Mittelschwaebische Nachrichten
Unterricht mit Vierbeiner
An der Grundschule Waldstetten wird seit Kurzem Schulhund Fee in allen fünf Klassen eingesetzt. Was sich die Rektorin dadurch erhofft und wie die Kinder damit umgehen
Waldstetten Dieser Unterricht ist kein gewöhnlicher. In doppelter Hinsicht. Nicht nur, weil die Viertklässler der Grundschule Waldstetten gerade am medienpädagogischen Projekt ZISCH (Zeitung in der Schule) mitmachen und sich Annoncen ausdenken, in denen sie ihre Rektorin und das gesamte Gebäude zum Verkauf anbieten. Sondern erst Recht, da ein Postbote auf vier Pfoten die Zeitungen zu den Schülern bringt. Dass das Papier etwas angesabbert ist und ein Mädchen „voll abgeschleckt“wird, stört keinen. Zur Belohnung wird die schwarze Labradorhündin gestreichelt, geherzt, umarmt. „Ihre“Fee lieben die Kinder, ist sie doch etwas Besonderes. Und ziemlich einmalig. Denn die Waldstetter Einrichtung ist neben der Realschule Ichenhausen die einzige im Landkreis mit einem Schulhund.
Auf den Hund gekommen ist Rektorin Julia Lerch schon lange. Sie ist seit Jahren begeisterte Besitzerin eines Vierbeiners. An einen Schulhund hatte sie allerdings nie gedacht, bis im vergangenen September die Realschule Ichenhausen erstmals einen in ihren Unterricht einbaute „Da hab ich mir sofort gedacht, das wäre auch was für uns“, sagt die Hundeliebhaberin. Und schwärmt davon, dass Kinder viel von Tieren lernen könnten, nicht nur Respekt und Rücksicht. Bei den Ichenhauser Kollegen holte sich Lerch Tipps und Ratschläge, an was bei einem Lehrer auf vier Pfoten alles gedacht werden muss. Die Frage lautete nur, wo der Schulhund herkommen sollte?
Der Zufall half Julia Lerch weiter. In der Mittagsbetreuung kam sie mit Betreuerin Silke Katzer über ihr gemeinsames Hobby Hunde ins Gespräch. Als die Waldstetterin erzählte, dass sie mit ihrem Labrador, mit dem sie schon diverse Abzeichen erhalten und Wettbewerbe absolviert hat, wieder mal eine Prüfung ablegen wolle, kam Lerch die zündende Idee: „Wenn, dann mach doch eine gescheite Prüfung und komm’ in unsere Schule.“Für Silke Katzer zwar „absolutes Neuland“, aber die Vorstellung, dass „eine so kleine Schule einen Schulhund hat“, reizte sie. Sie schlug ein. Bedenken, dass ihre Fee für einen solchen Job vielleicht nicht die geeignete wäre, hatte sie nicht. „Nicht jedes Tier ist dafür geeignet, da sind viele Kinder, es ist laut, das ist anstrengend für einen Hund. Das kann erst ein Hund mit Erfahrung und einer gewissen Reife.“Beides habe Fee zweifelsfrei, zehn Jahre alt ist die Labradordame, Hund und Besitzerin seien „ein eingespieltes Team“.
Per Post wurden die Eltern der 96 Schüler über das geplante Projekt und die dahintersteckende tiergestützte Pädagogik informiert. Rektorin Julia Lerch ist wichtig, dass die Kinder in vielfacher Hinsicht profitieren. Sie könnten spielerisch Kontakt mit einem Tier aufnehmen, „wobei niemand gezwungen wird, es anzufassen“, betont sie. Außerdem würden die Kinder lernen, respektvoll mit dem Lebewesen umzugehen, mögliche Ängste abbauen. Es sei erwiesen, dass Hunde eine beruhigende Wirkung hätten. Nur zwei Erziehungsberechtigte äußerten Zweifel, ob die Kinder mit einem Hund an ihrer Seite noch konzentriert arbeiten könnten. Bei einem Infotag mit Fee wurden letzte Bedenken ausgeräumt. Alle Eltern gaben ihr Einverständnis. Und spätestens seit einem Schulfest, das Fee trotz Dutzender Kinder um sich herum geduldig über sich ergehen ließ, musste sich auch Silke Katzer keine Sorgen mehr machen.