Mittelschwaebische Nachrichten
Tipps für den Small Talk im Büro
Plaudern gehört zum Job wie die Kollegen und der PC. Nicht jedem Mitarbeiter liegt allerdings das ungezwungene Gespräch in der Kantine, Kaffeeküche oder im Fahrstuhl
Berlin Small Talk im Büro ist nicht jedermanns Sache. Dabei sind gerade diese kleinen, ungezwungenen Gespräche zwischen Bürotür und Teeküche wichtig für das Netzwerken in der Firma. „Nicht umsonst heißt es: sich ins Gespräch bringen“, sagt Karriereberater Martin Wehrle. Wer es schafft, viele Kontakte durch Small Talk aufzubauen, macht leichter Karriere. „Er bekommt mehr Jobangebote, ist besser angesehen und wird als guter Kommunikator mit interessanteren Projekten betraut. Linda Kaiser von der Deutschen Knigge-Gesellschaft rät, den Kollegen immer höflich und aufgeschlossenen zu begegnen. „Sich im Büro als Eigenbrötler zu positionieren, trägt nicht zum guten Miteinander bei.“Es kann sich negativ auf die Karriere auswirken.
Doch nicht jeder ist zum lockerflockigen Gespräch geboren. „Aber gerade stillere Menschen tun sich mit dem inhaltsreichen Small Talk leichter als mit der Produktion von Luftblasen“, sagt Wehrle. Das kleine Gespräch bietet die Gelegenheit, sich zwanglos anzunähern, sagt Personalberaterin Doris Brenner aus Rödermark. „So paradox es klingt: Damit ist der Small Talk gerade für schüchterne Menschen ein Geschenk des Himmels.“Er mache es möglich, die eigene Schutzzone und die des anderen zu wahren und sich vorsichtig zu beschnuppern.
Und Übung macht den Meister. „Man sollte sich einfach trauen, aktiv teilzunehmen oder sogar ein Gespräch zu beginnen“, sagt KniggeExpertin Kaiser. Geschickt ist es, wenn man mit Themen startet, zu denen jeder etwas beitragen kann. Offene Fragen helfen, die Unterhaltung in Gang zu halten. Wehrle rät zudem: „Jeder kann sich an Situationen erinnern, in denen jemand anderes charmant einen Small Talk begonnen hat – daran kann man sich orientieren.“
Denn es gibt mehr Themen als die Bundesliga, den Stau in der Früh oder das Wetter. „Klüger ist es, über Themen zu sprechen, die wirklich interessant sind“, sagt Wehrle. „Wenn man zum Beispiel bei einem Kongress war, kann man danach Fragen stellen wie: Welchen der Redner fanden Sie am spannendsten? Und welchen am langweiligsten?“
Nicht jeder Teilnehmer muss ständig reden. „Small Talk braucht auch gute Zuhörer“, sagt Kaiser. Wenn einem das Thema liegt, kann man sich zu Wort melden. Doris Brenner macht auch Schüchternen Mut, über den eigenen Schatten zu springen: „Die Vorstellung kann helfen, dass andere Menschen sich selbst schwer damit tun, den ersten Schritt zu machen und darauf warten, angesprochen zu werden.“Daher sei es nie verkehrt, offen und freundlich auf andere zuzugehen.
Und mit wem muss man reden? Mit den direkten Kollegen in der eigenen Abteilung und den Vorgesetzten. Gut ist es allerdings auch, sich mit denen zu unterhalten, die beruflich wichtig sein könnten: mit den Leitern von Nachbarabteilungen, mit Kollegen aus der Branche, aber auch mit dem Postboten. „Der kommt viel herum und weiß vielleicht als Erster von einer frei werdenden Stelle“, sagt Wehrle.
Wichtig dabei: ehrlich und respektvoll sein, nicht verstellen und vor allem nicht lästern, empfiehlt Kaiser. Gerade am Anfang eines Kontaktes sei es hilfreich, etwas vorsichtig zu agieren und nicht gleich zu forsch oder direkt zu sein. „Auch Humor sollte gut dosiert werden, denn nicht alle Menschen können über dasselbe lachen.“Ein paar Themen gibt es aber, die im Büro nichts zu suchen haben. „Sex, Drugs und die ganz persönliche Meinung über Chef und Kollegen“, fasst Linda Kaiser diese No-Gos zusammen. Auch Politik und Kirche sollte man eher nicht erwähnen.
Nicht nur Einstiege und Themen für den Small Talk sind wichtig, auch ein paar Rausschmeißer sollte man parat haben. Damit man zum richtigen Zeitpunkt das Gespräch beenden kann. Denn so wichtig der „Flurfunk“ist, man will schließlich mit einem warmen Kaffee an den Arbeitsplatz zurückkehren. Kaiser gibt den Tipp: Der Ruf der noch anstehenden Aufgaben ist immer ein guter Ausstieg.