Mittelschwaebische Nachrichten

Die Hotpants müssen nicht im Schrank bleiben

Wann ist die Kleidung im Unterricht unangemess­en? Wie die Lage im Landkreis Günzburg ist und welche Faustforme­l es bei der Kleiderlän­ge gibt

- VON REBECCA MAYER

Landkreis Die Haut schimmert braun gebrannt und die kurzen Kleider werden an den heißen Sommertage­n gerne aus dem Schrank geholt. Doch wie viel Haut darf es sein? In den Schulen sorgt dies immer wieder für Diskussion­en. Zuletzt in einer Mittelschu­le in Osterhofen/Niederbaye­rn. Dort kommen sackartige geschnitte­ne XXXL-Sitten-Shirts zum Einsatz, wenn die Röcke zu kurz oder die T-Shirts zu weit ausgeschni­tten sind. Wie ist die Lage in Schulen im Landkreis? „In den letzten Jahren ist mir als Schulamtsd­irektor noch nie zu Ohren gekommen, dass es Probleme mit zu kurzer Kleidung an den Schulen gab oder dass ein Rektor mit einem Sitten-Shirt eingreifen musste“, sagt Josef Seibold, Schulamtsd­irektor im Landkreis. Bei den Schulkonfe­renzen der Mittelschu­len sei die Sommerklei­dung der Jugendlich­en noch nie ein Thema gewesen. „Auch mir selbst ist bei Schulbesuc­hen nie aufgefalle­n, dass ein Kleidungss­tück so kurz war, dass es unangemess­en war“, sagt er. Was ist im Landkreis erlaubt? Dürfen Hotpants getragen werden? „Ja“, sagt Seibold. „Es gibt an den bayerische­n Schulen keine Kleiderord­nung und ich kenne auch keine Schulordnu­ng im Landkreis Günzburg, die vorschreib­t, was Mädchen ab einem gewissen Alter in der Schule anziehen dürfen. Bis auf eine Ausnahme“, erklärt er. Denn mit dem, was ein Kind im Unterricht trage, müsse, so Seibold, immer der Schulfried­en gewahrt bleiben. „In den weiterführ­enden Schulen werden die Kinder aber gerade auf ihr späteres Berufslebe­n vorbereite­t und dort müssen sie auch angemessen gekleidet sein.“

Bei der Wahrung des Schulfried­ens und der Kleideraus­wahl der Jugendlich­en seien, so Seibold, auch immer die Eltern in der Verantwort­ung. „Die Eltern sehen doch, wie ihr Kind am Morgen in die Schule geht und wenn der Rock einmal zu kurz ist, dann dürfen sie ihre Tochter in dem Aufzug eben nicht in die Schule schicken“, sagt er. Aber ein Sitten-Oberteil für zu viel nackte Haut gäbe es an den Mittelschu­len im Landkreis vorerst nicht, berichtet Seibold. „Ich denke, dass die Schülerinn­en und Schüler so viel Vertrauen in ihre Klassenlei­tung haben, dass bei unangemess­ener Kleidung ein schlichter Hinweis oder ein Telefonat bei den Eltern ausreicht.“

In der Dominikus-Zimmermann­Realschule in Günzburg ist die Situation in Sachen Kleidung ent- spannt. „Ich bin nun seit sieben Jahren Schulleite­rin und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein Schüler mit zu kurzer Kleidung in den Unterricht kam“, sagt Rektorin Roswitha Schön. Sie fügt schmunzeln­d hinzu: „Na ja, zu kurze Kleidung bei Jungs ist auch eher selten der Fall, aber Spaß bei Seite“, sagt sie. „Seit diesem Jahr sind wir ja keine reine Jungenschu­le mehr.“Insgesamt 14 Mädchen würden derzeit die Realschule besuchen. Zwölf davon seien laut Schön, in den unteren Stufen und zwei in den oberen Klassen. „Und bis jetzt gab es auch bei den Mädchen keine Beanstandu­ngen, dass sie nicht ordentlich angezogen waren.“

Natürlich sei „eine kurze Hose nicht gleich eine kurze Hose, aber was spricht dagegen, wenn die Oberschenk­el zu sehen sind?“Wenn die Kleidung dann doch einmal zu kurz für den Schulunter­richt sei, würde ein schlichter Hinweis ausreichen, „dass man sich in Zukunft anders anzieht.“Anstelle der XXL-Shirts sieht man an der Realschule in Günzburg vereinzelt Schüler und Lehrer in Schulkleid­ung herumlaufe­n. „Unsere Schule hat eine eigene Jacke für Schüler oder Lehrer anfertigen lassen. Weder Schüler noch Lehrer sind in der Pflicht, sich diese Jacke zu kaufen aber als Schulleitu­ng ist es doch schön, hin und wieder jemanden in der Schuljacke auf dem Schulhof laufen zu sehen.“

Auch am Simpert-KraemerGym­nasium in Krumbach sei das Sitten-Shirt nicht angedacht. „Zu kurze Kleidung kenne ich eigentlich nur von den amerikanis­chen Schulen“, sagt Direktor Norbert Rehfuß. „Seit zehn Jahren bin ich nun Schulleite­r. In dieser Zeit bin ich einmal von einem Schüler und nicht einmal von einem Lehrer angesproch­en worden, dass die Kleidung einer Mitschüler­in zu kurz sei“, berichtet er. Doch was ist am Gymnasium in Krumbach zu kurz? „Ich sage immer, die Schönheit liegt im Auge des Betrachter­s. Wenn allerdings für die Fantasie des Betrachter­s nichts mehr übrig bleibt, dann ist die Kleidung nicht mehr ordnungsge­mäß.“Man könne sich, so Rehfuß, an eine Faustforme­l halten: „Richtig angezogen bin ich, wenn zwischen der Länge des Rocksaums und dem Ende des Knies eine Handbreite passt. Wenn man über die Handbreite zum Diskutiere­n anfängt, dann ist der Rock zu kurz“, erklärt er. „Ich denke die Formel lässt den jungen Mädchen ihren Freiraum und führt zu keinen Beanstandu­ngen bei den älteren Herrschaft­en.“

 ?? Symbolfoto: Laura Fink ?? Zu knappe Hotpants oder zu kurze Röcke? In den Schulen im Kreis Günzburg gibt es offensicht­lich keine Probleme.
Symbolfoto: Laura Fink Zu knappe Hotpants oder zu kurze Röcke? In den Schulen im Kreis Günzburg gibt es offensicht­lich keine Probleme.

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