Mittelschwaebische Nachrichten
Vielfältig tätig im Weinberg Gottes
Prälat Ludwig Gschwind feiert am 8. und 15. Juli sein 50-jähriges Priesterjubiläum
Mindelzell Ein Ölgemälde dominiert das Pfarrbüro von Mindelzell. Es zeigt Abt Hyazinth Gaßner, der die Wieskirche bei Steingaden bauen ließ. Es zeigt auch eine Kirche, aber nicht die „Wies“, sondern die Kirche von Balzhausen. Das Gemälde, eine für Prälat Ludwig Gschwind angefertigte Kopie mit dem markanten Balzhausen-Bezug, stellt an diesem Ort im Pfarrbüro gleich mehrere Bezüge her. Es verweist auf die rege Bautätigkeit von Prälat Ludwig Gschwind, der seit 1974 Pfarrer von Mindelzell und Balzhausen ist. Die Kirchen und Kapellen seiner Pfarrei sind allesamt aufwendig restauriert und um so manch sehenswerte Beigabe bereichert worden.
Die Gotteshäuser zu erhalten, das ist das eine. Viel wichtiger finde er, meint der Pfarrer, dass an der Instandsetzung die ganze Bevölkerung beteiligt gewesen sei. Die Restauration von „Heilig Kreuz“in Mindelzell habe die Gemeinde ungemein zusammengeschweißt. Die Gemeinde konnte an den christlichen Gemeinschaftsgeist anknüpfen, der unsere Vorfahren in die Lage versetzte, so großartige Kirchen zu bauen. Und wer solche Kirchen baut oder erhält, den sollte auch umtreiben, dass das Bewusstsein vom Wert dieser Kirchen erhalten bleibt. Zu diesem Zweck erarbeitete und publizierte Ludwig Gschwind einen kenntnisreichen Führer zu den Kirchen im Dekanat Krumbach.
Auf 50 Jahre seit seiner Priesterweihe am 23. Juni 1968 in Dillingen kann der Prälat zurückblicken. Es sind reiche, fruchtbare Jahrzehnte und aus dem 78-jährigen Ludwig Gschwind sprudeln die Geschichten, Begebenheiten und Kuriositäten eines langen Priesterlebens nur so heraus. Ein echtes Berufungserlebnis habe er nicht gehabt. Aber in Seeg, zu Besuch bei seinen Tanten, habe er als Kind einen zentralen Platz in der Kirche gehabt, von dem aus er die Gemeinde, die Arbeit der Kirchenmusiker und den Pfarrer auf der Kanzel beobachten konnte. Hier sei sein eigentlicher Platz, dieses Gefühl habe ihn schon als kleiner Bub erfüllt. Doch die Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland seien schwierig gewesen, vor allem auch für seine alleinerziehende Mutter. Beim „Hamstern“sei die Mutter gewesen und zum Pfarrer eines Dorfes im Ries gekommen, der wie sie aus dem Allgäu stammte. Man habe sich rasch angefreundet. Auf die Frage des Pfarrers, was der Bub denn werden wolle, habe die Mutter geantwortet: Er würde gern Geistlicher werden, aber dazu fehlten die Mittel und obendrein sei der Bub zu schüchtern. Daraufhin habe der Pfarrer dafür gesorgt, dass Ludwig Gschwind seinen Weg gehen konnte. Eine Primiz im protestantisch geprägten Nördlingen, das sei damals schon etwas Besonderes gewesen, erinnert sich Prälat Gschwind. Äußerlich sei es bescheiden zugegangen, im Innern aber sei die Überzeugung umso stärker gewesen. „Die Kraft Gottes kommt in der Schwachheit zur Vollendung“, das sei sein Primizspruch, insofern markant und passend, weil er sich seiner Schwachheit Zeit seines Lebens bewusst sei.
Unterricht, Jugendarbeit, Predigen, Seelsorge für die Notleidenden und Kranken, die Jahre als Kaplan und Benefiziat waren arbeitsintensiv und Ludwig Gschwind weiß viele Geschichten aus diesen Jahren. Beispielsweise habe er bei seinem ersten „Auftritt“auf der Kanzel sein Predigtskript unten liegen lassen. Und weil er sich schämte, es zu holen, predigte er aus dem Kopf, das Fehlende durch Eifer ausgleichend. Man habe danach seine Rhetorik gelobt, erzählt er lachend, wer weiß, was davon zu halten sei.
Es ist in unserer Zeit des Priestermangels kaum vorstellbar, dass sich Ludwig Gschwind um sieben Pfarrstellen bewarb, aber keine bekam, und auch Balzhausen habe er nur bekommen, weil der Pfarrer, dem die Stelle zugesagt worden sei, nicht antrat. Die Pfarrei ist gewissermaßen eine frühe Endstation für Ludwig Gschwind geworden. Was ihm dadurch an „Welt“verloren ging, das gleicht er durch seine rege Publikationstätigkeit aus. Er holt sich die Ereignisse in sein Büro und transformiert sie zu geistlicher Literatur.
Dabei leitet ihn sein Sinn fürs Anekdotische und Kuriose und darüber ist er durchaus auch zu einer Kuriosität geworden. Er schreibt seit vielen Jahren die Nachrufe für die verstorbenen Priester der Diözese, deren Leben und Wirken nachzuspüren er all sein kriminalistisches Talent aufwendet.