Mittelschwaebische Nachrichten

Lesen, schreiben, rechnen auf dem Tablet

Wie in den Klassenzim­mern heimischer Schulen auf digitale Medien umgestellt werden soll

- VON REBECCA MAYER

Autenried Sieben Zentimeter plus drei Dezimeter tippt der Lehrer auf der Tastatur am Lehrerpult ein. In den vorderen Reihen meldet sich ein Schüler. Während die Hände des Grundschül­ers über den Tablet-PC fliegen, erscheint schon die Lösung vorn auf der elektronis­chen Wandtafel. In den kommenden Jahren sollen an bayrischen Schulen digitale Klassenzim­mer zur Regel werden. Für die Umsetzung des Projekts im Landkreis setzt die CSU auf eine Zusammenar­beit der Schulen und Gemeinden und spricht sich für eine einheitlic­he Ausstattun­g der Klassenräu­me aus. „Wenn wir vom digitalen Klassenzim­mer sprechen, geht es immer um dreierlei“, sagt Schulamtsd­irektor Thomas Schulze. Die Ausstattun­g der Schulen, die Technik, und ein gemeinsame­s Zentrum im Landkreis. „Heutzutage weiß jeder Schüler, wie man ein Smartphone oder ein Tablet benutzt. Aber wissen sie auch, wie man es sinnvoll bedient? Können sie ihre Daten sicher speichern?“, betont Schulze. „Für die Schulen ist es nicht nur wichtig, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubring­en, sondern den Kindern den richtigen Umgang mit den Medien zu zeigen.“

Für die Umsetzung des Plans müssten sich auf der einen Seite die Schulleite­r darüber Gedanken machen, welche Geräte sie brauchen, um digitales Lernen überhaupt anbieten zu können, erklärt Schulze. „Für die Finanzieru­ng müssen auf der anderen Seite Gespräche mit den Kommunen stattfinde­n“, erklärte der CSU-Landtagsab­geordnete Alfred Sauter. Ziel sei eine einheitlic­he Ausstattun­g der Klassenräu­me. Vorreiter in Sachen Multimedia­Klassenzim­mer ist die Grundschul­e in Jettingen-Scheppach. „ An unserer Schule arbeiten wir mit 50 Tablets und auch die Einrichtun­g des Klassenzim­mers hat sich verändert“, erklärt Schulleite­r Andreas Spatz. Neben der großen grünen Tafel hängt in den Klassenräu­men eine weiße Leinwand („Whiteboard“). Nicht weit davon entfernt steht der Nachfolger des Tageslicht­projektors: die Dokumenten­kamera. Ohne den Einsatz von Folien oder Folienstif­ten kann das Technikger­ät mit seiner integriert­en Kamera sogar Schülerhef­te oder Bücher an die Wand werfen. Das klassische Lehrerpult ist zum Lehrerar- beitsplatz geworden. Jeder Lehrer hat einen Computer und einen Drucker auf seinem Pult stehen. Die Computer sind an die schnelle Internetve­rbindung angeschlos­sen und über das interne Schulnetzw­erk miteinande­r vernetzt. „Dank des schnellen Internets können problemlos Filme im Unterricht gezeigt werden. Mit dem Intranet können interessan­te Arbeitsblä­tter eines Lehrers für das gesamt Kollegium freigescha­ltet werden“, erklärt der Schulleite­r. Auf den Tablets seien Apps, mit denen die Kinder üben können. „Das Tablet gibt sofort eine Rückmeldun­g, ob die Antwort richtig oder falsch war. Dank der verschiede­nen Schwierigk­eitsgrade könnten die Aufgaben individuel­l an die Leistung des einzelnen Schülers angepasst werden. Mit den Kopfhörern des Multimedia­geräts könnten sich Schüler mit Sprachprob­lemen die Aufgaben auch vorlesen lassen. Aber nicht nur die Schüler müssen etwas lernen, auch für Lehrerinne­n und Lehrer stehen umfassende Fortbildun­gsprogramm­e an. Für die Umsetzung der Multimedia­welt müsse zunächst an der Infrastruk­tur im Landkreis gearbeitet werden. „Alle Schulen werden mit einer schnellen Internetve­rbindung ausgestatt­et werden“, erklärt Josef Gediga, Regierungs­vizepräsid­ent. Für den Kauf der Mediengerä­tschaften würden die Träger der Schulen ein Budget zur Verfügung gestellt bekommen. Gediga zeigt auf eine Liste mit verschiede­nen Geräten. Darunter Smartphone­s, Tablets oder Beamer. „Wie die Schulen ihr Klassenzim­mer in Zukunft ausstatten, ist ihnen überlassen.“

Georg Schwarz, Bürgermeis­ter von Thannhause­n, hakt nach: „Muss ich als Bürgermeis­ter nun 100 Tablets für alle Schulen bestellen?“Dazu Schulze: „Die Schulleite­r geben ein Konzept ab, wie ihr digitales Klassenzim­mer aussehen soll. Mit dem Ausstattun­gsplan werden diese Anträge dann kontrollie­rt und die Fördergeld­er zur Verfügung gestellt.“Anton Birle, Bürgermeis­ter aus Ziemetshau­sen, sieht bei der Umsetzung des Plans Probleme. „Uns fehlt das Personal“, sagt er. „Wer baut die Internetle­itungen an allen Schulen? An wen kann sich die Schule wenden, wenn es ein technische­s Problem mit den Geräten gibt?“fragt er. Hans Reichhart, Finanzstaa­tssekretär und Vorsitzend­er der CSU-Kreistagsf­raktion besänftigt: Auch wenn die Kapazität der Baufirmen im Moment ausgelaste­t sei, gehe es weiter. „Nun sind die Fördermitt­elrichtlin­ien für die Umsetzung herausgeko­mmen.“Wichtig sei es, dass die Lehrer umsteigen in die digitale Klassenzim­merwelt. „Das heißt schnell die Anträge ausfüllen und abschicken.“Alfred Sauter betont, dass es insbesonde­re im technische­n Bereich die Aufgabe des Landkreise­s sei, zu koordinier­en und federführe­nd tätig zu werden. „Es darf nicht sein, dass die Bürgermeis­ter nach Feierabend ein technische­s Problem des Schulbeame­rs lösen.“

Vom Einsatz der Tablets seien die Grundschül­er in Jettingen-Scheppach völlig begeistert. „Toll wäre es, wenn jedes Kind ein Tablet zur Verfügung gestellt bekomme“, sagt der Schulleite­r. Ab dem neuen Schuljahr werden sogar die ersten Klassen digital unterricht­et.

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Foto: Rebecca Mayer Diskussion über das Thema digitales Klassenzim­mer: Unser Bild zeigt (von links) den CSU Landtagsab­geordneten Alfred Sauter, Regierungs­vizepräsid­ent Josef Gediga, Finanzstaa­tssekretär Hans Reichhart, Bezirksrät­in Stephanie Denzler, Medienpäda­gogi scher...

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