Mittelschwaebische Nachrichten
Ist Löws Zeit abgelaufen?
Was sind die Ursachen für das WM-Aus der Deutschen? Wer trägt die Verantwortung? Weil alle Experten mit ihren Turnier-Tipps daneben lagen, sind jetzt die Nicht-Fußballer dran
Landkreis Viel wurde vor der Fußball-Weltmeisterschaft über die Chancen des deutschen Teams gesprochen. Einige Experten bemühten nach schwachen Testspielen den Mythos der Turniermannschaft, andere meinten immerhin, dass es diesmal nicht zum ganz großen Wurf reichen wird. Ein VorrundenAus als Gruppenletzter hatte aber kein Fußballer auf dem Zettel. Grund genug für uns, Experten aus anderen Sportarten zu Wort kommen zu lassen. ● Stephan Hof meister (Handball-Trainer VfL Günzburg): „Ich gehöre nicht zu den 80 Millionen Bundestrainern und bin auch kein Fußball-Fan. Ich sehe alles aus Trainer-Sicht. Und da könnte die lange Zusammenarbeit mit Jogi Löw natürlich ein Problem sein, da die Trainer-Spieler-Beziehung immer spannend bleiben muss, immer neue Reizpunkte gesetzt werden müssen. Manchmal ist das didaktische Mittel des lautstarken Donnerwetters oder der Trillerpfeife auch besser als Mentaltrainer und Wohlfühlkurs. würde ich sagen: Das Ergebnis zeigt, dass Ballbesitz keine Tore schießt. Das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bedauere ich trotzdem sehr, denn sporthistorisch ist die Bedeutung des Fußballs für Deutschland sehr groß. Gerade in diesen schwierigen politischen Zeiten hätte uns ein besseres Abschneiden der Mannschaft sehr gutgetan.“● Tom Ruess (Golfer beim TC Schloss Klingenburg): „ Im Fußball liegt ja oft nicht viel zwischen Sieg und Niederlage, aber: Wenn die Mannschaft gewinnt, waren es gute Spieler, wenn sie verliert, ist der Trainer schuld. Wären wir weitergekommen, hätte man wieder gesagt, es wurde alles richtig gemacht. Ich glaube, unser Bundestrainer hat die richtige Entscheidung in Sachen Zusammensetzung des Kaders getroffen. Und dennoch glaube ich, wir brauchen neues Gedankengut, auch an der Spitze. Eine Erkenntnis aus Russland ist: Es bringt nichts, elf überragende Einzelpersonen auf dem Spielfeld zu haben. Bei uns ist diesmal nicht so ein Teamgefühl aufgekommen wie 2014.
● Fritz Birkner (BLSV-Kreisvorsitzender und Chef der Ebershauser Läufer): „Die Enttäuschung ist jetzt natürlich groß. Dabei war die Niederlage gegen Südkorea eigentlich eine logische Konsequenz der vergangenen Spiele, in denen man gegen sehr defensiv eingestellte Teams nie gut ausgesehen hat. Mich hat im Vorfeld die große Erwartungshaltung ein wenig gestört. Alle haben wie selbstverständlich von der Titelverteidigung gesprochen. Die Mannschaft ist eine andere als vor vier Jahren. Damals waren wir besser aufgestellt, viele Spieler besser in Form. Für mich ist das WMAus aber kein Beinbruch. Jetzt kann man mit einem jungen Team neu starten. Die Verantwortlichen muss man jetzt nicht gleich absetzen, nur weil eine WM danebengegangen ist.“
● Meike Pfister (Skirennläuferin aus Deisenhausen): „Die Mannschaft hat es versucht, hat aber nicht die Leistung gebracht, die nötig war für das Achtelfinale. Vielleicht hat auch das Quäntchen Glück gefehlt. Aber vor allem sind sie mit dem Druck klargekommen. Als amtierender Weltmeister ist es schwer, die ErFußballtaktisch wartungen zu erfüllen. Auf der Mannschaft hat der Erwartungsdruck einer ganzen Nation gelastet. Vor allem für die jungen Spieler war es sicher nicht einfach, damit umzugehen. Gleich wieder alles gewinnen zu müssen. Das ist schwer auszuhalten.“● Stefan Herold (Leiter der Abteilung Tischtennis und Vorsitzender der TSG Thannhausen): „Nationalmannschaften brauchen immer mehr Zeit, sich zu finden. Sie spielen schließlich nicht das ganze Jahr zusammen. Das sieht man auch an den durchwachsenen Leistungen von anderen Topnationen wie Argentinien oder Brasilien. Löw hat es aber meiner Ansicht nach in den Sand gesetzt. Er hält zu sehr an den Alten fest. Ein Sané hätte der Mannschaft gegen Südkorea gutgetan. Stattdessen kam hier Thomas Müller außer Form von der Bank. Ich finde, es ist Zeit, dass Löw den Posten abgibt. Das sage ich auch als Dortmund-Sympathisant. Löw hat viele gute BVBSpieler lange ignoriert. Ein Julian Weigl könnte zum Beispiel jetzt vom nötigen Umbruch profitieren.“ »