Mittelschwaebische Nachrichten
Tausche Hipster gegen Hippie
Sie ist eine Trendsetterin. Eine Influencerin. Eine Mode-Ikone. Wenn sie sagt: „Früher war alles besser“, dann zittert halb Paris. Dann scheucht Karl Lagerfeld sein Kätzchen Choupette vom Schoß, um Block und Bleistift zu zücken. Alles nur, um ihr zu lauschen. Von wem die Rede ist? Deiner Mutter.
Wie bitte? Das glaubst du nicht? Doch, doch – denn Mutti wusste schon vor Jahrzehnten, was heute total in ist. Die Mode der 1970erJahre liegt wieder voll im Trend. Damals, in Mutters Jugend, waren die Brillen groß wie Suppenteller, viel Liebe lag in der Luft, und Blumenkinder tanzten barfuß auf der Wiese für den Frieden. Ein charmantes Stück Vergangenheit. Kein Wunder, dass die Modewelt jetzt eine verzweifelte Kleinanzeige aufgibt: Tausche Hipster gegen Hippie. Kein schlechter Deal, findet auch Mutti. Früher war alles besser – diesen Spruch aus der Floskelkiste nimmt sich die Modeindustrie immer wieder zu Herzen. Jeder Trend wird wiederbelebt. So ist die Mode ein hektisches Geschäft, das sich im Kreis dreht. Wie ein nervöses Kätzchen, das zum Stressabbau seinem eigenen Schwanz nachjagt. Und der Trend schießt im Rückwärtsgang der Epochen noch weit über die 70er hinaus: Großmutters Dutt ist seit Jahren wieder in Mode. Heute gibt sich der Haarknoten zwar etwas zerzaust, man hat ihn „Messy Bun“getauft. Doch Fußballikonen wie David Beckham und Gareth Bale tragen den haarigen Bommel à la Oma mit männlichem Stolz.
Und so lernen wir, den Modeinstinkt von Omi und Mutti zu schätzen. Wenn Mutter heute sagt: „Kinder, zieht euch warm an“, dann ist das keine Warnung vor kaltem Wetter. Es ist eine Kampfansage an die Modewelt.