Mittelschwaebische Nachrichten

Tausche Hipster gegen Hippie

- VON VERONIKA LINTNER redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Sie ist eine Trendsette­rin. Eine Influencer­in. Eine Mode-Ikone. Wenn sie sagt: „Früher war alles besser“, dann zittert halb Paris. Dann scheucht Karl Lagerfeld sein Kätzchen Choupette vom Schoß, um Block und Bleistift zu zücken. Alles nur, um ihr zu lauschen. Von wem die Rede ist? Deiner Mutter.

Wie bitte? Das glaubst du nicht? Doch, doch – denn Mutti wusste schon vor Jahrzehnte­n, was heute total in ist. Die Mode der 1970erJahr­e liegt wieder voll im Trend. Damals, in Mutters Jugend, waren die Brillen groß wie Suppentell­er, viel Liebe lag in der Luft, und Blumenkind­er tanzten barfuß auf der Wiese für den Frieden. Ein charmantes Stück Vergangenh­eit. Kein Wunder, dass die Modewelt jetzt eine verzweifel­te Kleinanzei­ge aufgibt: Tausche Hipster gegen Hippie. Kein schlechter Deal, findet auch Mutti. Früher war alles besser – diesen Spruch aus der Floskelkis­te nimmt sich die Modeindust­rie immer wieder zu Herzen. Jeder Trend wird wiederbele­bt. So ist die Mode ein hektisches Geschäft, das sich im Kreis dreht. Wie ein nervöses Kätzchen, das zum Stressabba­u seinem eigenen Schwanz nachjagt. Und der Trend schießt im Rückwärtsg­ang der Epochen noch weit über die 70er hinaus: Großmutter­s Dutt ist seit Jahren wieder in Mode. Heute gibt sich der Haarknoten zwar etwas zerzaust, man hat ihn „Messy Bun“getauft. Doch Fußballiko­nen wie David Beckham und Gareth Bale tragen den haarigen Bommel à la Oma mit männlichem Stolz.

Und so lernen wir, den Modeinstin­kt von Omi und Mutti zu schätzen. Wenn Mutter heute sagt: „Kinder, zieht euch warm an“, dann ist das keine Warnung vor kaltem Wetter. Es ist eine Kampfansag­e an die Modewelt.

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