Mittelschwaebische Nachrichten
Bayerische Bäuerinnen unterstützen Kenianerinnen
Günzburger Kreisbäuerin berichtet, wie sie und ihre Kolleginnen afrikanische Frauen „trainieren“
Günzburg Eine Reise nach Kenia: Da denken die meisten an Safari oder Urlaub am Strand. Doch deswegen sind die stellvertretende Landesbäuerin Christine Singer, die schwäbische Bezirksbäuerin Christiane Ade, ihre Stellvertreterin Marianne Stelzle aus Günzburg, die niederbayerische Ehrenbezirksbäuerin Maria Biermeier und Projektleiterin Angelika Eberl nicht in das afrikanische Land gefahren. Sie suchten den praktischen Erfahrungsaustausch mit kenianischen Bäuerinnen.
Dort wird seit Mai 2017 ein Projekt durchgeführt, um die kenianischen Bäuerinnen bei der Vertretung ihrer Interessen zu stärken, ihnen bei der Schaffung zusätzlicher Einkommensquellen insbesondere bei der Wertschöpfungskette Milch behilflich zu sein und sie im Bereich Ernährungsbildung zu unterstützen. Dieses Projekt ist eingebunden in die Sonderinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) „Eine Welt ohne Hunger – Grüne Innovationszentren in der Agrar und Ernährungswirtschaft“.
Wie Kreisbäuerin Marianne Stelzle berichtet, sei es die wichtigste Aufgabe der bayerischen Bäuerinnen, die kenianischen Landfrauen bei der aktiven Vertretung ihrer Interessen zu stärken. Die deutschen Frauen trafen sich jetzt in Kisumu mit Kenianerinnen, um über die Rolle und Aufgaben des Ehrenamts zu sprechen. In Gruppen erarbeiteten die kenianischen Bäuerinnen ihre nächsten Schritte und Aktionen. Was Stelzle faszinierte: Die Frauen hätten vor Elan und Ideen gesprüht. „Der Pioniergeist dieser Frauen hat mich selbst richtig angesteckt“, erzählt sie.
Der zweite wichtige Punkt der Reise galt der Förderung einer gesunden und ausgewogenen Ernährung der Bauernfamilien. Der Schwerpunkt bei den Ernährungstrainings galt dem Anbau und der Weiterverarbeitung von Süßkartoffeln, die Kenianerinnen lernten, dass die Süßkartoffel vielfältig verarbeitet werden kann. Außerdem wurden Trainerinnen ausgebildet, um zu Hause das neu erlernte Wissen an die Gemeinschaft weiterzugeben. Höhepunkt dieses Trainings war das gemeinsame Kochen in Gruppen. Wie Stelzle berichtet, kochten die bayerischen Landfrauen unter primitivsten Verhältnissen eine Tomatensuppe mit Süßkartoffeleinlage, die bei allen gut ankam.
Der dritte Auftrag der Reise galt dem Milchvieh, genauer gesagt der Anleitung der Kälberaufzucht. Theorie und Praxis sind in Westkenia weit voneinander entfernt. Rinder würden hier heute noch als Geldanlage oder Sparkasse betrachtet. Bislang wurde weniger auf die Leistung als auf die Anzahl der Tiere geachtet. Die bayerischen Bäuerinnen gaben ihre Erfahrung weiter zur Vermeidung von Euterentzündungen, bei Kälberdurchfall, Besamung und Tierbeobachtung. Bei allen Trainingseinheiten wurden sie unterstützt von Mitarbeitern des kenianischen Landwirtschaftsministeriums. Für viele kenianische Frauen war es das erste Training überhaupt, entsprechend groß war ihr Wissensdurst. Für die deutschen Bäuerinnen sei es eine Bereicherung gewesen, diese entschlossenen Frauen mit ihrer Lebensfreude und positiver Ausstrahlung, ihre Lebensumstände und ihr Land kennenlernen zu dürfen, so Stelzle. Was bei uns selbstverständlich sei – frisches Trinkwasser im Haus und ein stabiles Stromnetz – davon könnten die Bauernfamilien in Kenia nur träumen.
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