Mittelschwaebische Nachrichten
Es ging ihm um einen religiösen Aufbruch
Der Heilige Petrus Martyr wollte nicht nur die Katharer bekehren
Krumbach Für die Bierbrauer gibt es einige Patrone allen voran den heiligen Vitus, aber die Kölner Bierbrauer, die das „Kölsch“herstellen, verehren seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesenermaßen den heiligen Petrus Martyr, der 1253 am 25. März heiliggesprochen wurde. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Dominikaner in Köln ein sehr hohes Ansehen besaßen. Hier wirkten so bedeutende Lehrer wie Albertus Magnus und Duns Scotus. Auch Thomas von Aquin hat sich hier zeitweise aufgehalten. Dass die Bierbrauer einen Dominikaner zum Patron in Köln genommen haben, könnte auch damit zusammenhängen, dass die Sekte der Katharer auch hier Fuß gefasst hatte. Die Katharer lebten nicht nur fleischlos, sondern lehnten auch alle alkoholischen Getränke ab. Das wäre das Ende der Bierbrauer gewesen.
Der Patron der Kölner Bierbrauer stammt aus Verona, wo er 1205 geboren wird. Seine Eltern hatten sich der Sekte der Katharer angeschlossen. Die Katharer lehnten das Alte Testament ab, ebenso die Sakramente. Sie zahlten keine Kirchensteuer. Sie lebten in großer Bedürfnislosigkeit und prangerten den Luxus an, den Klöster und Kirchenfürsten als Lebensstil pflegten. Die Katharer gewannen viele Anhänger in Norditalien und Südfrankreich. Aber die Sekte breitete sich auch nach Deutschland aus bis hinauf nach Holland. Es entwickelte sich geradezu eine Gegenkirche. Papst und Bischöfe waren unschlüssig, wie man dagegen vorgehen soll, zumal manche Vorwürfe gegen die Kirche mehr als berechtigt waren. Die einen plädierten für ein hartes Vorgehen, sozusagen mit Feuer und Schwert, während andere, an ihrer Spitze der heilige Dominikus der Meinung waren, man müsse sie durch Diskussionen und Predigten von ihrem Irrglauben abbringen. So war die Situation als Petrus Martyr aus dem Katharischen Elternhaus an die Universität Bologna kam, um dort die Rechte zu studieren.
Die Begegnung mit den Dominikanern entfremdete ihn rasch den Katharern. Er bat nicht nur um Aufnahme in die katholische Kirche, sondern auch um Aufnahme in den Predigerorden des heiligen Dominikus, der ihm selbst das Ordenskleid überreichte. Nach Abschluss seiner Studien und dem Empfang der Priesterweihe wirkte er als Prediger in Ober- und Mittelitalien. Es ging ihm vor allem um die Bekehrung der Katharer, aber gleichzeitig war ihm bewusst, dass die katholischen Christen zu wenig von ihrem Glauben wussten. Es galt also das Glaubenswissen zu vertiefen und das Glaubensleben zu stärken. Ihm ging es bei seinen Predigten um einen religiösen Aufbruch. Die religiöse Gleichgültigkeit wollte er bekämpfen und überwinden.
Damals wurde die Inquisition eingeführt. In Gerichtsverfahren wollte man die Katharer dazu bringen, die Sekte zu verlassen. 1251 wurde Petrus Martyr zum Inquisitor für Como und Mailand ernannt. Schon allein die Ankündigung solcher Prozesse löste Angst und Schrecken aus. Noch bevor der Inquisitor tätig werden konnte, wurde er auf dem Weg nach Mailand von Auftragsmördern überfallen und mit der Axt getötet. Sterbend schrieb er noch mit seinem Blut auf den Boden „Credo“– „Ich glaube“.
Die Auseinandersetzung mit den Katharern dauerte mehrere Jahrzehnte und es sollte noch zu erbitterten Kämpfen kommen, als auch die Fürsten ihre Macht bedroht sahen. Um 1400 wird das Ende der Sekte datiert.