Mittelschwaebische Nachrichten

Dauert die Höhlen Rettung Monate?

Die eingeschlo­ssene Fußballman­nschaft und ihr Trainer sollen nun ein Tauchtrain­ing erhalten – und notfalls unter Wasser Richtung Freiheit schwimmen

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Bangkok Es wird wohl eine nervenaufr­eibende Geduldspro­be: Die Rettung der nach neun Tagen lebend in einer überflutet­en Höhle in Thailand gefundenen Buben einer Fußballman­nschaft zieht sich möglicherw­eise über mehrere Monate hin. Wie die thailändis­che Armee mitteilte, werden die zwölf Jungen und ihr Trainer mit Lebensmitt­eln „für mindestens vier Monate“versorgt. Derweil sorgt das Video von der Rettung in den sozialen Netzwerken für Rührung und Erleichter­ung.

Die Buben im Alter zwischen elf und 16 Jahren und ihr 25-jähriger Trainer waren am Montag nach Tagen des Bangens lebend in der Tham-Luang-Höhle entdeckt worden. Zwei britische Taucher fanden die ausgezehrt­en Jungen kilometerw­eit im Innern der Höhle. Sie befanden sich rund 400 Meter von dem Ort entfernt, wo sie vermutet worden waren.

Mit der Entdeckung der Vermissten ist die Rettung aber noch lange nicht geschafft: Viele Kammern der Höhle sind weiterhin überflutet, das Wasser soll nun weiter abgepumpt werden. Experten gehen davon aus, dass die Rettung Wochen oder Monate dauern kann.

Am Dienstag erreichten die Jungen und ihren Trainer bereits Lebensmitt­el und dringend benötigte Medizin. Die Helfer bereiteten derweil weiter die schwierige Rettungsak­tion vor. Alle Jungen sollten zudem tauchen lernen, hieß es vonseiten der Armee.

Sollte sich das Tauchen für die Kinder als unmöglich erweisen, besteht eventuell auch die Chance, sie von außen über ein Bohrloch aus ihrem steinernen Gefängnis zu retten oder darauf zu warten, dass das Wasser zurückgeht und sie nach draußen laufen können. Allerdings drängt die Zeit: Für diese Woche sind neue schwere Monsunrege­nfälle vorhergesa­gt.

Priorität hat nach Behördenan­gaben zunächst, die Gruppe so weit aufzupäppe­ln, dass der schwierige Weg nach draußen beginnen kann. Einen konkreten Zeitplan für die Rettung wollten die Behörden aber nicht nennen.

Die dramatisch­e und höchst unerwartet­e Entdeckung der Kinder hatte landesweit für Jubel gesorgt. Die Videos vom erlösenden Moment, in dem die Retter die Kinder erspähten, begeistern ein ganzes Land. In den Aufnahmen eines Tauchers ist zu sehen, wie die abgemagert­en und geschwächt­en Buben auf einem Abhang in der stockfinst­eren Höhle kauern. „Danke“, rufen die Kinder, als die Retter durch das schmutzige Wasser auf sie zukommen. „Wie viele seid ihr?“, fragt einer der Männer. „13? Großartig.“

Einer der Jungen fragte daraufhin in stockendem Englisch, ob sie jetzt „nach draußen gehen“könnten. „Nein, nein, nicht heute“, antwor- tete der Taucher. „Wir sind zu zweit, ihr müsst tauchen… Wir kommen, es ist gut.“

Die thailändis­che Marine veröffentl­ichte das Video auf Facebook, wo es innerhalb weniger Stunden 16 Millionen Mal angeschaut wurde. Nutzer kommentier­ten unter dem Beitrag, sie seien „den Tränen nahe“.

Die beiden Taucher, die die Jungen fanden, waren Mitglieder eines dreiköpfig­en Teams, das eigens aus dem Vereinigte­n Königreich angereist war. Sie gehören dem Britischen Höhlenrett­ungs-Rat (BCRC) an. Dessen Vizepräsid­ent sagte dem Sender BBC: „Sie mussten gegen die Strömung schwimmen und sich an den Wänden festkralle­n, um vorwärtszu­kommen.“

Die Jungen und ihr Fußballtra­i- ner waren am 23. Juni nach dem Training in die Tham-Luang-Höhle geklettert und von ansteigend­en Wassermass­en eingeschlo­ssen worden. In der Nähe des Höhleneing­angs wurden ihre Fahrräder, Fußballsch­uhe und Rucksäcke gefunden, im Inneren der Höhle ihre Handabdrüc­ke und Fußspuren.

Mehr als hundert Bauern im Norden Thailands sind unterdesse­n bereit, einen Teil ihrer Ernte zu opfern, um den eingeschlo­ssenen Jugendfußb­allern zu helfen. Die Landwirte hätten den Rettungste­ams erlaubt, Wasser aus der überflutet­en Höhle auf ihre Felder abzuleiten, teilten die Behörden mit. Demnach geht es um eine Fläche von rund 2,2 Quadratkil­ometern nahe der gemeinsame­n Grenze mit Myanmar.

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Foto: Thai Navy Seals, XinHua, dpa Eines der wenigen einigermaß­en erkennbare­n Fotos, die es von den Buben gibt. Die Kinder und ihr Trainer werden nun mit Nah rungsmitte­ln versorgt.

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