt, Made in Germany ist ganz wichtig.

Wie viele Menschen beschäftig­en Sie an Ihrem Standort in Thailand? Baumeister: Wir haben dort 70 Mitarbeite­r. Das Werk ist einen Kilometer vom BMW-Werk weg.

Soll das Auslandsge­schäft noch stärker ausgebaut werden? Baumeister: Die Entwicklun­g am Heimatstan­dort und im Ausland ist von gleichwert­iger Bedeutung. Es gibt auch einen Austausch, teilweise werden die thailändis­chen Mitarbeite­r hier bei uns ausgebilde­t.

Haben Sie Beispiele von bekannten Gebäuden, in denen Ihre Produkte eingebaut sind? Baumeister: Besonders bekannte Gebäude sind etwa der Louvre in Paris, das BMW FIZ in München oder das Legoland in Günzburg. 70 Prozent unserer Anlagen sind für die Industrie. Da hat Qualität einen besonderen Stellenwer­t. Oder in Krankenhäu­sern, auch dort ist die Qualität der Raumluft sehr wichtig.

Viele Unternehme­n tun sich schwer, Fachkräfte zu finden. Sie auch? Baumeister: Wir bekommen die Fachkräfte, die wir brauchen. Aber wir müssen einen größeren Aufwand in die Suche stecken. Wir präsentier­en uns auf Personalme­ssen, mit Stellenanz­eigen und auf unserer Internetse­ite, die sehr wichtig ist. Die sozialen Medien sind begleitend für das Personalma­rketing, wo wir mal einen Blick hinter die Kulissen gewähren können. Auch die Ausbildung ist wichtiger denn je. Grundsätzl­ich braucht es seine Zeit, bis wir jemanden eingearbei­tet haben, wir haben nur wenige klassische Helferjobs. Uns ist es wichtig, organisch zu wachsen, um so unserer Verantwort­ung gegenüber den Mitarbeite­rn gerecht zu werden. Es war bei uns noch nie der Fall, dass wir Personal wegen einer Flaute entlassen mussten. Bei uns haben Profitabil­ität und Langfristi­gkeit Priorität, nicht die kurzfristi­ge Umsatzstei­gerung.

Und wie sieht es mit Azubis aus? Baumeister: Wir können die Auszubilde­nden rekrutiere­n, die wir benötigen. Aber auch hier ist es schwierige­r. Von einer guten Ausbildung profitiere­n jedenfalls beide Seiten. Albert Baumeister, 64, ist Inhaber von Robatherm. Sein Vater über nahm 1952 den elterliche­n Betrieb. Seit 1959 tritt das Familienun­ter nehmen unter dem Namen Roba therm auf. Robatherm entwickelt, produziert und vermarktet weltweit raumluftte­chnische Geräte.

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Illustrati­on: Robatherm So soll das neue Verwaltung­sgebäude von Robatherm aussehen. Die Planung begann im Frühjahr 2016, die Bauarbeite­n im Mai 2017. Ein Masterplan aus 2010 sieht das Gebäude bereits vor.
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Albert Baumeister hat ein Gesamtkonz­ept für den Standort, weitere Details verrät er aber noch nicht.
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Fotos: Weizenegge­r (2), Wagner
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