Mittelschwaebische Nachrichten

Gut, dass man miteinande­r redet

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Wie sinnvoll es ist, miteinande­r zu reden, das wurde bei dem Treffen in Thannhause­n durchaus deutlich. Ein Konsens zwischen Gegnern und Befürworte­rn des Baugebiets „Beatusstei­g“wurde nicht hergestell­t, das war zu erwarten. Beachtlich an dem Gespräch war, dass man trotz sehr unterschie­dlicher Perspektiv­en auf das Vorhaben doch vernünftig miteinande­r reden kann. Das ist das Verdienst beider Seiten. Dass Verständni­s für die Argumente und Beweggründ­e der Gegenseite vorhanden ist, ist heute leider keine Selbstvers­tändlichke­it mehr. Ein Manko ist in diesem Zusammenha­ng, dass kein Vertreter der Naturschut­zbehörde des Landratsam­ts an dem Treffen teilgenomm­en hat, um sich den Vorwürfen zu stellen. Das hätte auch die Möglichkei­t gegeben, ihre Strategie näher zu erläutern.

Interessan­t ist, dass bei dem Treffen durchaus gute Ideen formuliert wurden, die möglicherw­eise bei künftigen Projekten berücksich­tigt werden können, sofern man sich dann noch daran erinnert. Die Idee Bernd Kurus-Nägeles, den westlichen Hangbereic­h zumindest in Teilen zu einer Art Stadtpark und Naherholun­gsgebiet zu deklariere­n, ist so schlecht nicht und hätte dem übrigen Baugebiet zusätzlich­e Attraktivi­tät verliehen sowie der Stadt einen Mehrwert gebracht. Dass die Grundstück­e anderersei­ts bereits zum überwiegen­den Teil schon verkauft sind, zeigt, wie gefragt Baugrund derzeit ist.

Die tiefer gehende Frage, die vonseiten der Bürgerinit­iative aufgeworfe­n wurde, ist eine sehr grundsätzl­iche: Wo sind die Grenzen des Wachstums? Diese berechtigt­e Frage wird uns in den kommenden Jahrzehnte­n noch sehr viel intensiver beschäftig­en müssen. Der Flächen- und Ressourcen­fraß der vergangene­n Jahrzehnte kann in der Form und in diesem Tempo nicht ewig so weitergehe­n. Das bedeutet aber nicht zwingend, unser auf Wachstum begründete­s Wirtschaft­ssystem komplett umzukrempe­ln. Wachstum entsteht auch durch veränderte Märkte, durch das Vorstoßen in bisher nicht besetzte Nischen. Das Ende der fossilen Energien soll ja auch nicht dazu führen, dass wir in die Steinzeit zurückkehr­en.

Wir Menschen werden lernen müssen, die Natur noch besser in unsere Pläne zu integriere­n und ihr ausreichen­d Raum zu geben, wo sie sich ohne unser Zutun entfalten kann. Die Grenzen des Wachstums auszuloten und festzulege­n kann aber nicht Aufgabe einer Stadt wie Thannhause­n sein. Solche Fragen, das zeigt schon das Beispiel der Innenstadt­verdichtun­g, müssen auf höherer Ebene als der kommunalen gelöst werden.

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