Mittelschwaebische Nachrichten
Streit um Wiesenbacher Jagdpacht geht weiter
Der Einladung zur Aussprache in der öffentlichen Ratssitzung ist Hubert Heininger nicht gefolgt. Die Anschuldigungen, die die Bürgermeisterin in ihrer Argumentation nennt, will er aber so nicht stehen lassen
Wiesenbach Nachdem unsere Zeitung die Vorgänge rund um die Vergabe der Jagdpacht in Unterwiesenbach in ihrer Berichterstattung aufgegriffen hatte, entschied sich Wiesenbachs Bürgermeisterin Ilse Thanopoulos, den in der Abstimmung über die Vergabe der Jagdpacht unterlegenen Bewerber, Hubert Heininger, in die öffentliche Ratssitzung zu einer Aussprache schriftlich einzuladen.
Heininger wirft der Gemeinde und der Bürgermeisterin im Besonderen vor, sich entgegen ihrer Neutralitätspflicht auf die Seite seines Konkurrenten gestellt zu haben. Er könne nicht nachvollziehen, warum die Bürgermeisterin, nachdem es in den vergangenen 40 Jahren Usus war, dass sich die Gemeinde in solchen Abstimmungen der Stimme enthält, explizit für den Dritten Bürgermeister Herbert Bader Partei ergriffen hat und dadurch die Wahl entscheidend beeinflusst habe.
Nachdem die Bürgermeisterin im Vorfeld der geplanten Aussprache in öffentlicher Sitzung gegenüber unserer Zeitung skizziert hatte, dass es ihr nicht darum gehe, eine Diskussion mit Heininger zu führen, war dieser der Einladung nicht gefolgt. Er habe nicht den Eindruck gewonnen, dass die Bürgermeisterin eine Aussprache im Sinn habe, um die Angelegenheit möglicherweise im gegenseitigen Einvernehmen zu beschließen. Für Heininger wirkte die Einladung eher wie eine Vorlage zu einem Tribunal. „Das hat mich dazu bewogen, da nicht hinzugehen.“
Dennoch wurde der Punkt in der Sitzung behandelt und Bürgermeisterin Ilse Thanopoulos nutzte die Gelegenheit, ihre Entscheidung, bei der Wahl sich nicht der Stimme zu enthalten, gegenüber den Räten und den anwesenden Bürgern zu rechtfertigen. Demnach habe Heininger im Vorfeld bei Grundstückseigentümern argumentiert, ein ortsfremder Pächter müsste verhindert werden. Das wäre laut der Bürgermeisterin sowieso nicht möglich gewesen, da die Jagdgenossenschaft beschlossen hatte, nur an Ortsansässige zu verpachten. Heininger unterstellt der Bürgermeisterin, mit dieser Argumentation suggerieren zu wollen, er habe bei den Jagdgenossen Stimmung gegen Bader gemacht. Als er im Dorf unterwegs war, um die Zustimmung der Jagdgenossen für ihn einzuholen, sei bereits klar gewesen, dass Bader der Mitbewerber um die Jagdpacht war.
Außerdem sei Heininger laut Thanopoulos nicht bereit gewesen, mitzuteilen, wer mit ihm gemeinsam auf die Jagd gehen werde. Er habe lediglich behauptet, es handle sich um einen Wiesenbacher, was aber nicht korrekt gewesen sei, so die Bürgermeisterin. Ähnlich hatte bereits Zweiter Bürgermeister Franz Alstetter argumentiert.
Dem widerspricht Heininger auf Nachfrage unserer Zeitung ganz entschieden. „Das ist doch grundfalsch. Wie können die so was behaupten?“, fragt er zornig. Ihn schmerze die Unehrlichkeit, die Thanopoulus und Alstetter in dieser Angelegenheit an den Tag legten. Er sieht in der Argumentation der Bürgermeisterin den Versuch, ihn in Misskredit zu ziehen, um das unlautere Verhalten ihrerseits in ein besseres Licht zu stellen.
Die Frage, mit wem er auf die Jagd gehe, sei erst beim zweiten Wahlgang von den Jagdgenossen aufgeworfen worden, insofern könne sie auf die Stimmvergabe der Bürgermeisterin im ersten Wahlgang gar keinen Einfluss gehabt haben, erklärt Heininger. Als die Frage gestellt wurde, habe er betont, dass sein Sohn und ein Wiesenbacher mit ihm auf die Jagd gehen werde. Beim Dritten im Bunde handle es sich um seinen Nachbarn, wie er jetzt einräumt. Der lebe zwar seit längerer Zeit in Wiesenbach, aber, da er kein „Ur-Wiesenbacher“ist, habe der ihn darum gebeten, seinen Namen zunächst nicht zu offenoffene baren, sagt Heininger. In der Sitzung erklärte Thanopoulos weiter, dass bei der ersten Wahlversammlung 50 Personen mit 20 Vollmachten anwesend und stimmberechtigt gewesen seien. Viele davon lebten schon lange nicht mehr in Wiesenbach, hätten aber da noch Grundstücke. Woher Heininger all diese Daten habe, fragte sie und verwies darauf, dass es einen Datenschutz gebe. Die Jagdgenossenschaft habe die Daten jedenfalls nicht zugänglich gemacht. Auch dem widerspricht Heininger. Die entsprechenden Daten seien von den Jagdgenossen, zu denen er ja selber gehöre, durchaus im Beisein des Vorsitzenden im Jagdkataster einsehbar. Zudem habe er, als er im Dorf unter den Jagdgenossen um Unterstützung geworben habe, eine Liste geführt, auf der er die Namen und die Grundstücksgröße derjenigen festgehalten habe, die ihm ihre Stimme fest zugesagt hätten, erklärt Heininger.
Das Argument der Bürgermeisterin, sie habe beide Bewerber noch zu überreden versucht, die Jagd gemeinschaftlich zu pachten, hält Heininger für scheinheilig. Über ein ganzes Jahr hinweg habe er im Vorfeld der Abstimmung mehrfach mit Herbert Bader darüber gesprochen, ob sie sich die Jagd teilen sollen. Bader habe ihn aber stets hingehalten und sich nicht festlegen wollen. „Da war für mich klar, dass er die Jagd nicht teilen will“, sagt Heininger, der den Punkt auch in der Versammlung der Jagdgenossen vorgebracht hat. Erst angesichts einer drohenden Niederlage in der Abstimmung sei Bader dann zu einem Kompromiss bereit gewesen. Da habe er jedoch keine Lust mehr gehabt, die Jagd mit Bader zu teilen, erklärt Heininger. „Ich lass mich doch nicht auf den Arm nehmen.“
Für die Bürgermeisterin habe Heiningers kategorische Ablehnung jedoch den Ausschlag gegeben, an der Abstimmung teilzunehmen, wie sie in der Ratssitzung erklärte. Das habe dazu geführt, dass die notwendige Mehrheit von Jagdgenossen und der zu bejagenden Fläche nicht zustande kam und eine Pattsituation entstand.
Bei der zweiten Versammlung sei die Stimme der Gemeinde nicht ausschlaggebend gewesen, so Thanopoulos, und die Entscheidung war zugunsten des Dritten Bürgermeisters ausgegangen. Den von Heininger auf der Bürgerversammlung erhobenen Vorwurf der „Vetterleswirtschaft“und „Kompetenzlosigkeit“wies sie als Unterstellung scharf zurück. „Meine Entscheidung mit abzustimmen war richtig“, betonte die Bürgermeisterin noch einmal.