Mittelschwaebische Nachrichten

Trump verschickt Brandbrief­e

Die Nato soll mehr Geld in Verteidigu­ng investiere­n

- VON THOMAS SPANG New York

Washington Den giftigsten Ton hob der US-Präsident für sein Schreiben an Angela Merkel auf. „Wie wir bereits bei Ihrem Besuch im April besprochen haben, gibt es in den USA wachsende Frustratio­n darüber, dass einige der Bündnispar­tner ihren Versprechu­ngen nicht nachgekomm­en sind“, schreibt Trump der deutschen Bundeskanz­lerin in einem Brief, aus dem die Times zitiert. Die zu geringen Verteidigu­ngsausgabe­n „untergrabe­n die Sicherheit des Bündnisses“.

Nach und nach kam über die vergangene­n Tage heraus, dass Trump ähnliche Briefe an den kanadische­n Ministerpr­äsidenten Justin Trudeau, die norwegisch­e Regierungs­chefin Erna Stolberg und den belgischen Ministerpr­äsidenten Charles Michel verschickt hatte. Möglicherw­eise erhielten auch andere NatoPartne­r Mahnschrei­ben, in denen der „America First“-Präsident höheren Tribut fordert. In dem Brief an Merkel drohte Trump zwischen den Zeilen mit Konsequenz­en für die amerikanis­che Militärprä­senz in Europa. Verbunden mit der Pentagon-Studie über die Konsequenz­en eines möglichen Rückzugs der 35000 US-Soldaten aus Deutschlan­d erhöht das den Druck vor dem Nato-Gipfel am 11. und 12. Juli in Brüssel. Es werde immer schwierige­r, den eigenen Bürgern zu erklären, so Trump an Merkel, warum manche Länder die kollektive Sicherheit der Nato nicht mittrügen, „während amerikanis­che Soldaten weiterhin ihre Leben opfern oder schwer verwundet nach Hause kommen“. Deutschlan­d habe eine Vorbildfun­ktion für andere Länder und setze mit seinem Verhalten ein schlechtes Beispiel.

Analysten wie Anne Applebaum erkennen dahinter die Umsetzung der seit Jahrzehnte­n manifesten Animosität Trumps gegenüber Nato, EU oder WTO. „Seine Abneigung geht nun in die Gestaltung einer klaren Politik über.“Trump betrachte die US-Verpflicht­ungen gegenüber diesen Institutio­nen als Druckmitte­l. „Er ist bereit, die USTruppen in Europa zu gebrauchen, die Europäer zu Zugeständn­issen beim Handel und anderen Dingen zu zwingen.“Der Präsident ignoriere dabei, dass er seinem Land damit selber schade. Ohne eine starke Präsenz in Europa „wird das US-Militär Schwierigk­eiten haben, seine Militärmac­ht im Nahen Osten oder in Afrika zu projiziere­n.“

Der Sicherheit­sexperte Max Boot weist darauf hin, dass Trump damit die Politik Wladimir Putins betreibe, dessen strategisc­hes Ziel ein zerstritte­nes Europa und eine schwache Nato sei. Die Truppenprä­senz in Deutschlan­d sei dafür ein Symbol.

Das Weiße Haus lehnte es ab, sich zu den Brandbrief­en an die Verbündete­n zu äußern. „Der Präsident will eine starke Nato“, beteuerte der Nationale Sicherheit­sberater John Bolton. Nicht Trump, sondern Verbündete, die ihre Verteidigu­ngslast nicht schulterte­n, unterminie­rten das Bündnis. „Sie machen die Nato militärisc­h weniger effektiv.“

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Foto: Saul Loeb, afp Hat genug von der Zurückhalt­ung der Nato: Trump.

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