Mittelschwaebische Nachrichten
Gut, dass man miteinander redet
Wie sinnvoll es ist, miteinander zu reden, das wurde bei dem Treffen in Thannhausen durchaus deutlich. Ein Konsens zwischen Gegnern und Befürwortern des Baugebiets „Beatussteig“wurde nicht hergestellt, das war zu erwarten. Beachtlich an dem Gespräch war, dass man trotz sehr unterschiedlicher Perspektiven auf das Vorhaben doch vernünftig miteinander reden kann. Das ist das Verdienst beider Seiten. Dass Verständnis für die Argumente und Beweggründe der Gegenseite vorhanden ist, ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Ein Manko ist in diesem Zusammenhang, dass kein Vertreter der Naturschutzbehörde des Landratsamts an dem Treffen teilgenommen hat, um sich den Vorwürfen zu stellen. Das hätte auch die Möglichkeit gegeben, ihre Strategie näher zu erläutern.
Interessant ist, dass bei dem Treffen durchaus gute Ideen formuliert wurden, die möglicherweise bei künftigen Projekten berücksichtigt werden können, sofern man sich dann noch daran erinnert. Die Idee Bernd Kurus-Nägeles, den westlichen Hangbereich zumindest in Teilen zu einer Art Stadtpark und Naherholungsgebiet zu deklarieren, ist so schlecht nicht und hätte dem übrigen Baugebiet zusätzliche Attraktivität verliehen sowie der Stadt einen Mehrwert gebracht. Dass die Grundstücke andererseits bereits zum überwiegenden Teil schon verkauft sind, zeigt, wie gefragt Baugrund derzeit ist.
Die tiefer gehende Frage, die vonseiten der Bürgerinitiative aufgeworfen wurde, ist eine sehr grundsätzliche: Wo sind die Grenzen des Wachstums? Diese berechtigte Frage wird uns in den kommenden Jahrzehnten noch sehr viel intensiver beschäftigen müssen. Der Flächen- und Ressourcenfraß der vergangenen Jahrzehnte kann in der Form und in diesem Tempo nicht ewig so weitergehen. Das bedeutet aber nicht zwingend, unser auf Wachstum begründetes Wirtschaftssystem komplett umzukrempeln. Wachstum entsteht auch durch veränderte Märkte, durch das Vorstoßen in bisher nicht besetzte Nischen. Das Ende der fossilen Energien soll ja auch nicht dazu führen, dass wir in die Steinzeit zurückkehren.
Wir Menschen werden lernen müssen, die Natur noch besser in unsere Pläne zu integrieren und ihr ausreichend Raum zu geben, wo sie sich ohne unser Zutun entfalten kann. Die Grenzen des Wachstums auszuloten und festzulegen kann aber nicht Aufgabe einer Stadt wie Thannhausen sein. Solche Fragen, das zeigt schon das Beispiel der Innenstadtverdichtung, müssen auf höherer Ebene als der kommunalen gelöst werden.