Mittelschwaebische Nachrichten

Wie sieht das Einkaufen der Zukunft aus?

Eine 16-jährige Praktikant­in hat sich bei der Firma Wanzl in Leipheim überlegt, wie sich das Shoppen ändert. Warum sie denkt, dass es auch noch „Retroläden“geben wird – also Supermärkt­e, wie wir sie kennen

- VON PHILIPP WEHRMANN

Leipheim Durch die Gänge schlendern, Obst und Gemüse in den Wagen legen, zahlen – wird das Einkaufen immer so bleiben? Und wenn nicht, was kommt danach? Mit diesen Fragen hat sich Luise Siemann in den vergangene­n zwei Wochen beschäftig­t.

Die 16-Jährige besucht das renommiert­e Internat Louisenlun­d am anderen Ende Deutschlan­ds. Es liegt zwischen Kiel und Flensburg, zur Ostsee ist es nicht weit. Sie selbst kommt aus der Nähe von Münster in Nordrhein-Westfalen. Ihre Mitschüler und sie bekommen in einer „Mint+-Klasse“besonders intensiven Unterricht in Mathematik, den Naturwisse­nschaften und Informatik.

Vor einigen Monaten verbrachte die Schülergru­ppe einen Tag im Landkreis Günzburg. Nach einem Besuch des Kernkrafts­werks Gundremmin­gen, einem Impulsvort­rag des Oberbürger­meisters Gerhard Jauernig und einer Führung durch Günzburg präsentier­te sich die Fir- ma Wanzl den Schülern teten). Luise Siemann kam bei dem Besuch mit Marketingc­hef Jürgen Frank von Wanzl ins Gespräch, später vereinbart­en die beiden ein Praktikum.

Nachdem ihre Eltern zugestimmt hatten, war die 16-Jährige in einem Leipheimer Hotel untergekom­men und hatte ihren ersten Arbeitstag in dem Großraumbü­ro der Marketinga­bteilung der Firma Wanzl begonnen. Als sich das zweiwöchig­e Praktikum dem Ende näherte, lagen einige Skizzen auf ihrem Schreibtis­ch, die Ergebnisse ihrer Arbeit. Eine davon zeigt, wie Einkaufen funktionie­ren könnte, das auf Mobilität und Flexibilit­ät ausgelegt ist. Das sei wichtig, schließlic­h legten immer mehr Menschen weite Strecken zur Arbeit zurück. „Ich bin ja auch Pendler“, sagt die Schülerin, die regelmäßig von der Ostsee in ihre nordrhein-westfälisc­he Heimat fährt. Eine Einkaufspr­axis, die sie für realistisc­h hält, ist wie dafür gemacht: Die Lebensmitt­el bestellt man während der Zugfahrt, nimmt sie an einer automatisc­hen Abhol- station im Bahnhof mit und fährt nach Hause. Noch bequemer sei natürlich die Lieferung an die Haustür, doch auch mit einem größeren logistisch­en Aufwand verbunden.

Nach wie vor sind Einkaufswä­gen das Kerngeschä­ft der Firma Wanzl, hier ist sie Weltmarktf­ührer. Verändert sich der Einzelhand­el, so wirkt sich das auch auf das Unternehme­n aus. „In Vöhringen gibt es jetzt einen Markt, der ohne Personal funktionie­rt“, sagt Frank. Möglich gemacht hat das das Leipheimer Unternehme­n mit seiner Technik. Doch Siemann vermutet, dass sich auch bei Lebensmitt­elmärkten „digitale Einkaufwag­en“durchsetze­n könnten. Einen solchen hat sie als Skizze entworfen.

„Ich bin aber sicher, dass es auch in einigen Jahren noch Retroläden geben wird“, sagt die 16-Jährige und meint damit gewöhnlich­e Supermärkt­e. Denn für viele Menschen sei das Einkaufen nicht nur Mittel zum Zweck, sondern eine Freizeitbe­schäftigun­g, die sie mögen, ein Erlebnis. Frank ist beeindruck­t davon, wie schnell und wie tiefgründi­g sich die Schülerin innerhalb der zwei Wochen in das Thema eingearbei­tet hat, sagt er. „Ihre Fähigkeit, komplexe Zusammenhä­nge zu erkennen, ist schon außergewöh­nlich,“lobt er.

 ?? Fotos: Philipp Wehrmann ?? Die 16 jährige Luise Siemann hat zwei Wochen bei der Firma Wanzl in Leipheim als Praktikant­in gearbeitet. Sie hat sich überlegt, wie man in einigen Jahren einkaufen wird. Schon jetzt zeichnen sich maßgeblich­e Ver  änderungen im Einzelhand­el ab.
Fotos: Philipp Wehrmann Die 16 jährige Luise Siemann hat zwei Wochen bei der Firma Wanzl in Leipheim als Praktikant­in gearbeitet. Sie hat sich überlegt, wie man in einigen Jahren einkaufen wird. Schon jetzt zeichnen sich maßgeblich­e Ver änderungen im Einzelhand­el ab.
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So hat Luise Siemann einen digitalen Einkaufswa­gen skizziert: Er scannt die Produkte, die in ihm landen. Mithilfe des Displays am Griff kann man Produkte und Infos dazu suchen. Sobald man bezahlt hat, öffnet sich der Wagen, um die Ware zu entnehmen.
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Jürgen Frank

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