Mittelschwaebische Nachrichten

Bunte Vielfalt

Uni, metallic oder perleffekt? Glanz oder matt? Wer den Lack seines (neuen) Autos aussuchen will, sollte mehr im Blick haben als die Farbe allein. Was die verschiede­nen Lacktypen unterschei­det und worauf es bei der Auswahl ankommt

- Peter Löschinger, dpa

„Jeder Kunde kann seinen Wagen beliebig anstreiche­n lassen, wenn der Wagen nur schwarz ist“, sagte Autobauer Henry Ford vor fast 100 Jahren über sein legendäres T-Modell. Das ist längst vorbei. Heute bietet allein Lackherste­ller BASF Coatings in Europa mehr als 600 Farbtöne an.

Und damit nicht genug. Kunden müssen beim Autokauf neben der Farbe auch noch den Lacktyp wählen. Im Standardan­gebot der Hersteller haben sich Uni-, Metallicun­d Perleffekt­lacke etabliert. Es gibt darüber hinaus noch sehr viel mehr Effektlack­e. Wo liegen die Unterschie­de?

Zunächst einmal hat der Lack eine Schutzfunk­tion. „Erst danach hat man das ästhetisch­e Moment entdeckt, ausgebaut und verfeinert, wie man damit ein Auto gestalten kann“, sagt Mark Gutjahr, Designchef bei BASF Coatings.

Jeder Autolack ist in mehreren Schichten aufgebaut. Jede hat spezielle Aufgaben, unter anderem den Schutz vor Rost und Umwelteinf­lüssen wie UV-Licht. Die Schicht, die man von außen sehen kann, ist der Basislack. Der besteht in der Regel aus Farbpigmen­ten und – je nach Typ – zusätzlich noch einem Effekt. „Und obendrauf kommt dann Klarlack“, sagt Gutjahr. Klarlacke als oberste Schicht kommen standardmä­ßig seit den 1980ern zum Einsatz, waren früher bei einfachen Unilacken nicht immer üblich.

„Früher wurde beim Polieren eines uniroten Autos der Lappen rot, weil man Farbpigmen­te abgetragen hat wie von einem Fensterrah­men“, sagt Lack- und Autopflege­experte Christian Petzoldt. Wer heute einen Unilack poliert, poliert auf Klarlack. „Und dem ist auch ein UV-Schutz beigegeben.“Zudem schützt er vor Baumharz sowie Vogelkot und sorgt für Waschbestä­ndigkeit, sagt Gutjahr.

Unilack hat keine Effektpigm­ente und ist meist der günstigste Typ. Viele Autoherste­ller bieten ihn ohne Aufpreis an. Doch oft nur in einer kleinen Farbauswah­l. Beim VW Golf etwa ist aktuell nur Urano Grau kostenlos. Pigmentint­ensivere Far- ben wie Rot sind auch in Uni deutlich teurer. Tornadorot etwa kostet 230 Euro Aufpreis.

Das liegt auch an der Nachfrage: „Dunkle Farben wie Grau, Schwarz und Blau sowie Silbermeta­llic werden häufiger gewählt“, sagt Christian Buhlmann von VW. Tornadorot etwa ordern die Kunden nur bei einigen Modellen häufiger, etwa beim Sportmodel­l GTI. Der kompakte 308 von Peugeot zeigt sich auch als graue Maus am günstigste­n. Hier kostet Hurrican Grau keinen Aufpreis.

Metallicla­ck wird bei Peugeot und VW ab rund 590 Euro auf die Karosserie gesprüht. Hier sorgen dem Basislack zugesetzte Aluminiumt­eilchen im Sonnenlich­t für metallisch­en Glanz. „Durch die Lichtbrech­ung sehen wir Hell-Dunkel auf der Karosse“, sagt Gutjahr. Das unterstütz­e die Formgestal­tung stark und wirke besonders bei hellen, silberfarb­enen Tönen.

Im Gegensatz dazu schimmert Perleffekt­lack oft weicher und wirkt durch die zugesetzte­n Teilchen farbiger. Teils kommen Effektpigm­ente wie Glimmer oder künstliche Effektgebe­r zum Einsatz. Bei einem roten Basislack können etwa orangefarb­ene Teilchen dafür sorgen, dass der Lack im Licht farblich changiert. Wer sehr bunte und leuchtende Farben möchte, dem rät Gutjahr in der Regel zu einer Unioder Perleffekt-Lackierung. „Wenn ich das Auto in seiner Linienführ­ung besser sehen möchte, dann nehme ich einen Metallicla­ck.“

Doch es gibt noch mehr Effektlack­e. Mattlack etwa: Hier folgt als Abschluss kein glänzender, sondern mattierter Klarlack. Lack mit „FlipFlop-Effekt“bricht das Licht je nach Winkel unterschie­dlich. So kann sich beispielsw­eise ein roter Farbbereic­h mit einem grünen auf der Karosserie abwechseln.

Für ein ganz tiefschwar­zes Auto rät Petzoldt zu Unischwarz. Das ist produktion­sbedingt meist billiger als Metallic- oder Perleffekt­Varianten. Und jede Beimischun­g von Effektpigm­enten reflektier­t das Licht - egal, ob kleine Glimmer wie beim Perleffekt oder eben Metallteil­chen bei Metallic. Mit etwas Abstand könne die Lackoberfl­äche dann matschig grau wirken, so Petzoldt. „Die Tiefe fehlt einem Schwarz in dem Moment, wenn ein Effektpigm­ent dabei ist.“

Allerdings werden mechanisch­e Spuren auf tiefschwar­zem Unilack schneller sichtbar als auf Metallicla­cken. „Durch die feinen Metallicod­er Perlmuttpi­gmente sieht man feine Kratzer nicht so deutlich wie auf einem Unilack“, sagt Petzoldt.

Es gebe ebenfalls tiefschwar­ze Töne im Effektbere­ich, sagt Gutjahr. „Die haben auch eine tolle Anmutung, aber machen etwas mehr Formenspie­l auf der Oberfläche sichtbar als diese ganz tiefschwar­zen, staatstrag­enden Unitöne.“

Doch wie sucht man am besten aus – nach Prospekt oder am Konfigurat­or im Netz? „Am besten am Original im Autohaus“, sagt Gutjahr. Denn die Lackwirkun­g sei nur sehr schwierig zu reproduzie­ren. „Auf Fotos sieht man nicht, wie der Effekt aufgebaut ist.“Man sollte in der Lage sein, den Lack mal aus der Nähe, mal aus der Distanz zu betrachten – „und schauen, wie das wirkt und wie man selber darauf reagiert und ob es einem zusagt“.

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Foto: Jan Woitas, dpa Schichtarb­eit: Ein moderner Autolack besteht aus mehreren Schichten. Erst zuletzt wird der Glanz aufgetrage­n. Er dient nicht nur der Optik, sondern schützt das Auto auch vor Umwelteinf­lüssen.
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Foto: Andrea Warnecke, dpa Mattlacke liegen vor allem bei Sportwa gen im Trend.

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