Mittelschwaebische Nachrichten
Stadt der Kinder für eine Woche
Tänzelfest Kaufbeuren feiert seine Historie mit dem Fest, das Kaiser Maximilian stiftete
Kaufbeuren Kaiser Maximilian I. persönlich soll das Kaufbeurer Tänzelfest vor über 500 Jahren gestiftet haben. Heute ist es das älteste historische Kinderfest Bayerns – und lockt Jahr für Jahr zehntausende Besucher von nah und fern nach Kaufbeuren. Sage und schreibe 1650 Kinder fiebern schon zusammen mit ihren Eltern und Großeltern auf den großen Festzug hin, wenn sie im stilechten historischen Gewand durch die Straßen ziehen und die Geschichte ihrer Stadt nachspielen.
Am heutigen Donnerstag wird das traditionelle Stadtfest eröffnet – zuerst mit einem ökumenischen Gottesdienst am Tänzelfestplatz und dann mit einem Historienfilm, der ziemlich lustige Unterhaltung verspricht: Jede Gruppe, jeder Darsteller will die Hauptrolle – ob das der Regisseur und sein Assistent auf die Reihe bringen? Währenddessen putzt sich die ehemalige Freie Reichsstadt ordentlich heraus, immerhin kommt der Kaiser wieder in die Stadt. Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519) hat Kaufbeuren mehrmals besucht, sogar ein eigenes Haus hat er in der Wertachstadt besessen – die heutige Dreifaltigkeitskirche.
Lange Zeit waren die Tänzeltage ein Fest der evangelischen Kaufbeurer. Im Jahr 1810 feierten dann erstmals auch Katholiken mit, doch bereits einige Jahre später stiegen sie wieder aus. 1952 ordnete Walter Werz das Fest komplett neu. Seitdem gilt: „Kinder spielen die Geschichte ihrer Stadt.“Die Hauptrolle übernimmt seit 1959 alljährlich Kaiser Maximilian I. Schauspielerische Qualitäten brauchen beim Einzug vor dem Rathaus aber auch die Mimen seiner Begleiter, darunter eine berühmte Kaufbeurer Persönlichkeit: Kunz von der Rosen. Als Berater und Hofnarr Kaiser Maximilians I. ist er eine feste Größe im Fest und weicht seinem Gebieter dort kaum von der Seite. Geboren wurde er um 1470 in Kaufbeuren. 1519, im selben Jahr wie der Kaiser, starb er. Seine Grabstätte befindet sich in St. Anna in Augsburg.
Heuer stehen die Zünfte im Mittelpunkt des Festes. Sie haben damals nicht nur für den Wohlstand der Freien Reichsstadt gesorgt, sondern mit ihren „Dinzeltagen“auch den Grundstein für das heutige Tänzelfest gelegt. Das Zeichen der wichtigsten Kaufbeurer Zunft, der Weber, ziert daher das Festabzeichen. Wie Bäcker, Schmiede oder Weber früher gearbeitet haben, zeigen die Kinder beim bunten Markttreiben auf dem Häfelesmarkt.
Zur späteren Stunde, bei Fackelschein und Lagerfeuer, versetzen Gaukler, Vagabunden, Ritter und edle Damen beim historischen Lagerleben die (Alt-)Stadt zurück ins Mittelalter. Das Festzelt nimmt am Samstagmittag seinen Betrieb auf – Oberbürgermeister Stefan Bosse sticht um 13 Uhr das erste Fass an.
Höhepunkt des Tänzelfestes sind die großen Festzüge am ersten Sonntag und dem folgenden Montag. Dabei werden 36 Festwagen und über 170 Pferde die Kinder begleiten. Die Festzüge beginnen jeweils um 13.30 Uhr mit Kaiser Maximilians Einzug. Am Nachmittag schließen sich Zunfttänze und Reigen der Tanzgruppen an. Zum Abschluss erklingt um 21.30 Uhr der große Kaufbeurer Zapfenstreich der Tänzelfest-Knabenkapelle. Täglich ist die Woche über der Vergnügungspark geöffnet. Kinder erfreut das Puppentheater. Im Zelt ist jeden Abend eine andere Band angesagt. Am Mittwoch ist Tänzeltag für die ewig Junggebliebenen und am 21. Juli das große Kinder-Spielfest.