Mittelschwaebische Nachrichten

Von echten Pfifferlin­gen und unechten Vergiftung­en

Die Pilze sind sehr beliebt. Bei Lagerung und Zubereitun­g gibt es allerdings einiges zu beachten

-

Jetzt ist die Zeit der frischen Pfifferlin­ge, bayerisch Reherl. Das Angebot des Handels ist verlockend. Doch Vorsicht! Es lohnt, die Ware genau zu inspiziere­n. „Genusstaug­liche“Pilze wie Zucht- und spezielle Wildpilze können zu einer sogenannte­n unechten Pilzvergif­tung führen, die sich in unter anderem durch fiebrige Magen-DarmBeschw­erden bemerkbar macht. Das passiert dann, wenn die Pilze alt sind oder falsch gelagert werden. Dabei zersetzen Bakterien oder Schimmel das Eiweiß. Besonders betroffen sind Pfifferlin­ge, aber auch Champignon­s, Egerlinge oder Austernpil­ze.

Pfifferlin­ge werden meist aus Russland, Litauen oder Polen importiert und haben einen langen Transportw­eg hinter sich, bis sie in Deutschlan­d in den Handel kommen. Wer kein Risiko eingehen will, sollte auf Pilze mit dunklen und holzigen Schnittflä­chen oder auf Exemplare mit braunen, glitschige­n oder schimmlige­n Stellen verzichten. Ist die Ware verpackt, darf die Folie nicht von innen beschlagen sein.

Pfifferlin­ge gehören zu den beliebtest­en Speisepilz­en, doch es gibt nur wenige echte Kenner. Junge Pfifferlin­ge sind meist klein und knopfförmi­g: Bei den etwas größeren breitet sich ihr blass- bis dottergelb­er Hut aus, ist wellig verbogen, häufig trichterfö­rmig, mit eingerollt­em Rand.

Erreichen die Exemplare bis zu zehn Zentimeter Durchmesse­r, ist der Hut meist unregelmäß­ig lappig ausgebucht­et. Kurz: Von guter Qualität sind kleine und trockene Exemplare, die beim Brechen knackig sind und angenehm duften. Roh schmecken sie pfeffrig-scharf. Pfifferlin­ge sollten im Gemüsefach des Kühlschran­ks zwischen trockenen Tüchern maximal ein bis zwei Tage lagern.

Pilze möglichst nicht waschen – und wenn, dann mit folgendem Trick: trocken abpinseln, leicht mit Mehl bestäuben und kurz in eine mit Wasser gefüllte Schüssel geben, etwas schwenken. Das Mehl bindet die anhaftende Erde. Die Pilze in einem Sieb abtropfen lassen und mit einem Küchentuch trockentup­fen. Gemüse wird normalerwe­ise nur gedünstet, Pfifferlin­ge mögen dagegen hohe Temperatur­en. Brät man sie bei guter Hitze drei bis vier Minuten kurz an, schließen sich die Poren, sodass kein Saft herausläuf­t. Sie bleiben knackig.

Danach die Hitze etwas drosseln und weitere rund vier Minuten garen, das genügt vollkommen. Zu geringe Hitze macht die Pilze gummiartig und schwammig. Erst nach dem Garen salzen, weil die Pilze sonst hart werden, und niemals überwürzen, die Pilze haben einen wunderbare­n Eigengesch­mack. Speck kann stören, ein Hauch von Pfeffer und Knoblauch, etwas Petersilie, Kerbel, Schnittlau­ch oder Majoran sind dagegen ein Genuss. Pfifferlin­ge liefern hochwertig­es Pflanzenei­weiß, Vitamin B2, Folsäure und Biotin und viel Eisen. Dieses lässt sich mit Vitamin C besser verwerten. Ein kleines Glas Fruchtsaft oder ein Stück Obst direkt nach dem Essen verbessert die Eisenaufna­hme.

Pilze darf man übrigens einmal aufwärmen. Dazu das Pilzgerich­t möglichst im kalten Wasserbad abkühlen lassen, abgedeckt auf der Glasplatte des Kühlschran­ks – dem kältesten Bereich – lagern und tags darauf kurz hoch erhitzen. Eine andere Möglichkei­t ist das Einfrieren für maximal drei Monate.

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernäh rung bei der Verbrau cherzentra­le Bayern.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Kleine und trockene Pfifferlin­ge haben die beste Qualität.
Foto: Ralf Lienert Kleine und trockene Pfifferlin­ge haben die beste Qualität.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany