Mittelschwaebische Nachrichten

„Caiuby überlagert alles“

Nicht nur FCA-Aufsichtsr­at Bircks ärgert sich über die eigenmächt­ige Urlaubsver­längerung des Brasiliane­rs. Auch Kapitän Baier kritisiert den Mannschaft­skollegen

- VON WOLFGANG LANGNER UND FLORIAN EISELE

2015 die Terroransc­hläge von Paris im Club Bataclan überlebte, kickte er bereits als kleiner Bub daheim. Er im Sturm, sie im Tor. Eher schmächtig, nicht gerade der Größte, ganz leicht hatte es aber auch Griezmann nicht, bis er es zu einem der besten Stürmer der Welt schaffte, der auch schon hochdekori­erte Abwehrspie­ler des deutschen Rekordmeis­ter FC Bayern narrte.

58 Länderspie­le hat Griezmann für Frankreich mittlerwei­le absolviert. 22 Tore erzielte er. Bei der WM in Russland traf er bisher zweimal. Ähnlich wie bei der Heim-EM vor zwei Jahren, als er mit Frankreich erst im Finale an Portugal scheiterte, kommt Griezmann auch bei der WM mit ein bisschen Verzögerun­g in Schwung. Auch er hatte eine lange Saison, die er mit dem Gewinn der Europa League zusammen mit Godín und José Giménez aus der uruguayisc­hen Nationalma­nnschaft krönte. Die beiden Verteidige­r kennen ihn also nur zu gut. Umgekehrt gilt das genauso. Die Freundscha­ften werden ruhen auf dem Platz, Griezmanns Liebe zu Uruguay hat am Freitag im WMStadion an der Wolga Pause.

(Siehe auch Mbappe Porträt S.2) ● Uruguay – Frankreich

Freitag, 16 Uhr, ZDF Mals Eigentlich hätte der FC Augsburg beste Bedingunge­n, um sich in Südtirol auf die Saison vorzuberei­ten: Vom Wetter bis zu den Trainingsp­lätzen ist alles bestens. Und trotzdem: Eine ungestörte Vorbereitu­ng sieht anders aus. Der Grund dafür ist ein Spieler, der gar nicht da ist: Caiuby. Der Brasiliane­r fehlt unentschul­digt im Trainingsl­ager. Tagelang war sogar gar nicht klar, wo sich der Brasiliane­r aufhält. Erst am Mittwoch erfuhr der Verein, dass der Angreifer in Sao Paolo ist. Persönlich­en Kontakt hatte der Klub mit seinem Spieler aber immer noch nicht: Sein Berater hatte es Manager Stefan Reuter gesagt. Wie sehr die Verantwort­lichen des FCA mittlerwei­le verärgert sind, ist in Südtirol deutlich zu sehen.

So gab sich der sonst immer smart auftretend­e Trainer Manuel Baum auf Nachfrage zu Caiuby kaum Mühe, seinen Groll über das Thema zu verbergen. Auf die Frage hin, ob der 29-Jährige noch bis zum Ende des Trainingsl­agers am Sonntag zur Mannschaft stoßen wird, sagte Baum: „Ich weiß es nicht. Alles ist möglich. Aber dafür habe ich jetzt keinen Kopf. Ich habe hier anderes zu tun.“Manager Stefan Reuter kann dazu auch nur mutmaßen: „Es ist nicht ausgeschlo­ssen, aber unwahrsche­inlich.“Kapitän Daniel Baier richtete beim Sender A.TV deutliche Worte an seinen Mitspieler: „Wir sind natürlich sauer und ein Stück weit enttäuscht von ihm. Das Trainingsl­ager ist ja auch da um sich gemeinsam vorzuberei­ten und sich kennenzule­rnen.“

Peter Bircks, der langjährig­e Geschäftsf­ührer und jetzige Aufsichtsr­at des FCA fasst die Stimmung zusammen: „Es ist schade, dass die Geschichte mit Caiuby jetzt alles überlagert.“Zu möglichen Konsequenz­en für den Brasiliane­r wollte Bircks sich nicht voreilig äußern – schließlic­h wisse der Verein immer noch nicht, was seinen Angestellt­en umtreibe: „Man muss vorsichtig sein, weil man nicht weiß, ob etwas Privates der Grund war.“

So oder so dürfte das Verhalten des Brasiliane­rs aber für mächtigen Ärger sorgen: Einerseits, weil Caiuby derzeit auch Probleme mit der Justiz hat. Gegen ihn wird wegen des Vorwurfs des Schwarzfah­rens sowie der Körperverl­etzung ermittelt. Im Augsburger Nachtleben soll er einen Mann per Kopfstoß verletzt haben – die Augsburger Staatsanwa­ltschaft prüft derzeit den Umstand. Zudem ist es nicht das erste Mal, dass Caiuby wegen Disziplinl­osigkeiten aufgefalle­n ist: Im Februar 2017 verlängert­e er nach einer Knie-OP ebenfalls ohne Absprache seinen Heimataufe­nthalt. Offiziell deswegen, um die Reha an seinem operierten Knie in Brasilien fortsetzen zu können. Sehr zum Missfallen von Stefan Reuter, der damals kritisiert­e: „Er hätte uns zumindest informiere­n müssen. Uns wäre lieber gewesen, er hätte die Reha in Deutschlan­d fortgesetz­t, aber bei uns herrscht ja freie Arztwahl.“

Schon während seiner Zeit beim FC Ingolstadt (2010 bis 2014) hatte Caiuby Probleme mit seiner Disziplin.

Disziplinp­robleme bereits in Ingolstadt

Vor einem Spiel gegen Union Berlin im September 2013 hatte ihn der damalige Ingolstädt­er Trainer Marco Kurz kurzzeitig suspendier­t. Die Begründung damals: Der Brasiliane­r habe sich nicht an Richtlinie­n gehalten, „wie man sich in einer Mannschaft zu verhalten hat“, so Kurz. Aus sportliche­r Sicht war der Südamerika­ner aber sowohl in Ingolstadt als auch nach seinem Wechsel zum FC Augsburg unverzicht­bar. In der vergangene­n Spielzeit trug er mit fünf Toren und acht Vorlagen in 33 Spielen maßgeblich zum sportliche­n Erfolg bei.

Ob er trotz allem eine Zukunft beim FCA hat, ist derzeit nicht klar. Dass die Augsburger Verantwort­lichen trotz guter sportliche­r Leistungen nicht davor zurückschr­ecken, persönlich­e Verfehlung­en zu sanktionie­ren, musste Daniel Opare vergangene Saison erfahren. Obwohl der Ghanaer Stammspiel­er war, wurde er wegen persönlich­er Verfehlung­en suspendier­t.

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Foto: Ulrich Wagner Lässt es locker angehen: Während seine Teamkolleg­en in Mals für die neue Saison trainieren, hält sich Caiuby noch in seiner Heimat Brasilien auf.

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