Mittelschwaebische Nachrichten
Kredit fürs Auto – das ist zu beachten
Neuwagen sind relativ teuer und für wenige Menschen einfach so zu bezahlen. Viele entscheiden sich deshalb für eine Finanzierung. Dabei gibt es aber unterschiedliche Modelle
Augsburg Ein neues Auto ist alles andere als billig: 32850 Euro müssen Käufer dafür nach Angaben der Stiftung Warentest durchschnittlich ausgeben, Tendenz steigend. Das zahlt kaum jemand aus der Portokasse – und so ist es kein Wunder, dass viele Autofahrer einen Neuwagen auf Kredit kaufen. Dem Marktforschungsinstitut GfK zufolge haben im vergangenen Jahr gut die Hälfte der Autokäufer ihren Wagen bar bezahlt. Die andere Hälfte hat sich für eine Finanzierung entschieden. „Egal ob Sie zum Markenhändler oder zum freien Verkäufer gehen, können Sie den Wagen dort auch finanzieren“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt. Während die Markenhändler dabei oft auf konzerneigene Finanzinstitute zurückgreifen, arbeiten freie Händler in der Regel mit verschiedenen Kreditinstituten zusammen. „Eine Finanzierung kann durchaus sinnvoll sein“, sagt Herbst.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten haben Autokäufer?
Grundsätzlich gibt es für die Autofinanzierung drei Möglichkeiten: den Ratenkredit, die Drei-Wege-Finanzierung oder das Leasing. Für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Finanztest haben die Experten der Stiftung Warentest die verschiedenen Finanzierungswege über den sogenannten Gegenwartswert miteinander verglichen, sodass am Ende die kostengünstigste Variante sichtbar wurde. „Der Gegenwartswert gibt den Wert an, den künftige Zahlungen heute besitzen“, erläutert Stiftung Warentest-Experte Bostjan Krisper. Welche Variante sich lohnt, hängt vor allem von den eigenen Wünschen ab. Ein Leasingvertrag ist für Privatkäufer meistens nicht so interessant – denn hier zählen die steuerlichen Vorteile, die für Gewerbetreibende ins Gewicht fallen. Privatkäufer sollten eher einen Ratenkredit oder die Drei-Wege-Finanzierung wählen. Und hier steht für den Autofahrer die Frage im Mittelpunkt, ob er möchte, dass das Auto irgendwann wirklich in sein Eigentum übergeht. „Wer Eigentümer werden will und über ein ausreichendes Monatseinkommen verfügt, wählt einen Ratenkredit“, sagt Experte Krisper. „Wer sich noch nicht festlegen kann oder will, ob das Auto sein Eigentum werden soll, und wer auf die monatliche Rate achten muss, wählt die Drei-WegeFinanzierung.“
Was ist die Drei-Wege-Finanzierung?
Bei der Drei-Wege-Finanzierung wird nur ein Teil des Kaufpreises finanziert. Am Ende der Laufzeit kann der Kunde entscheiden, ob er die – oftmals recht hohe – Schlussrate bezahlt, den Kredit weiterbedient oder den Wagen zurückgibt. Die Monatsraten werden dabei oft über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren beglichen. Verlockend im Vergleich zum Ratenkredit ist eine nur
fast halb so hohe Monatsrate. Das könne allerdings dazu führen, dass ein Kunde mit niedrigem Budget meint, sich eine höhere Monatsrate und damit ein teureres Auto leisten zu können, als es eigentlich der Fall ist, gibt Krisper zu bedenken. Das böse Erwachen folgt mit der hohen Schlussrate. Dennoch: Im Test der Stiftung Warentest machten die Herstellerbanken bei der Drei-Wege-Finanzierung in den meisten Fällen die besten Angebote. Bei der Ford-Bank war diese Finanzierungsvariante sogar besser als der Ratenkredit.
Worauf sollte man bei der Berechnung der Monatsrate achten?
Bei der Berechnung der monatlichen Rate sollten Käufer vor allem realistisch bleiben, rät Finanzexperte Herbst. „Das Ganze muss ja auch über die vereinbarte Laufzeit bezahlbar bleiben.“Daher sei es ratsam, einen Puffer einzubauen. Zumal es mit der Finanzierungsrate alleine nicht getan ist – auch die laufenden Kosten für das Auto wie Versicherung oder Wartung müssen bezahlt werden. Wer etwa zehn bis 15 Prozent seines Nettoeinkommens für eine Autofinanzierung einkalkuliert, könne ein passendes Modell finden, ohne sich zu übernehmen. Ein Beispiel: Bei einem Nettoeinkommen von 3000 Euro können zwischen 300 Euro und 450 Euro monatlich für die Finanzierung aufgebracht werden. Laut FMH kann damit ein Kreditbetrag von 15000 Euro finanziert werden. Die monatliche Rate liegt bei einer Laufzeit von 48 Monaten bei rund 331 Euro, der Zinssatz bei 2,99 Prozent. Wird eine Anzahlung in Höhe von 5000 Euro berücksichtigt, kann der Kaufpreis bei 20000 Euro liegen – eine Summe, für die man schon einen VW Golf oder Opel Astra bekommen kann.
Sind Herstellerbanken besser als normale Banken?
Wer sich für die Drei-Wege-Finanzierung entscheidet, ist bei der Herstellerbank richtig. Auch beim Ratenkredit bieten die oft die besten Konditionen. Im Test war das bei Volkswagen und Toyota der Fall, bei anderen Fahrzeugmodellen machten entweder Kreditvermittler wie Accedo und Creditweb oder Banken wie die PSD Bank Nord oder die Commerzbank das beste Angebot. Neben den niedrigsten Zinsen sollte man aber auch genau auf die Bedingungen der Kredit gebenden Bank achten: Manche Geldinstitute lassen sich nämlich als Sicherheit den Fahrzeugbrief – offiziell Zulassungsbescheinigung II genannt – aushändigen. Soll das Auto während der Finanzierung weiterverkauft werden, kann das zu einem Problem werden. Denn manche Institute verlangen, dass der Kredit komplett abgelöst wird, bevor der Fahrzeugbrief wieder an den Kunden herausgegeben wird. Liegen zwei Angebote dicht beieinander, sollten Kunden das Angebot mit den kundenfreundlicheren Bedingungen wählen.