Mittelschwaebische Nachrichten
Was ist der beste Plan für die B16?
Der dreispurige Ausbau ist zum Zankapfel geworden. Wenige Tage vor der Günzburger Kreistagssitzung positioniert sich die Industrie- und Handelskammer noch einmal
Günzburg Das Staatliche Bauamt Krumbach soll über eine Kunst verfügen, die keiner beherrscht: Es möglichst allen recht zu machen. Die Behörde ist für die Planung zum Ausbau der Bundesstraße 16 verantwortlich. Die Haltung einzelner Gruppen differiert beträchtlich.
Landwirte in der Region fürchten, dass sie am Ende die Gelackmeierten sind. Erst treten sie Grund für den dreispurigen Ausbau einer „Donauverkehrsachse“ab, die als wirtschaftspolitisch bedeutsam betrachtet wird. Und anschließend müssen sie von der dann zur Kraftfahrtstraße aufgestuften B 16 weichen, weil ihre Traktoren zu langsam sind und den Verkehr nur behindern würden. Die Bauern müssten zum Teil lange Umwege in Kauf nehmen, um vom Hof aufs Feld zu kommen, und sehen das nicht ein. Vor Kurzem ist eine Unterschriftenaktion gestartet, in der zwar der dreispurige Ausbau befürwortet wird. Aber zwischen Günzburg und Lauingen dürfe die Straße nicht umgewidmet werden. Und auch der Abschnitt zwischen Lauingen und Höchstädt „ist für landwirtschaftlichen Verkehr freizugeben“. Diese Forderungen adressiert der Bayerische Bauernverband an den Bundestag, den Landtag, die Landkreise Günzburg und Dillingen, das Staatliche Bauamt Krumbach und die Regierung von Schwaben.
Im Bereich der 20000-Einwohner-Stadt Günzburg werden die Ausbaupläne von der Politik ebenfalls abgelehnt. Zum einen könnte Schleich- und landwirtschaftlicher Verkehr innerstädtische Straßen zur Dauerstaustelle werden lassen. Zum anderen ist es aus Sicht des Stadtrates schlichtweg unmöglich, dass verschiedene Brücken- und Tunnelbauwerke mit einer dreispurigen B 16 zusammenpassen.
Am Mittwoch – dafür spricht derzeit einiges – wird sich auch der Kreistag gegen die Mammutplanung in einer Resolution aussprechen. Wenige Tage vor der Kreistagssitzung hat nun die Industrieund Handelskammer (IHK) Schwaben noch einmal verdeutlicht, dass der durchgehende dreispurige Ausbau dringlich und wichtig für den Wirtschaftsstandort ist. Man dürfe nicht nur über Einzelprojekte dis- kutieren, sondern müsse die Gesamtwirkung für die Region sehen, sagte gestern IHK-Verkehrsexperte Peter Stöferle im Gespräch mit unserer Zeitung. In den kommenden 15 Jahren waren für die etwa zwei Dutzend Einzelprojekte vom früheren Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Der Krumbacher Busunternehmer Josef Brandner, zugleich Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag und Leiter des Verkehrsausschusses der IHK, betonte die überregionale Bedeutung der WestOst-Tangente, die zwischen Günzburg und Ingolstadt gut 110 Kilometer lang ist. Bei einer Verkehrszählung im Jahr 2015 wurden 6800 Fahrzeuge binnen 24 Stunden gemessen. Diese Zahl gelte aber nur für die B 16 nördlich der L 1168 (Unteres Riedswirtshaus). Zwischen dem „Polizeiohr“und dem Kreisverkehr in der Siemensstraße waren es mit 14 800 bereits mehr als doppelt so viele. Das steigerte sich nochmals im Abschnitt zwischen der G 18 und dem „Polizeiohr“mit 16 300 Fahrzeugen. Der Spitzenwert schließlich (23 500) wurde nördlich der A8 und der Abzweigung nach Wasserburg (GZ 18) erreicht. Das ist fast die Hälfte der Fahrzeuge, die auf der A 8 zwischen Günzburg und Burgau unterwegs waren (55 000).
Traktoren gehören für Brandner nicht mehr auf eine ausgebaute B 16. Gleichwohl müssten attraktive Alternativen geschaffen werden – etwa Feldwege entlang der B 16. Der Bauernverband betont, dass die Landwirtschaft auch ein Teil der heimischen Wirtschaft sei. Das wisse die IHK sehr wohl, sagte gestern Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar. Die Kammer sei um den Ausgleich aller Branchen bemüht und sehe das Projekt daher auch „aus der Vogelperspektive“. Die IHK-Regionalversammlungen Günzburg und Neu-Ulm haben sich gemeinsam zum Ausbau der B16 positioniert („Im Wortlaut“).