Mittelschwaebische Nachrichten
Egger kann’s nicht fassen
Es hätte der bisher größte Triumph in der Karriere des 23-Jährigen sein können. Doch eine Unaufmerksamkeit kostet den Obergessertshauser die Chance auf den deutschen Meistertitel
St. Ingbert/Obergessertshausen Seit Jahren tastet sich der Mountainbiker Georg Egger aus Obergessertshausen Schritt für Schritt an die deutsche Spitze heran. Vor einem Jahr holte der 23-Jährige bei der Deutschen Meisterschaft in seinem ersten Elite-Rennen, also bei den Herren, direkt Bronze. Er hat mit dem Lexware Mountainbike Team einen Rennstall, der es ihm ermöglicht, neben seinem MaschinenbauStudium auf höchstem Niveau zu trainieren. Er gehört dem Nationalkader an und nimmt regelmäßig an Weltcup-Rennen teil.
Logisch, dass sich Egger bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft einen Platz auf dem Podium holen wollte. Im saarländischen St. Ingbert traten die besten Fahrer Deutschlands im Cross Country, der Form des Mountainbikens, gegeneinander an. Im letzten Rennen des Tages bot Georg Egger eine famose Leistung und nistete sich in der vierköpfigen Spitzengruppe ein, die in der zweiten von sieben 4,2-Kilometer-Runden entstand. Favorit Manuel Fumic (Kirchheim/Teck) hielt sich zurück, Egger fuhr meist an zweiter Stelle, hinter Ben Zwiehoff aus Essen, der viel Führungsarbeit verrichtete. Vierter im Bunde war Martin Gluth aus Freiburg.
Zwei Runden vor Schluss ergriff der 36-jährige Veteran Fumic die Initiative. Das riss die Spitzengruppe auseinander. Egger aber biss sich am Hinterrad des Titelverteidigers fest. Weil er ihn nicht loswurde, drosselte der Fumic in der Schlussrunde noch mal das Tempo, sodass Zwiehoff wieder aufschließen konnte. Alles sah nach einem spannenden Zielsprint zwischen den Führenden aus. Doch Egger griff nicht an, blieb hinter Fumic und rollte mit einer Sekunde Rückstand auf den VizeWeltmeister von 2013 (1:23:27) über die Ziellinie. Was war bloß passiert?
Die Antwort lieferte der fassungslose Egger nach dem Rennen. „Ich dachte, wir hätten noch eine Runde“, so der 23-Jährige. Er hatte offenbar die Glocke überhört, die den Beginn der letzten Runde ankündigt. So fuhr er Fumic hinterher und realisierte erst auf der Zielgeraden, dass jetzt Schluss war. „Das war natürlich meine eigene Schuld, aber es ist ärgerlich, weil ich mich ganz auf die Schlussrunde fokussiert habe“, meinte er zunächst zerolympischen knirscht. Auf Instagram nannte er sich selbst „Fool of the day“, also Depp des Tages. Selbstironisch fügte er hinzu: „Der Klügere hat gewonnen.“
Später fand der Silbermedaillengewinner seinen Erfolg dann doch noch „total geil“und freute sich über einen „super Tag“. Positiv fiel vor allem auf, dass Egger nicht, wie zuletzt, am Ende des Rennens eingebrochen war. „Da habe ich einen riesigen Fortschritt gemacht“, konstatierte der Obergessertshauser. Wie das Rennen geendet hätte ohne Eggers gedanklichen Lapsus, darüber machte sich der 23-Jährige hinterher keine Gedanken mehr. Stattdessen kündigte er bereits kämpferisch an, 2019 selbst das Siegertrikot in den Deutschland-Farben überziehen zu wollen.