Mittelschwaebische Nachrichten

Himmelssch­auspiel für Frühaufste­her

Ab heute kann die ISS mit dem bloßen Auge beobachtet werden

- VON GUNTER OLEY https://www.calsky.com/ https://www.heavens above.com/

Ein hell leuchtende­r Punkt fliegt in der Dämmerung von West nach Ost – heller als die Venus, ähnlich schnell wie ein Flugzeug, doch das Blinken der Positionsl­ichter fehlt. Jetzt ist dieses Schauspiel von Süddeutsch­land aus wieder regelmäßig für einige Minuten pro Tag zu beobachten, wenn die Internatio­nale Raumstatio­n ISS aus dem Erdschatte­n auf die Tagseite fliegt.

Etwa 90 Minuten braucht die Station, um einmal die Erde zu umkreisen. Weil unser Planet sich unter ihr um seine eigene Achse dreht, überfliegt sie bei jeder Runde eine andere Region. Bei knapp der Hälfte ihrer Erdumrundu­ngen passiert sie auch Süddeutsch­land. Zu sehen ist sie dann aber – wolkenfrei­en Him- mel vorausgese­tzt – meist nur mit astronomis­cher Ausrüstung, denn entweder ist das Tageslicht zu hell oder die Station fliegt im Erdschatte­n und wird nicht von der Sonne beleuchtet. Doch in der Dämmerung ist es manchmal möglich, die Station für fünf bis sechs Minuten mit dem bloßen Auge zu verfolgen. Auf ihrer Flugbahn in rund 400 Kilometern Höhe wird die ISS von der Sonne angeleucht­et, während es auf dem Boden gerade dunkel ist.

Zu sehen ist die Station deshalb als leuchtende­r Punkt, der heller als der Planet Venus erscheint. Grund dafür sind die Reflexione­n der großen Solarpanee­le, die etwa so groß sind wie ein Fußballfel­d.

Ab dieser Woche ist die Beobachtun­g zunächst ein Fall für Frühaufste­her, am Donnerstag zum Beispiel fliegt die Station kurz nach 4 Uhr südlich vorbei. Der helle Punkt wandert dann immer von Westen kommend in Richtung Osten über den Himmel, jedoch bei jedem Überflug in einer anderen Höhe. Meist müssen Beobachter in Bayern in Richtung Süden schauen, seltener nach Norden. Manchmal reicht es jedoch aus, sich auf einer Wiese auf den Rücken zu legen und nach oben zu sehen, wenn die Station den Freistaat überquert und dann beinahe im Zenit zu sehen ist – wie zum Beispiel am Sonntagmor­gen gegen 4.40 Uhr. In der zweiten Julihälfte wird die ISS auch wieder für einige Tage in der Abenddämme­rung sichtbar sein. Und vielleicht schaut dann ja auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst zu uns herunter.

» Termine für sichtbare Überflüge gibt es im Internet:

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