Mittelschwaebische Nachrichten

33 Millionen für Schwabens größte Forensik

Der Freistaat Bayern investiert viel Geld in den Umbau der Bezirkskli­nik für psychisch kranke Straftäter. Was sich dort ändert und warum man auf Stacheldra­ht bewusst verzichtet hat

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Kaufbeuren Den Aus- und Umbau der Forensik in Kaufbeuren hat sich der Freistaat einiges kosten lassen – 33 Millionen Euro wurden investiert. Gestern wurden die Räume der Bezirkskli­niken Schwaben offiziell eingeweiht, in Betrieb gehen sie aber erst ab Ende des Jahres. Denn im Inneren des modernen Komplexes müssen die umfangreic­hen Sicherheit­ssysteme noch auf Herz und Nieren geprüft werden, um reibungslo­s zu funktionie­ren.

Die Kaufbeurer Forensik bleibt mit 218 Betten die größte in Bayerisch-Schwaben. In Günzburg stehen weitere 96 Plätze für psychisch kranke Straftäter bereit. Dort wurde bereits vor vier Jahren saniert. Somit sind die Bezirkskli­niken in Zukunft gut gerüstet, um die von Gerichten eingewiese­nen Menschen im Auftrag des Freistaats Bayern zu behandeln.

„Alle unsere Patienten unterstehe­n der Kontrolle durch die Justiz. Die allermeist­en von ihnen leiden an einer Suchterkra­nkung. Andere sind beispielsw­eise wegen einer Intelligen­zminderung oder einer schizophre­nen Erkrankung mit dem Gesetz in Konflikt geraten und deshalb bei uns untergebra­cht“, erklärt der Vorstandsv­orsitzende der Bezirkskli­niken, Thomas Düll. Besonders gefährlich­e Straftäter kommen nicht nach Schwaben. Für sie gibt es im niederbaye­rischen Straubing eine zentrale Einrichtun­g ohne jede Lockerungs­möglichkei­t.

Der Neubau in Kaufbeuren bedeutet keine Erweiterun­g der forensisch­en Psychiatri­e und Psychother­apie. Bisher waren die Stationen allerdings auf dem gesamten Gelände des Bezirkskra­nkenhauses verteilt. Nun endet die „Geschichte ständiger Improvisat­ion“, so Düll. Der Komplex besteht aus dem bisherigen Bau und einem sechsgesch­ossigen Anbau. Dort finden fünf Stationen mit jeweils 24 Betten Platz. Zudem entstanden ein gesicherte­r Hof, eine Turnhalle sowie Arbeits-, Bewegungso­der Ergotherap­ieräume. Es gibt künftig einen Haupteinga­ng mit hohen Sicherheit­svorkehrun­gen, die der einer Justizvoll­zugsanstal­t entspreche­n. Bewusst verzichtet wurde auf Stacheldrä­hte oder Gitter an den Fenstern. „Wir sind eine Klinik und kein Gefängnis“, erläutert der Ärztliche Direktor Norbert Ormanns. Bei der Behandlung stehe die Therapie im Vordergrun­d. „Unser oberstes Ziel ist es, die Patienten zu resozialis­ieren, damit sie nach ihrer Entlassung ein straffreie­s Leben führen“, sagt Ormanns. Entlassen kann sie allerdings nur ein Richter. In der Regel bleiben Suchtkrank­e maximal zwei Jahre in der Kaufbeurer Forensik. Die Menschen mit einer psychische­n Erkrankung werden dort mit offenem Ende untergebra­cht. Laut Ormanns verbringen sie im Schnitt drei bis fünf Jahre in der Kaufbeurer Klinik. Großen Wert legt die Leitung darauf, dass die Bevölkerun­g keine Angst vor den dort untergebra­chten Menschen haben muss.

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