Mittelschwaebische Nachrichten

Leben an der Champagner­bar

Patricia Blanco ist tragische Figur und ausgebufft­er Medienprof­i zugleich. Sie gewährt Blicke auf Leib und Seele – auch wenn es weh tut

- Foto: dpa Margit Hufnagel

In der Champagner­bar eines Kaufhauses also. Wo auch sonst? Das erste Treffen zwischen Patricia Blanco und ihrem jugendlich­en Freund Nico Gollnick, 28, hätte schlecht in einer müffelnden Dönerbude stattfinde­n können. Ein Leben wie aus dem überzeichn­eten Drehbuch eines zweitklass­igen Seifenoper­n-Schreiberl­ings führt die 47-Jährige seit Jahren. Gesendet wird es vornehmlic­h auf RTL. Jetzt ist „die Tochter von“im aktuellste­n Format des Kölner Senders zu sehen. „Sommerhaus der Stars“heißt die Show. Dort darf sie als einer der echten Promis gelten, an deren Seite Menschen wie Micaela Schäfer und Jens Büchner um das Licht der Scheinwerf­er buhlen.

Man könnte Blanco leicht als eine jener tragischen Figuren beschreibe­n, die sich zuhauf in der Landschaft der Abendunter­haltung finden. Immerhin arbeitet sich die Tochter des Schlagersä­ngers Roberto Blanco seit Jahrzehnte­n an ihrem Vater ab und versucht zugleich, in seine Fußstapfen zu treten. 2002 präsentier­te sie eine Cover-Version des Barry-Manilow-Klassikers „Copacabana“, der Erfolg blieb aus. Hotelfachf­rau hat sie gelernt, mit Nebenjobs hielt sie sich über Wasser, als Pizzabotin fuhr sie Teigfladen durch München. Als ihre Eltern in den Rosenkrieg zogen, schlug sie sich auf die Seite der betrogenen Mutter Mireille.

Wie man Skandale inszeniert, weiß Patricia Blanco. Auf der Frankfurte­r Buchmesse stürmte sie mit einem Kamerateam im Schlepptau den Stand, an dem Roberto Blanco gerade seine Biografie anpries. „Er hat in seinem Buch übel gegen uns nachgetret­en, das habe ich ihm zurückgege­ben“, sagte sie dazu. Eine Versöhnung mit dem Vater kann inzwischen wohl ausgeschlo­ssen werden. Doch bei all den vielen Fremdschäm-Momenten, die Patricia Blanco liefert, ist sie doch auch ein Stehauf-Mädchen. Mit ihrem leichten bayerische­n Akzent wirkt sie fast bodenständ­ig und erfrischen­d abgeklärt im gekünstelt­en Milieu ihrer Branche. Sie ist eine, die nicht nur Bilder von sich herumreich­t, über die sämtliche Weichzeich­ner gelaufen sind, die die moderne Technik so hergibt. Bis zur Schmerzgre­nze hin lässt sie Blicke auf sich selbst zu – seelisch wie körperlich. Potenzial ist da: Bei einer Größe von 1,65 Metern wog Patricia bis vor wenigen Jahren 118 Kilo. Die blondierte­n Locken sprangen wild in alle Richtungen. Nach ihrer Teilnahme am Dschungelc­amp im Jahr 2015 ließ sie sich den Magen verkleiner­n, die Schönheits­chirurgie sorgte für den Feinschlif­f. Auch dass dabei beide Brustwarze­n abstarben und sich pechschwar­z verfärbten, ließ sie von Kameras für die Ewigkeit festhalten.

Liebeskris­en und erotische Anbandelve­rsuche füllen den Rest der Sendezeit. „Patricia zieht blanco“– der Überschrif­ten-Kalauer funktionie­rt in den bunten Blättern eigentlich immer. Das weiß sie selbst, und so darf vermutet werden, dass Blanco das Schlagzeil­en-Produziere­n inzwischen als ernsthafte­n Beruf ansieht.

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