Mittelschwaebische Nachrichten
Jeder Verstoß wird geprüft
Wie die zentrale Datenerfassung der Polizei in Krumbach arbeitet
Die zentrale Datenerfassung der Polizei in Krumbach bearbeitet eine Vielzahl an Verkehrsverstößen. Die Beamten müssen jeden Einzelfall begutachten.
Krumbach Konzentriert blickt Harald Alznauer auf den Bildschirm, auf dem mehrere kleine Bilder ein Auto aus verschiedenen Perspektiven zeigen. Alznauers Aufgabe ist es, anhand der Bilder und Videosequenzen, die ein Messtechniker auf einer Autobahnbrücke erstellt hat, herauszuarbeiten, ob der Fahrer des abgebildeten Autos zu nah auf seinen Vordermann aufgefahren ist. Der Polizeibeamte der Krumbacher Polizeiinspektion (PI) muss dabei eine Vielzahl an Parametern beachten. Hat sich der vorausfahrende Wagen noch schnell in die Lücke gedrückt? Oder hat er unter Umständen stark abgebremst? Wie verhält sich der, der von hinten auffährt?
All diesen Fragen müssen Alznauer und seine Kollegen in Krumbach nachgehen. Jeder potenzielle Verstoß muss individuell begutachtet und bewertet werden, damit er im Zweifel auch gerichtsfest ist. Etwa 13 000 Verstöße gegen die Abstandsregel wandern jährlich über den Tisch der zentralen Datenerfassung in Krumbach. Rund 1,5 Millionen Euro Bußgeld verhängen die Beamten in diesem Zusammenhang. Hier in Krumbach werden die Daten von Verkehrsordnungswidrigkeiten aus dem gesamten Präsidiumsbereich Schwaben Süd/West bearbeitet. Allein durch den klassischen Blitzer werden jährlich 81 000 Fälle mit einem Bußgeldvolumen 2,5 Millionen Euro erfasst – ohne die Verstöße, die von kommunalen Verkehrs überwachungen geahndet werden. Hinzukommen noch einmal etwa 7000 Knöllchen aus dem Bereich der ehemaligen Polizeidirektion Krumbach, die bearbeitet werden müssen.
Vieles läuft in dem Verfahren schon automatisiert ab. Der Messbeamte sendet die von der Kamera erfassten Rohdaten von seinem Speichermedium an die zentrale Verkehrs ordnungswidrigkeiten stell ein St raub ing. Dort wird das so genannte Vor verfahren abgewickelt: die Fahrer ermittlung, die Versendung von An hör bögen und Verwarnung san geboten. Zusätzlich gehen die Daten auch an die zentrale Da- tenerfassung der einzelnen Präsidien. „Wir müssen schauen, ist das Foto scharf genug, ist alles drauf und geben es dann frei“, erklärt Michael Freisinger, Leiter der zentralen Datenerfassung. Fälle, die nicht zu klären sind, werden umgehend gelöscht, versichert Freisinger. Dass von den jährlich etwa 13000 festgestellten Abstandsverstößen nur etwa fünf Verfahren eingestellt werden, zeigt, wie präzise die Beamten in Krumbach arbeiten.
Beachtlich, wenn man bedenkt, dass lediglich vier Beamte diesen Bereich abdecken. Wobei die Verstöße nicht kontinuierlich eintrudeln, sondern sich zu Spitzenzeiten häufen und die Beamten mitunter auch als Zeugen vor Gericht erscheivon nen müssen und daneben ihre Kollegen in Krumbach auch im normalen Streifendienst unterstützen.
Als Riesenvorteil betrachten es Inspektionsleiterin Susanne Höppler und die CSU-Landtagsabgeordneten Alfred Sauter und Staatssekretär Hans Reichhart, dass die zentrale Datenerfassung, die bislang räumlich ausgelagert war, mit dem Neubau an der PI in Krumbach wieder an einem Punkt vereint ist. Insgesamt 1,75 Millionen Euro hat der Freistaat für die Modernisierung der PI Krumbach investiert. „Die Polizei in Krumbach hat Zukunft“, unterstrich Reichhart beim Ortstermin, zu dem die beiden Landtagsabgeordneten eingeladen hatten. Als „wesentlichen Baustein für die Sicherheit“bezeichnete stellvertretende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab das bauliche Bekenntnis zur PI Krumbach. Dem schloss sich auch Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer an, der die im Zuge der Bauarbeiten neu geschaffene zusätzliche Ausfahrt auf die Südstraße als „enormen taktischen Vorteil“für die Polizei betrachtet.
Er halte die von Alfred Sauter angesprochene „schizophrene“Angst der Bürger vor einem Datenmissbrauch durch staatliche Behörden, während sie privaten Unternehmen ohne Probleme alle Daten freiwillig preisgäben, für problematisch. „Wir sind die Guten“, betonte Fischer, „hier sind unsere Daten gut aufgehoben.“