Mittelschwaebische Nachrichten

Jeder Verstoß wird geprüft

Wie die zentrale Datenerfas­sung der Polizei in Krumbach arbeitet

- VON STEFAN REINBOLD

Die zentrale Datenerfas­sung der Polizei in Krumbach bearbeitet eine Vielzahl an Verkehrsve­rstößen. Die Beamten müssen jeden Einzelfall begutachte­n.

Krumbach Konzentrie­rt blickt Harald Alznauer auf den Bildschirm, auf dem mehrere kleine Bilder ein Auto aus verschiede­nen Perspektiv­en zeigen. Alznauers Aufgabe ist es, anhand der Bilder und Videoseque­nzen, die ein Messtechni­ker auf einer Autobahnbr­ücke erstellt hat, herauszuar­beiten, ob der Fahrer des abgebildet­en Autos zu nah auf seinen Vordermann aufgefahre­n ist. Der Polizeibea­mte der Krumbacher Polizeiins­pektion (PI) muss dabei eine Vielzahl an Parametern beachten. Hat sich der vorausfahr­ende Wagen noch schnell in die Lücke gedrückt? Oder hat er unter Umständen stark abgebremst? Wie verhält sich der, der von hinten auffährt?

All diesen Fragen müssen Alznauer und seine Kollegen in Krumbach nachgehen. Jeder potenziell­e Verstoß muss individuel­l begutachte­t und bewertet werden, damit er im Zweifel auch gerichtsfe­st ist. Etwa 13 000 Verstöße gegen die Abstandsre­gel wandern jährlich über den Tisch der zentralen Datenerfas­sung in Krumbach. Rund 1,5 Millionen Euro Bußgeld verhängen die Beamten in diesem Zusammenha­ng. Hier in Krumbach werden die Daten von Verkehrsor­dnungswidr­igkeiten aus dem gesamten Präsidiums­bereich Schwaben Süd/West bearbeitet. Allein durch den klassische­n Blitzer werden jährlich 81 000 Fälle mit einem Bußgeldvol­umen 2,5 Millionen Euro erfasst – ohne die Verstöße, die von kommunalen Verkehrs überwachun­gen geahndet werden. Hinzukomme­n noch einmal etwa 7000 Knöllchen aus dem Bereich der ehemaligen Polizeidir­ektion Krumbach, die bearbeitet werden müssen.

Vieles läuft in dem Verfahren schon automatisi­ert ab. Der Messbeamte sendet die von der Kamera erfassten Rohdaten von seinem Speicherme­dium an die zentrale Verkehrs ordnungswi­drigkeiten stell ein St raub ing. Dort wird das so genannte Vor verfahren abgewickel­t: die Fahrer ermittlung, die Versendung von An hör bögen und Verwarnung san geboten. Zusätzlich gehen die Daten auch an die zentrale Da- tenerfassu­ng der einzelnen Präsidien. „Wir müssen schauen, ist das Foto scharf genug, ist alles drauf und geben es dann frei“, erklärt Michael Freisinger, Leiter der zentralen Datenerfas­sung. Fälle, die nicht zu klären sind, werden umgehend gelöscht, versichert Freisinger. Dass von den jährlich etwa 13000 festgestel­lten Abstandsve­rstößen nur etwa fünf Verfahren eingestell­t werden, zeigt, wie präzise die Beamten in Krumbach arbeiten.

Beachtlich, wenn man bedenkt, dass lediglich vier Beamte diesen Bereich abdecken. Wobei die Verstöße nicht kontinuier­lich eintrudeln, sondern sich zu Spitzenzei­ten häufen und die Beamten mitunter auch als Zeugen vor Gericht erscheivon nen müssen und daneben ihre Kollegen in Krumbach auch im normalen Streifendi­enst unterstütz­en.

Als Riesenvort­eil betrachten es Inspektion­sleiterin Susanne Höppler und die CSU-Landtagsab­geordneten Alfred Sauter und Staatssekr­etär Hans Reichhart, dass die zentrale Datenerfas­sung, die bislang räumlich ausgelager­t war, mit dem Neubau an der PI in Krumbach wieder an einem Punkt vereint ist. Insgesamt 1,75 Millionen Euro hat der Freistaat für die Modernisie­rung der PI Krumbach investiert. „Die Polizei in Krumbach hat Zukunft“, unterstric­h Reichhart beim Ortstermin, zu dem die beiden Landtagsab­geordneten eingeladen hatten. Als „wesentlich­en Baustein für die Sicherheit“bezeichnet­e stellvertr­etende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab das bauliche Bekenntnis zur PI Krumbach. Dem schloss sich auch Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer an, der die im Zuge der Bauarbeite­n neu geschaffen­e zusätzlich­e Ausfahrt auf die Südstraße als „enormen taktischen Vorteil“für die Polizei betrachtet.

Er halte die von Alfred Sauter angesproch­ene „schizophre­ne“Angst der Bürger vor einem Datenmissb­rauch durch staatliche Behörden, während sie privaten Unternehme­n ohne Probleme alle Daten freiwillig preisgäben, für problemati­sch. „Wir sind die Guten“, betonte Fischer, „hier sind unsere Daten gut aufgehoben.“

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Foto: Stefan Reinbold Harald Alznauer erklärt Vertretern aus Politik und Behörden, wie Abstandsve­rstöße in der zentralen Datenerfas­sung der Polizei in Krumbach bearbeitet werden.

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