Mittelschwaebische Nachrichten
Auch nach 160 Kilometern lächelt er noch
Jens-Uwe Brack ist Ultraläufer. Seine Spezialität: 24-Stunden-Rennen. Der Breitenthaler ist ein Spätstarter
Breitenthal Bevor er seinen Spätdienst als Krankenpfleger in der Krumbacher Klinik antritt, läuft Jens-Uwe Brack gerne mal ein bisschen. So 30 bis 40 Kilometer, nur um im Training zu bleiben. Die Kollegen, sagt er, bekämen das gar nicht mit. Stets beginnt der 54-Jährige seine Arbeit mit den Patienten entspannt. Eine knappe MarathonDistanz in den Beinen? Für ihn kein Problem.
Brack ist Ultraläufer, einer jener Ausdauersportler, die sich auf Renndistanzen jenseits des Marathons spezialisiert haben. In Bracks Fall sind das vor allem 24-StundenLäufe. Wer innerhalb eines Tages am weitesten kommt, der gewinnt. Bei 213 Kilometern liegt die persönliche Bestleistung des 54-Jährigen, aufgestellt bei der deutschen Meisterschaft 2015 im sächsischen Reichenbach. Das reichte zum Vizemeistertitel in seiner Altersklasse. Und das würde auch in etwa reichen, um von Bracks Heimatort Breitenthal aus bis nach Würzburg zu laufen.
Wie kam Brack zu diesem extremen Hobby? „Erst wollte ich nur ein bisschen was für meinen Körper tun. Mit 38 habe ich also angefangen, Sport zu machen.“Erst walkte er regelmäßig nach Krumbach zur Arbeit. Als er merkte, dass er dabei Gewicht verlor, packte Brack der Ehrgeiz. Bald lief er seinen ersten Halbmarathon, wenig später den ersten Marathon. Beide Wettkämpfe absolvierte er quasi vor seiner Haustür, in Ebershausen. 2014 schloss er sich dann dem Laufteam des FCE an. Schnell reiste der Breitenthaler auch weitere Strecken, um an Rennen teilzunehmen. Den ersten Ultralauf machte er drei Jahre nach seinem Debüt in Davos (Schweiz) mit.
Der Ehrgeiz, immer noch schnel- und weiter zu laufen, treibt Brack noch heute an. Als Belastung empfindet er das Laufen nicht, obwohl er mindestens fünf Mal pro Woche trainiert. „Das ist das, was mir Spaß macht. Klar bleibt daneben wenig Zeit für andere Dinge. Aber es reizt mich, zu sehen, was der Körper alles leisten kann.“An fünf bis sechs Veranstaltungen nimmt Brack im Jahr teil. Viele sind für ihn nur die Vorbereitung für ein Großereignis.
So auch die „Tortour de Ruhr“. An diesem Lauf quer durch das Ruhrgebiet darf nicht jeder teilnehler men. Wer antreten will, braucht eine Einladung. In diesem Jahr war Brack zum ersten Mal dabei und gewann direkt das 100-Meilen-Rennen. In 18 Stunden und 40 Sekunden bewältigte er die 160,9 Kilometer. Immer mit dabei: seine Crew, die ihn vom Fahrrad und aus dem Auto heraus mit Getränken und Nahrung versorgt und auch darauf achtet, dass er die vorgegebene Route nicht verlässt. „Die waren zum Schluss fertiger als ich“, sagt Brack und schmunzelt.
Dass er auch nach dem Zieleinlauf immer noch lächeln kann, ist Ergebnis seines Trainings. Lange Laufeinheiten seien wichtig, um den Körper an die gleichmäßige, lang andauernde Belastung zu gewöhnen. Sein Durchschnittstempo liege bei etwas weniger als zehn Kilometern pro Stunde. Regen und Schlafmangel müsse er ebenfalls wegstecken können. „Aber wenig Schlaf bin ich ja von den Nachtdiensten in meinem Job gewohnt.“
Obwohl er in ganz Deutschland unterwegs ist, läuft der Breitenthaler daheim immer noch am liebsten. Gebürtig aus Vorpommern, kam Brack nach der Wende in die Region und ist nach wie vor angetan von der Landschaft. Besonders gerne läuft er auf dem Günztal-Radweg. „Ich mache ein paar Schritte raus aus Breitenthal und bin schon für mich allein“, schwärmt er.
Bracks nächstes Ziel ist die deutsche Meisterschaft im 24-StundenLauf Anfang September in Bottrop. Bis dahin wird er vor der Arbeit sicher noch einige Kilometer abspulen.