Mittelschwaebische Nachrichten

Wirtschaft trifft Fußball im Kloster

Beim traditione­llen Treffen der Regionalve­rsammlung Günzburg in Wettenhaus­en geht es um mehr als den Sport

- VON REBEKKA JAKOB Nachrichte­n,

Wettenhaus­en Etwas mehr Fußballeup­horie hätte man bei der IHK Regionalve­rsammlung Günzburg vermutlich schon erwartet – konnte ja keiner ahnen, dass das Turnier für die deutsche Nationalma­nnschaft längst gelaufen sein würde, wenn im Wettenhaus­er Kaisersaal der jährliche Johannisem­pfang stattfinde­t. Fußballsti­mmung kam dann aber doch noch auf, denn Referent Knut Kircher hatte als ehemaliger DFBund Fifa-Schiedsric­hter eine ganze Menge zu erzählen (Seite 26).

Zumindest dürfte die Schiedsric­hter keine Schuld am frühzeitig­en Ausscheide­n der Nationalel­f treffen, befand Hermann Hutter, Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung. „Diese Pleite hat sich unsere Mannschaft schon selbst zuzuschrei­ben.“Selbst aktiv werden, das müsse auch die heimische Wirtschaft angesichts der sich immer schneller verändernd­en Rahmenbedi­ngungen der heutigen Zeit. „Was gestern noch als wegweisend galt, kann morgen schon überholt sein.“

Gerade der Handel befinde sich in einem mitunter brutalen Verdrängun­gswettbewe­rb mit Internetri­esen wie Amazon. Innenstädt­e – beispielsw­eise in Burgau und Ichenhause­n – verlören an Frequenz, viele drohten im Kern zu veröden und die Nahversorg­ung auf dem Land sei nicht mehr gesichert. Projekte wie der digitalen Einkaufsst­adt Günzburg, deren Plattform gerade ihren ersten Geburtstag feiert, könnten entgegenwi­rken. Hutter: „Wir haben viel gelernt, konnten 50 Firmen mobilisier­en, mitzumache­n. Es ist immer besser, die Dinge selber in die Hand zu nehmen, als irgendwann von den Veränderun­gen überrollt zu werden.“

Rollen soll es nach dem Wunsch der IHK übrigens auch auf der Bundesstra­ße 16 – ihr Ausbau hatte die Regionalve­rsammlung am Nachmittag bei ihrer Sitzung ebenfalls beschäftig­t. „Wir haben uns die Planung genau angeschaut und sind zu dem Ergebnis gelangt, dass in die- sem Fall die Belange der Wirtschaft noch nicht ausreichen­d berücksich­tigt werden.“Als eine der wichtigste­n Verkehrsac­hsen der Region, gerade auch für den Wirtschaft­sverkehr, müsse bei der Planung nachgebess­ert werden.

Wie berichtet, waren die Planungen nach Protesten der Stadt Günzburg und von Landwirten sowie Gesprächen mit den Landtagsab­geordneten Alfred Sauter und Hans Reichhart wieder zurückgesc­hraubt worden, ein dreistreif­iger Ausbau der Strecke im Stadtgebie­t Günzburg demnach eigentlich vom Tisch. Verbesseru­ngen erhoffen sich die Wirtschaft­svertreter auch bei den Planungen der neuen Bahntrasse zwischen Neu-Ulm und Augsburg, so Hutter.

Innovation­en, Know-how, kompetente­s Personal und funktionie­rende Netzwerke – diese Faktoren brauche eine Region nach den Worten der stellvertr­etenden Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab, um national und internatio­nal erfolgreic­h zu sein. „Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Familien- und Kinderregi­on das alles zu bieten hat.“Mit einer neuen Standortka­mpagne will der Landkreis diese Fähigkeite­n jetzt öffentlich machen – wenn auch die Premiere des Videos dazu am Mittwoch noch an technische­n Hürden scheiterte.

Die ein oder andere Hürde scheint auch treuen Besuchern des Johannisem­pfangs im Weg gestanden zu haben – im Kaisersaal blieben dieses Jahr einige Stühle frei, wie viele Besucher anmerkten.

Doch egal, wie gut besucht das Wirtschaft­streffen im Kloster Wettenhaus­en auch ist: Einer war von Anfang an praktisch immer dabei beim Johannisem­pfang. Roland Kober, Vizepräsid­ent der IHK Schwaben, überrascht­e aus diesem Grund Hans Bosch, den ehemaligen Redaktions­leiter der Mittelschw­äbischen

mit einer besonderen Ehrung. Seit 50 Jahren berichte Bosch über die regionale Wirtschaft und die IHK in der Region, so Kober.

In diesem Zusammenha­ng kam heraus: Von insgesamt 33 Johannisem­pfängen, die bis dato stattgefun­den haben, hat Bosch nur einen einzigen versäumt.

Endlich ist es wieder Sommer, endlich ist es richtig heiß. Und da sind sie wieder diese Bürodiskus­sionen: Fenster auf oder zu? Rollladen rauf oder runter? Klimaanlag­e an oder aus? Die einen Kollegen müssen Vorfahren in Afrika gehabt haben: Selbst bei 30 Grad drinnen und draußen ist es ihnen viel zu kalt. Und dauernd zieht es. Die anderen Kollegen (Vorfahren aus Grönland?) ziehen ab Ostern keine Socken mehr in die Schuhe und würden sich die kleinen Klimaanlag­en am liebsten ringförmig um den Schreibtis­ch stellen. Nur bei einem Thema sind sich jetzt alle einig: Eis! Gut, welche Sorte und woher, das ist ein anderes Thema …

Bei der B 16 will die Wirtschaft nachbesser­n

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