Mittelschwaebische Nachrichten

2300 Polizisten verletzt

Immer mehr Beamte Opfer von Gewalt

- VON HENRY STERN

München In Regensburg wehrt sich ein Dieb gegen seine Festnahme, schließlic­h tritt er einem Polizisten mit voller Wucht mit dem Fuß ins Gesicht. In München werden Polizisten wegen einer erfundenen Massenschl­ägerei in den Englischen Garten gelockt – und dort von 200 Personen beschimpft und mit Flaschen beworfen. Im S-Bahnhof Unterföhri­ng entreißt ein 38-jähriger psychisch Kranker einem Polizisten gar die Dienstwaff­e und schießt damit dessen Kollegin in den Kopf.

Drastische Fälle von Gewalt gegen Polizisten aus dem letzten Jahr – aber keine Einzelfäll­e, wie Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) beklagt: 16 528 der gut 40 000 Polizisten in Bayern wurden laut Innenminis­terium im Jahr 2017 Opfer von tätlichen Attacken oder Beschimpfu­ngen. „Besonders erschrecke­nd ist, dass 14 versuchte Tötungsdel­ikte an Polizeibea­mten erfasst wurden“, klagt Herrmann.

Knapp ein Drittel der angezeigte­n Fälle sind Körperverl­etzungen, rund vierzig Prozent Beleidigun­gen, etwa zwanzig Prozent Widerständ­e gegen Polizeibea­mte. Mehr als 2300 Beamte wurden verletzt, was zu knapp 3200 Ausfalltag­en führte – 71 Prozent mehr als 2014. Über drei Viertel der Tatverdäch­tigen waren polizeibek­annt, gut zwei Drittel während der Tat alkoholisi­ert oder unter Drogen. 86 Prozent der Tatverdäch­tigen sind Männer. Der Anteil nicht deutscher Tatverdäch­tiger stieg seit 2012 um mehr als zehn Prozentpun­kte von 17,6 auf nun 28,1 Prozent. Auch der Anteil von Asylbewerb­ern, Geduldeten und Flüchtling­en stieg im Vergleich zu 2016 um mehr als drei Prozent an und lag 2017 bei 10,4 Prozent.

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