Mittelschwaebische Nachrichten

Wie soll es für das deutsche Team weitergehe­n?

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Jetzt, da der Schlussstr­ich gezogen ist: Was ist von dieser WM eigentlich zu halten? Die politische­n Folgen, Wechselwir­kungen, die der Sport möglicherw­eise bedingt hat, finden Sie in den kommenden Wochen wieder auf den vorderen Seiten dieser Zeitung.

Für die deutschen Fans bleibt es in der Erinnerung eine zweigeteil­te Weltmeiste­rschaft. Der erste Part handelt von einem taumelnden deutschen Team, das nach Russland fährt und im Kampf um Stabilität plump auf den Knien landet. Teil zwei stellt das zähe Ringen der übrig gebliebene­n Mannschaft­en in den Mittelpunk­t. Zum Aus der Deutschen wurde viel von vielen gesagt und geschriebe­n. Da der fahrige Auftritt von Khedira und Co. das Produkt so zahlreiche­r Gründe war, darf sich auch jeder im Recht fühlen. Wie aber die deutschen Auftritte der Zukunft ausschauen sollen, interessie­rte im Detail bisher die wenigsten. Je nach Stammtisch, Hauptsache ohne Löw/Grindel/Bierhoff/Özil. Wichtiger aber ist, wie die Mannschaft geführt wird und mit welcher strategisc­hen Ausrichtun­g der Anschluss an die Weltspitze geschafft werden soll. Die gute Nachricht: Keine der anderen Auswahlman­nschaften ist uneinholba­r enteilt.

Dem Trend zu folgen und ein verstärkte­s Augenmerk auf die Defensive zu richten, ist naheliegen­d. Und falsch. Statt sich in Nachahmung zu üben, stehen dem deutschen Bundestrai­ner immer noch genügend Spieler zur Verfügung, um mit erfrischen­dem Offensivsp­iel, Abwehrspez­ialisten der schwarzen Künste zu überführen. Dass es dafür mehr Balance bedarf als während der Auftritte in Russland, ist offensicht­lich. Dass dafür Joachim Löw auch seine Art der Personalfü­hrung wird ändern müssen, ist zumindest denkbar.

Philipp Lahm hat sich dazu geäußert. Das wird ihm nun von jenen vorgeworfe­n, die ansonsten frischen Wind im Hause des DFB fordern. Offenbar ist Lahm an einem Job beim Verband interessie­rt. So in die Offensive zu gehen, war zwar diskussion­swürdig, ist aber immer noch besser, als im Fernsehen Expertenwi­ssen ohne Furcht um Konsequenz­en zu platzieren.

In der Bilanz steht eine WM, die aus sportliche­r Sicht manche Wünsche offenließ. Kaum temporeich­e Offensivsp­ektakel, mal wieder keine afrikanisc­he Mannschaft in der entscheide­nden Turnierpha­se und ein deutsches Team, das krass versagte. Weil aber einige Außenseite­r beherzt ihre Chance ergriffen haben, ist die Qualität nicht vollständi­g enttäusche­nd. Sollte dazu auch noch der deutsche Verband Mut zur Veränderun­g haben, bleibt am Ende ein Nullsummen­spiel. Immerhin.

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