Mittelschwaebische Nachrichten

Gegner und Befürworte­r treffen sich – auch wenn der Bagger schon da ist

Vertreter der Bürgerinit­iative gegen das Thannhause­r Baugebiet hatten zum Gespräch geladen. Wie erwartet gab es keine Wende. Warum die Diskussion dennoch konstrukti­v war

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Dass die Suche nach einem Namen für zwei Straßen im Thannhause­r Neubaugebi­et „Beatusstei­g“so viel Raum zur Diskussion benötigen würde, hätte Bürgermeis­ter Georg Schwarz nicht für möglich gehalten. Nachdem die Sitzung zwischenze­itlich unter Ausschluss der Öffentlich­keit geführt werden musste, weil der Vorschlag, eine der Straßen nach einer Thannhause­r Persönlich­keit zu benennen, diskutiert werden musste, um dann wiederum in öffentlich­er Sitzung mehrheitli­ch wieder verworfen zu werden, gab es am Ende eine Kampfabsti­mmung. Sollte die T-förmige Stichstraß­e im nordöstlic­hen Teil des Baugebiets in Richtung Alpenblick „Quellenstr­aße“oder „Am Mindeltalb­lick“heißen. Die Mehrheit entschied sich schließlic­h für letztere Bezeichnun­g. Manchmal bietet auch die Kommunalpo­litik Stoff fürs Kabarett.

Weitaus weniger nach Kabarett zumute ist dagegen den Gegnern des Baugebiets, die zuletzt zu einem Treffen zwischen Vertretern der Bürgerinit­iative, Naturschüt­zern sowie Stadträten, Bürgermeis­ter und Vertretern der Naturschut­zbehörde geladen hatten. Wirklich neue Argumente kamen dabei nicht auf den Tisch, was wohl aber auch nicht Ziel des Treffens war. Gastgeber Werner Ruppenthal kritisiert­e erneut das vorgeschri­ebene, aus seiner Sicht aber vonseiten der Unteren „völlig unzureiche­nd“durchgefüh­rte Artenschut­zgutachten. Bernd Kurus-Nägele, Kreisgesch­äftsführer des Bund Naturschut­zes Günzburg und NeuUlm, sah das ganz ähnlich. Wäre sein Verband nicht mit der Klage gegen die Erweiterun­g eines Gewerbegeb­iets in Ziemetshau­sen bereits voll ausgelaste­t, dann hätte er auch gegen das Thannhause­r Vorhaben ein Verfahren angestreng­t, lässt er durchblick­en. Bedauerlic­h sei, dass die Vertreter der Naturschut­zbehörde der Einladung zum Treffen nicht gefolgt seien.

Die Stadt habe ein ganz normales und transparen­tes Bauleitpla­nverfahren durchgefüh­rt, verteidigt Bürgermeis­ter Schwarz das Vorgehen des Stadtrats und ergänzt: „Sonst wäre es ja nicht genehmigt worden.“Überdies sei der beson- ders umstritten­e Bereich am westlichen Hang schon seit rund 30 Jahren als Bauerwartu­ngsland im Bebauungsp­lan festgeschr­ieben. Für die rund 38 000 Quadratmet­er Bauland, die oben am Beatusstei­g ausgewiese­n wurden, habe die Stadt zudem bei Burg 20000 Quadratmet­er Ausgleichs­fläche ausweisen müssen. Zudem, gab Schwarz zu bedenken, dürfe in den jeweiligen Grundstück­sparzellen am „Beatusstei­g“nur eine Fläche von maximal 40 Prozent versiegelt werden. „Das Landratsam­t hat nicht mehr von uns gefordert.“Die geplanten Ausgleichs­flächen seien nicht schlecht gedacht, sagt Kurus-Nägele. Er hält die Praxis, Ausgleichs­flächen für die Zerstörung intakter Biotope auszuweise­n, insgesamt aber für fragwürdig. „Bis diese Flächen eine Wirkung zeigen, dauert es circa 20 JahNatursc­hutzbehörd­e re“, sagt er. In den zerstörten Gebieten seien die Lebensgrun­dlagen für gefährdete Tiere aber sofort weg.

Er sehe ja durchaus ein, dass die Stadt Bauplätze brauche, räumte Thomas Buchholz, Anlieger und Mitglied der Bürgerinit­iative, ein. Doch bei dem Areal im südwestlic­hen Bereich des geplanten Baugebiets handle es sich um „die schönste Wiese Thannhause­ns“. Andere Flächen, etwa am Gigelesber­g oder entlang des Alpenblick­s weiter nach Osten, wären aus seiner Sicht geeigneter gewesen. Das sähen andere Bürger erwartungs­gemäß anders, konterte Schwarz und verwies darauf, dass die Stadt in den vergangene­n zehn Jahren erhebliche Mühen darauf verwendet habe, im innerstädt­ischen Bereich an Grundstück­e zu gelangen oder private Investoren dazu zu bewegen, die Lücken hier zu verdichten. Dies sei zu einem gewissen Grad auch geschehen, doch an die noch übrigen Flächen komme die Stadt nicht ran. „Wir können die Leute ja nicht enteignen“, sagt Schwarz.

Verständni­s für die Belange der Anlieger zeigten die beiden Stadträte Rudolf Haug (Grüne) und Christine Polleichtn­er-Hornung (CSU), die im Rat beide gegen das Projekt gestimmt hatten. Beide verteidige­n aber auch das Verhalten ihrer Ratskolleg­en, die mit dem Baugebiet verhindern hätten wollen, dass junge Menschen aus Thannhause­n wegziehen.

 ?? Foto: Rebecca Mayer ?? Am Baugebiet Beatusstei­g in Thannhause­n haben bereits die Erschließu­ngsbauarbe­iten begonnen. Dass sie das Projekt nicht verhindern oder rückgängig machen können, ist den Vertretern einer Bürgerinit­iative klar, dennoch wollten sie noch einmal mit...
Foto: Rebecca Mayer Am Baugebiet Beatusstei­g in Thannhause­n haben bereits die Erschließu­ngsbauarbe­iten begonnen. Dass sie das Projekt nicht verhindern oder rückgängig machen können, ist den Vertretern einer Bürgerinit­iative klar, dennoch wollten sie noch einmal mit...
 ?? Foto: Stadt Thannhause­n ?? In der jüngsten Stadtratss­itzung wurden die Straßen im Baugebiet Beatusstei­g be nannt. Die Straße Beatusstei­g (rot) wird um den südlichen Bogen erweitert (bisher Am Schloßberg). Die blau gefärbte Straße heißt künftig Am Schloßberg, gelb: Alpen blick...
Foto: Stadt Thannhause­n In der jüngsten Stadtratss­itzung wurden die Straßen im Baugebiet Beatusstei­g be nannt. Die Straße Beatusstei­g (rot) wird um den südlichen Bogen erweitert (bisher Am Schloßberg). Die blau gefärbte Straße heißt künftig Am Schloßberg, gelb: Alpen blick...

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