Mittelschwaebische Nachrichten
Er war ein Mann mit Weitblick
Der Landesökonomierat und Brauereibesitzer Anton Munding starb vor 50 Jahren im 93. Lebensjahr
Krumbach Er war Landesökonomierat, Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Bayerischen Staatsmedaille, der Krumbacher Bürgermedaille, Agrarwirtschaftler und Brauereibesitzer: Anton Munding, der am 6. Juli vor 50 Jahren im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Für Krumbach war er zudem „im Glück bescheiden, im Leid aufrecht und geprägt von echtem Gemeinsinn“, wie der damalige Bürgermeister Ludwig Mayer in seiner Abschiedsrede auf dem Ostfriedhof sagte. Seine Arbeit zu schätzen wussten zudem der Kreistag des damaligen Landkreises Krumbach sowie zahlreiche landwirtschaftliche Organisationen und hier wiederum besonders der Zuchtverband für das schwäbische Fleckvieh.
Ein halbes Jahrhundert lang, hat er sich in vielfältiger Weise Verdienste erworben und wurde so eine weit über die Stadt und den Landkreis hinaus bekannte Persönlichkeit. In Pleß an der Iller im Jahre 1876 geboren, begann er eine Ausbildung zum Landwirt, heiratete 1907 Josefa Demeter aus Krumbach und wurde damit Besitzer der damaligen Adlerbrauerei und Hürbener Traditionsgaststätte. Er übergab sie 1952 seinem Sohn Ernst, der jedoch bereits im Jahre 1965 starb. Von Anfang an war der Neu-Krumbacher bemüht, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen, und war schnell mit allen Bürgern verbunden. Der damalige Stadtpfarrer Gregor Sing an seinem Grab: „Er hat nicht nur in irdischen Dingen die Realitäten einzuschätzen gewusst, sondern auch ein Konto beim Herrgott angelegt und sehr viel Gutes getan.“
Zu schätzen wusste dies gleichermaßen die Stadt Krumbach, dessen Stadtrat er von 1924 bis 1933 angehörte. Vor allem aber wirkte er, dank seiner überörtlichen Verbindungen, als Organisator landwirtschaftlicher Großveranstaltungen und bei der Errichtung des Flurbereinigungsund Landwirtschaftsamtes aktiv mit. Positiv bewertete diese Schaffenskraft ebenso der nach dem Tode von Dr. Fridolin Rothermel amtierende Landrat Karl Graf. Er erachtete Anton Munding als einen der „bedeutendsten Männer“, der dem früheren Bezirkstag und späteren Kreistag als Senior bis zum 89. Lebensjahr angehörte. Sein Wort als Senior fand in diesem Gremium stets große Beachtung. Als „außerordentlich wertvoll“bezeichneten die Vertreter der Landwirtschaft, des Bauernverbands und der Fleckviehzucht seine Tätigkeit. Ihnen schlossen sich die Vorstände des schwäbischen Pferdesports sowie der Brauer- und Mälzerinnung an. Ihr Fazit: „Anton Munding war neben Fridolin Rothermel in der Nachkriegszeit wohl die größte Bauernpersönlichkeit Schwabens.“
Die Vielfalt der Aktivitäten von Anton Munding zeigte sich außerdem bei der Gründung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Krumbach sowie beim Heimatverein für den Landkreis Krumbach, dessen Vorsitzender Dr. Viktor Sprandel seine „Verbundenheit mit der Heimat“besonders zu werten wusste. Sichtbares Zeichen dafür war die Ernennung zum Ehrenmitglied und wenige Jahre später zum Ehrenvorsitzenden. Dem Landesökonomierat war es vergönnt, sich auch noch nach seinem 90. Lebensjahr voll solchen Aktivitäten zu widmen. Besonders als Ehrenvorsitzender des schwäbischen Fleckviehzuchtverbandes nahm er an der Alltagsarbeit weiter regen Anteil und scheute sich nicht vor dem Besuch von Ausstellungen und Reisen ins Ausland.
Es wundert deshalb nicht, dass Anton Munding Träger vielfacher und hoher Auszeichnungen war. Seit 1922 durfte er den Titel Ökonomierat tragen, dem sechs Jahre später der Landesökonomierat (ein bayerischer Ehrentitel für landwirtschaftliche Berufe) folgte. Im Jahre 1952 erhielt er die vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss unterzeichnete Urkunde und das Bundesverdienstkreuz sowie 1959 den Bayerischen Verdienstorden. Seine letzte hohe Auszeichnung wurde ihm zu seinem 90. Geburtstag von der Stadt Krumbach zuteil: Die Goldene Bürgermedaille. Der Chronist des Krumbacher Boten hat recht behalten, als er vor 50 Jahren schrieb: „Als Mann des Weitblicks, des offenen Wortes und einer schon fast legendär gewordenen Lebenskraft wird Anton Munding im Gedächtnis seiner Mitbürger bleiben.“