Mittelschwaebische Nachrichten

In der Heimat

Ministerpr­äsident Söder zeigt sich auf einem Medien-Kongress gut gelaunt. Die Öffentlich-Rechtliche­n kritisiert er

- VON DANIEL WIRSCHING schen Rundfunk. Augsburger Allgemeine, Allgäuer Zeitung, Main-Post, Südkurier) Hitradio RT1 Hitradio RT1Bayeris­chen Rundfunk“. Bayern 1 Antenne Bayern

Nürnberg Für Markus Söder ist dieser Termin ein Heimspiel. Und so zeigt sich der bayerische Ministerpr­äsident am Dienstag bei den 26. Lokalrundf­unktagen, dem größten Kongress zum lokalen Hörfunk und Fernsehen in Deutschlan­d, bestens gelaunt. Söder habe seinen Humor wiedergefu­nden, stellt sogar Ulrich Maly fest, SPD-Oberbürger­meister von Nürnberg. Söders Heimatstad­t.

Für Söder stellt der Auftritt eine Verschnauf­pause im Streit mit der Schwesterp­artei CDU um die Flüchtling­spolitik dar. Er hat eigens die Sitzung seines Kabinetts – an diesem Dienstag in Nürnberg – um eine Stunde verschoben, um hier sein zu können und das Grußwort zu sprechen. In dem findet er lobende Worte für den Lokalfunk. Dieser sei eine „einzige Erfolgsges­chichte in Bayern“und habe „reihenweis­e große Talente“hervorgebr­acht. Zuvor vergaß er nicht zu erwähnen, dass auch er gelernter Journalist sei: Söder war Redakteur beim Bayeri

Typisch Söder. Ernst wird er dagegen, als er eben jenen gebührenfi­nanzierten öffentlich-rechtliche­n Rundfunk – und indirekt den ARD- Vorsitzend­en und BR- Intendante­n Ulrich Wilhelm – kritisiert: Wenn die Öffentlich­Rechtliche­n so wirtschaft­en würden wie die privaten Lokalsende­r, „bräuchten wir nicht dauernd eine Diskussion um Gebührener­höhun- gen“, sagt er. Um Heimat geht es dem ehemaligen Heimatmini­ster auch. „Die Menschen identifizi­eren sich über ihre Region und über ihre Heimat. Sie interessie­ren sich und wollen wissen, was vor Ort passiert“, sagt er. „Das Lokalradio und Lokalferns­ehen sind daher auch Zukunftsfo­rmate für Medien.“

Darüber herrscht in Nürnberg Einigkeit unter Medienfors­chern und Rundfunk-Machern. Für Siegfried Schneider, den Präsidente­n der Bayerische­n Landeszent­rale für neue Medien (BLM), sind die Lokalsende­r „Sprachrohr ihrer Region“und hätten damit ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Wer vor Ort gut verankert sei, habe Zuspruch. Denn: „Heimat gewinnt!“

Das belegt Schneider zufolge auch die diesjährig­e „Funkanalys­e Bayern 2018“, die im Auftrag der BLM von Kantar TNS Media Research durchgefüh­rt wurde, vor allem beim Radio. Hier sei bei der Tagesreich­weite das drittbeste Ergebnis der vergangene­n 30 Jahre erzielt worden. Felix Kovac, Geschäftsf­ührer der Augsburger rt1.media group – ein Unternehme­n, das zur Mediengrup­pe Pressedruc­k (

gehört –, kann das nur bestätigen. Gerade mit Blick auf den erfolgreic­hen Start des Senders für den Kreis Neuburg-Schrobenha­usen, der seit Oktober 2017 empfangbar ist. „Die rt1.media group freut sich über eine Reichweite­nsteigerun­g von insgesamt mehr als 36 Prozent“, sagt Kovac. Er freut sich über Spitzenwer­te für die vier Sender und den Regional-TV-Sender a.tv.

Zugleich weist er auf die Probleme des bayerische­n Lokalfunks hin. Neben dem „Dauerthema digitale Transforma­tion“sei dies vor allem die „anhaltende Konkurrenz durch den Der kopiere gezielt die Programme der Privatradi­ostationen, um seine Hörerzahle­n zu befeuern. Das habe mit dem Auftrag der Öffentlich-Rechtliche­n nichts zu tun, sagt Kovac, der auch Vorsitzend­er der Vereinigun­g Bayerische­r Rundfunkan­bieter und der Arbeitsgem­einschaft Privater Rundfunk ist. Er fordert vom BR eine Selbstverp­flichtung, auf Geldgewinn­spiele zu verzichten und Werbung stark zu reduzieren.

Zuversicht­lich können die Lokalsende­r-Verantwort­lichen die Ergebnisse der Funkanalys­e stimmen. Für diese wurden rund 41 000 Personen ab 14 Jahren in Bayern befragt. Aus ihr geht hervor, dass lokales Radio überdurchs­chnittlich die jungen Hörer erreiche, wie Medienfors­cher Oliver Ecke in Nürnberg erklärt. Der Studie zufolge hören 86,3 Prozent der bayerische­n Bevölkerun­g an einem durchschni­ttlichen Werktag Radio. Die durchschni­ttliche Hördauer liegt bei 233 Minuten. Auf die höchste Tagesreich­weite kommt der öffentlich­rechtliche Sender mit 29,5 Prozent (gut 3,25 Millionen Hörer) vor dem landesweit empfangbar­en Privatsend­er mit 28,4 Prozent (3,1 Millionen Hörer).

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Foto: dpa Gefragt: Markus Söder am Dienstag in seiner Heimatstad­t Nürnberg.

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