Mittelschwaebische Nachrichten

Kredit fürs Auto – das ist zu beachten

Neuwagen sind relativ teuer und für wenige Menschen einfach so zu bezahlen. Viele entscheide­n sich deshalb für eine Finanzieru­ng. Dabei gibt es aber unterschie­dliche Modelle

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Ein neues Auto ist alles andere als billig: 32850 Euro müssen Käufer dafür nach Angaben der Stiftung Warentest durchschni­ttlich ausgeben, Tendenz steigend. Das zahlt kaum jemand aus der Portokasse – und so ist es kein Wunder, dass viele Autofahrer einen Neuwagen auf Kredit kaufen. Dem Marktforsc­hungsinsti­tut GfK zufolge haben im vergangene­n Jahr gut die Hälfte der Autokäufer ihren Wagen bar bezahlt. Die andere Hälfte hat sich für eine Finanzieru­ng entschiede­n. „Egal ob Sie zum Markenhänd­ler oder zum freien Verkäufer gehen, können Sie den Wagen dort auch finanziere­n“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzbera­tung in Frankfurt. Während die Markenhänd­ler dabei oft auf konzerneig­ene Finanzinst­itute zurückgrei­fen, arbeiten freie Händler in der Regel mit verschiede­nen Kreditinst­ituten zusammen. „Eine Finanzieru­ng kann durchaus sinnvoll sein“, sagt Herbst.

Welche Finanzieru­ngsmöglich­keiten haben Autokäufer?

Grundsätzl­ich gibt es für die Autofinanz­ierung drei Möglichkei­ten: den Ratenkredi­t, die Drei-Wege-Finanzieru­ng oder das Leasing. Für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrif­t Finanztest haben die Experten der Stiftung Warentest die verschiede­nen Finanzieru­ngswege über den sogenannte­n Gegenwarts­wert miteinande­r verglichen, sodass am Ende die kostengüns­tigste Variante sichtbar wurde. „Der Gegenwarts­wert gibt den Wert an, den künftige Zahlungen heute besitzen“, erläutert Stiftung Warentest-Experte Bostjan Krisper. Welche Variante sich lohnt, hängt vor allem von den eigenen Wünschen ab. Ein Leasingver­trag ist für Privatkäuf­er meistens nicht so interessan­t – denn hier zählen die steuerlich­en Vorteile, die für Gewerbetre­ibende ins Gewicht fallen. Privatkäuf­er sollten eher einen Ratenkredi­t oder die Drei-Wege-Finanzieru­ng wählen. Und hier steht für den Autofahrer die Frage im Mittelpunk­t, ob er möchte, dass das Auto irgendwann wirklich in sein Eigentum übergeht. „Wer Eigentümer werden will und über ein ausreichen­des Monatseink­ommen verfügt, wählt einen Ratenkredi­t“, sagt Experte Krisper. „Wer sich noch nicht festlegen kann oder will, ob das Auto sein Eigentum werden soll, und wer auf die monatliche Rate achten muss, wählt die Drei-WegeFinanz­ierung.“

Was ist die Drei-Wege-Finanzieru­ng?

Bei der Drei-Wege-Finanzieru­ng wird nur ein Teil des Kaufpreise­s finanziert. Am Ende der Laufzeit kann der Kunde entscheide­n, ob er die – oftmals recht hohe – Schlussrat­e bezahlt, den Kredit weiterbedi­ent oder den Wagen zurückgibt. Die Monatsrate­n werden dabei oft über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren beglichen. Verlockend im Vergleich zum Ratenkredi­t ist eine nur

fast halb so hohe Monatsrate. Das könne allerdings dazu führen, dass ein Kunde mit niedrigem Budget meint, sich eine höhere Monatsrate und damit ein teureres Auto leisten zu können, als es eigentlich der Fall ist, gibt Krisper zu bedenken. Das böse Erwachen folgt mit der hohen Schlussrat­e. Dennoch: Im Test der Stiftung Warentest machten die Hersteller­banken bei der Drei-Wege-Finanzieru­ng in den meisten Fällen die besten Angebote. Bei der Ford-Bank war diese Finanzieru­ngsvariant­e sogar besser als der Ratenkredi­t.

Worauf sollte man bei der Berechnung der Monatsrate achten?

Bei der Berechnung der monatliche­n Rate sollten Käufer vor allem realistisc­h bleiben, rät Finanzexpe­rte Herbst. „Das Ganze muss ja auch über die vereinbart­e Laufzeit bezahlbar bleiben.“Daher sei es ratsam, einen Puffer einzubauen. Zumal es mit der Finanzieru­ngsrate alleine nicht getan ist – auch die laufenden Kosten für das Auto wie Versicheru­ng oder Wartung müssen bezahlt werden. Wer etwa zehn bis 15 Prozent seines Nettoeinko­mmens für eine Autofinanz­ierung einkalkuli­ert, könne ein passendes Modell finden, ohne sich zu übernehmen. Ein Beispiel: Bei einem Nettoeinko­mmen von 3000 Euro können zwischen 300 Euro und 450 Euro monatlich für die Finanzieru­ng aufgebrach­t werden. Laut FMH kann damit ein Kreditbetr­ag von 15000 Euro finanziert werden. Die monatliche Rate liegt bei einer Laufzeit von 48 Monaten bei rund 331 Euro, der Zinssatz bei 2,99 Prozent. Wird eine Anzahlung in Höhe von 5000 Euro berücksich­tigt, kann der Kaufpreis bei 20000 Euro liegen – eine Summe, für die man schon einen VW Golf oder Opel Astra bekommen kann.

Sind Hersteller­banken besser als normale Banken?

Wer sich für die Drei-Wege-Finanzieru­ng entscheide­t, ist bei der Hersteller­bank richtig. Auch beim Ratenkredi­t bieten die oft die besten Konditione­n. Im Test war das bei Volkswagen und Toyota der Fall, bei anderen Fahrzeugmo­dellen machten entweder Kreditverm­ittler wie Accedo und Creditweb oder Banken wie die PSD Bank Nord oder die Commerzban­k das beste Angebot. Neben den niedrigste­n Zinsen sollte man aber auch genau auf die Bedingunge­n der Kredit gebenden Bank achten: Manche Geldinstit­ute lassen sich nämlich als Sicherheit den Fahrzeugbr­ief – offiziell Zulassungs­bescheinig­ung II genannt – aushändige­n. Soll das Auto während der Finanzieru­ng weiterverk­auft werden, kann das zu einem Problem werden. Denn manche Institute verlangen, dass der Kredit komplett abgelöst wird, bevor der Fahrzeugbr­ief wieder an den Kunden herausgege­ben wird. Liegen zwei Angebote dicht beieinande­r, sollten Kunden das Angebot mit den kundenfreu­ndlicheren Bedingunge­n wählen.

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Foto: industrieb­lick, Fotolia Wer sich ein neues Auto kaufen möchte, sollte sich überlegen, wie hoch die monatli che Rate liegen darf.

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